Kliniken | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart/Tübingen:

Universitätskliniken fordern deutlich mehr finanzielle Unterstützung von der Bundespolitik

Stand: 14.11.14 19:14 Uhr

Überarbeitetes Personal, überfüllte Notaufnahmen und monatelanges Warten auf einen Termin - das werde immer mehr zum Alltag in der deutschen Hochschulmedizin. Und so geht es nicht weiter, sagt jetzt auch das Tübinger Uniklinikum und fordert gemeinsam mit den 32 Universitätskliniken bundesweit, mehr finanzielle Unterstützung von der Politik. Mit einer Aktionswoche hoffte die Hochschulmedizin vor allem in Berlin auf offene Ohren zu stoßen. Denn dort arbeitet aktuell eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe an Vorschlägen, wie die Krankenhausfinanzierung ab 2015 neu geregelt werden könnte.

365 Tage im Jahr und rund um die Uhr stehen Ärzte,Technische Assistenten und Pflegepersonal an der Uniklinik Tübingen für Notfälle bereit. Das Problem: Geld gibt es nur wenn Patienten auch tatsächlich zur Behandlung kommen. Dafür, dass die Spezialisten für alle Fälle, Tag und Nacht bereitstehen, gibt es nichts. Ein Zustand, der die Unikliniken in die roten Zahlen treibt, berichten die Vertreter der vier baden-württembergischen Unikliniken, Freiburg, Heidelberg, Ulm und Tübingen. Verschärft werde dieses Problem außerdem durch die immer weiter wachsende Zahl an Patienten.
"Wir sind mit der Hochschulambulanz, die ja Patienten nur für Lehre und Forschung ansich rekrutieren soll, gedeckelt. Das heißt, wir bekommen nur einen bestimmten Geldbetrag. Und wenn dann 4.000/5.000 Patienten mehr kommen, dann müssen wir Geld sogar zurückbezahlen. Also, dieses System kann so nicht mehr klappen", schildert Professor Michael Bamberg, der Vorstandsvorsitzende vom Uniklinikum Tübingen

Das Ergebnis: ginge es nach der bezahlten Leistung durch die Krankenkassen, arbeiteten die Uniklinikmitarbeiter von Oktober bis Ende Dezember, sozusagen umsonst. Deshalb müsse die Politik jetzt dringend tätig werden, und die Krankenhausfinanzierung anpassen.
"Wir haben für die Jahre 2012 und 2013 mittlerweile ein kumuliertes Defizit über alle deutsche Unikliniken von über einer viertel Milliarde Euro. Und wir gehen davon aus, dass sich dieser Negativtrend im Jahr 2014 weiter verstetigt. Und auch im Jahr 2015 es so weitergeht. So dass wir in ein dauerhaftes strukturelles Defizit der Hochschulmedizin in Deutschland laufen", erklärt Ralf Heyder vom Verband der Universitätsklinika Deutschlands e. V.

Die Unikliniken seien rund um die Uhr für Notfallpatienten da, böten außerdem Spezialzentren für komplizierte oder auch seltene Erkrankungen und bildeten außerdem die künftigen Mediziner aus. Dass sie trotz dieser besonderen Leistungen, gleich viel Geld bekämen wie Krankenhäuser ohne solche Angebote, könne einfach nicht gut gehen. Die befürchtete Folge: "Das wir zunehmend Patienten abweisen müssen. Grade diejenigen auch mit seltenen und schwierigen Erkrankungen, weil wir das einfach mit unseren Möglichkeiten nicht mehr bewältigen können", so Professor Bamberg.  "Und insofern brauchen wir da eine Lösung und die entsprechenden Ausstattungen. Dann werden wir uns unserer Aufgabe stellen, als Haus der Maximalversorgung, Tag und Nacht, für alle Patienten bereit zu sein", so Bambergs Fazit.

In diesem Jahr konnte das UKT noch einen Überschuss von 5,1 Millionen Euro erwirtschaften. Für 2015 werde allerdings ein Defizit erwartet. Deshalb richten sich jetzt alle Hoffnungen nach Berlin, wo die Bund-Länder-Arbeitsgruppe an der Reform der Krankenhausfinanzierung für nächstes Jahr tüftelt.

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