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Studie:

Kinder zunehmend mit Online-Risiken konfrontiert

Stand: 31.01.23 15:58 Uhr

Kinder und Jugendliche kommen zunehmend mit Internet-Risiken in Berührung. Gleichzeitig tut sich ein großer Teil der Eltern schwer damit, ihrem Kind eine sichere Internetnutzung zu ermöglichen. Das zeigt der "Jugendmedienschutzindex 2022".

Mit dem "Jugendmedienschutzindex 2022" legt die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) aktuelle Studienergebnisse zum Umgang von Kindern, Jugendlichen und Eltern mit Online-Risiken vor. 77 Prozent der Eltern in Deutschland sind besorgt, dass ihr Kind bei der Online-Nutzung belastende oder schlimme Erfahrungen macht - bei den Heranwachsenden selbst sind es nur 44 Prozent.

Während sich Eltern besonders um den Kontakt zu Fremden und mit verstörenden Inhalten sorgen, beunruhigt Kinder und Jugendliche vor allem das Verhalten anderer Heranwachsender. Obwohl Eltern besorgter sind als noch vor fünf Jahren, geht ihr aktives medienerzieherisches Handeln zurück. Es scheint ihnen schwerzufallen, die richtige Balance zwischen Schutz und Ermöglichung zu finden.

Martin Drechsler, FSM-Geschäftsführer: "Der Jugendmedienschutzindex 2022 zeigt aktuelle Herausforderungen bei der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sowie der elterlichen Medienerziehung. Es wird deutlich: Niedrigschwellige Aufklärungs- und Unterstützungsangebote müssen ausgebaut werden."

Kinder und Jugendliche öfter mit risikobehafteten Online-Phänomenen konfrontiert

Im Vergleich zu 2017 ist die Anzahl der Heranwachsenden, die mit bestimmten Risiken in Berührung gekommen sind, in den meisten Fällen gleichermaßen (deutlich) gestiegen. Hierbei ist bemerkenswert, dass deutlich mehr Kinder und Jugendliche angeben, mit bestimmten Risiken bereits in Berührung gekommen zu sein, als sie dies Heranwachsenden ihrer eigenen Altersgruppe zutrauen. Zu den meistgenannten selbst erlebten Risiken gehören: zu viel Zeit im Internet verbringen (72 %), mit zu viel Werbung in Berührung kommen (58 %), online mit verstörenden oder beängstigenden Inhalten in Berührung kommen (48 %), im Netz Personen kennenlernen, denen man nicht trauen kann (46 %), von anderen online belästigt werden (45 %) und von anderen online gemobbt zu werden (43 %).

Dr. Claudia Lampert, Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) erläutert: "Die Herausforderungen der Online-Nutzung für Kinder und Jugendliche verlagern sich immer deutlicher auf Interaktionssituationen. Dafür brauchen wir neue Ansätze der Befähigung im erzieherischen Jugendmedienschutz. Dies kann nur dann durch enge Zusammenarbeit von pädagogischen Stellen und Anbietern gelingen, wenn Kinder und Jugendliche frühzeitig in die Entwicklung der Angebote einbezogen werden."

Zustimmung zum Jugendmedienschutz weiterhin hoch - aktives Handeln der Eltern rückläufig

Eltern und Heranwachsenden ist der Jugendmedienschutz mehrheitlich wichtiger als ein freier Zugang zu allen Online-Angeboten. Bei vielen Jugendschutzmaßnahmen ging die Zustimmung allerdings im Vergleich zu 2017 zurück. Eltern sehen sich selbst in der Verantwortung, ihre Kinder vor Online-Risiken zu schützen - jedoch ist ihr medienerzieherisches Handeln im Vergleich zu 2017 rückläufig und fällt mit dem Alter der Heranwachsenden stark ab. Es zeigen sich Konflikte zwischen Schutz- und Teilhabeorientierung. So erlauben 31 Prozent der Eltern ihrem Kind Online-Angebote zu nutzen, bei denen sie Risiken sehen, damit es nicht von wünschenswerten Kontakten oder Inhalten ausgeschlossen ist. Dr. Niels Brüggen, Leiter der Forschungsabteilung des JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis betont: "Die Rolle von Eltern im Jugendmedienschutz ist anspruchsvoll und sie brauchen dringend Unterstützung, um ihren Kindern Schutz und Teilhabe altersgerecht zu ermöglichen."

Jugendliche kompetenter als ihre Eltern

Nur 55 Prozent der Eltern bewerten ihre Fähigkeiten, ihrem Kind eine sichere Online-Nutzung zu ermöglichen, als gut oder sehr gut. Ab 13 Jahren nehmen sich Heranwachsende im Umgang mit Online-Medien im Vergleich zu den Eltern durchschnittlich als kompetenter wahr. Die Fremdeinschätzung der Eltern bestätigt dies. Nur wenige Eltern und Heranwachsende kennen und nutzen Hilfsangebote sowie Beschwerde- und Meldestellen. Insgesamt ist das elterliche Wissen über Hilfsangebote und Meldestellen im Vergleich zu 2017 sogar zurückgegangen. Jedoch geben 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen an zu wissen, an wen sie sich mit negativen Online-Erfahrungen wenden würden.

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