Brand Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Ermittlungen wegen Mordverdacht: Drei Menschen bei Brand in Fachpflegeheim getötet

Stand: 19.01.23 14:33 Uhr

Bei einem Brand in einem sozialpsychiatrischen Fachpflegeheim in der Oberlinstraße in Reutlingen sind am Dienstagabend drei Menschen gestorben.


Eine Frau wurde schwer verletzt, elf weitere Menschen erlitten leichte Verletzungen. Mittlerweile steht die schwerverletzte Frau unter dem dringenden Verdacht, das Feuer selbst gelegt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen dreifachen Mordes und elffachen Mordversuchs.

Das Fachpflegeheim beim Hofgut Gaisbühl am Tag nach der Katastrophe. Die Wohneinheit im Obergeschoss des zweistöckigen Gebäudes ist unbewohnbar. Im Gebäude wohnen Menschen mit psychischer Erkrankung, die zudem noch pflegebedürftig sind. Als der Brand ausbrach, waren 37 Bewohner und fünf Pflegekräfte im Gebäude.

 

 


 

+++ Lesen Sie hier unseren Artikel mit weiteren ausführlichen Informationen zum Brand mit 3 Todesopfern +++


 

 

"Die Polizei ist gegen 19 Uhr 40 in die Oberlinstraße nach Reutlingen gerufen worden, wie sich vor Ort herausgestellt hat, war in einem Zimmer einer dortigen sozialpsychiatrischen Einrichtung ein Feuer ausgebrochen", berichtet Ramona Noller vom Polizeipräsidium Tübingen.

Für die Feuerwehr war es zunächst ein Einsatz wieder jeder andere auch. Aber bei der Ankunft wies eine Pflegekraft darauf hin, dass noch Menschen im Gebäude waren.

"Es war klar, dass in dem Bereich sieben Personen untergebracht sind", sagte Feuerwehrkommandant Michael Reitter. "Eine Person war im Freien. Das hieß zu dem Zeitpunkt unseres Eintreffens waren noch sechs Personen im Brandgeschoss eingeschlossen, das heißt, wir hatten dann sofort mit unseren Kräften die Brandbekämpfung und die Menschenrettung eingeleitet mit den Kräften des ersten Löschzuges, haben sofort eine Alarmstufenerhöhung durchgeführt", so Reitter weiter.

"Wie sich vor Ort leider herausgestellt hat, konnten drei Personen, eine 53 Jahre alte Frau und zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren nur noch tot geborgen werden", so Polizeisprecherin Ramona Noll. " Eine 57 Jahre alte Frau erlitt schwere und elf weitere leichtere Verletzungen."

Die 57-jährige Frau schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Mittlerweile steht sie im Verdacht, den Brand selbst gelegen. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft um 14:30 Uhr mit. Um die Mittagszeit war die Spurensicherung im Gebäude unterwegs. Die Ermittlungen dauern noch an.

Der Feuerwehreinsatz verlief insgesamt sehr zügig. Feuerwehrkommandant Reitter: "Der Brand war bei unserem Eintreffen schon nahezu erloschen, wir konnten uns also auf die Menschenrettung konzentrieren, und nach Auswertung unserer Ergebnisse war der Löschzug nach sechs Minuten vor Ort, und nach einer Dreiviertelstunde waren alle Personen aus dem Gebäude gerettet beziehungsweise geborgen."

Am Mittwoch-Nachmittag besuchten Sozialminister Manne Lucha und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl den Unglücksort. Auf einer Pressekonferenz äußerten sie sich zusammen mit anderen hochrangigen Vertretern aus Politik und Verwaltung zum Brandgeschehen.

"Zuerst denken wir natürlich an die Opfer, an die Verstorbenen, an die Verletzten und an die Angehörigen, an die Freunde", sagte Minister Lucha. "Wir danken aber auch und denken an die Rettungskräfte, an die, die vor Ort so schnell und so umsichtig agiert haben."

Ein sehr nachdenklicher Landesbischof Gohl sagte: "Das zeigt, wie wenig planbar das Leben ist. Die, um die wir jetzt trauern, haben vor 24 Stunden noch gelebt. Und deshalb fand ich schön, dass wir miteinander im Bruderhaus drüben eine Andacht gefeiert haben, was wir als Christen auch tun können, dass wir einfach unserer Ratlosigkeit und auch der Klage Ausdruck verleihen."

Oberbürgermeister Thomas Keck fügte hinzu: "Ich kann nur sagen, es ist eine Mischung aus Trauer und Dank. Danke allen Rettungskräften, ihr habt einen tollen Job gemacht."

Regierungspräsident Klaus Tappeser ging auf die Manöverkritik ein, und die war durchweg positiv: "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, der Landkreis hat hervorragend gearbeitet, Brandschutz hat hervorragend gearbeitet, also, dass man bei aller Betroffenheit trotzdem sagen kann: Ja, der Gedanke der Inklusion funktioniert mit allen Menschen."

Dr- Tobias Staib, Vorstandsvorsitzende der BruderhausDiakonie, einer der Gesellschafter der gp.rt, sagte: "Wenn Sie sich vorstellen, bei Ihnen zu Hause bricht ein Brand los und nach sechs Minuten ist die Feuerwehr da, dann ist bei all dem Unglück und bei all der Trauer, die wir zu beklagen haben, auch ein Stück weit eine Rückversicherung für das eigene Leben verbunden mit diesem Ereignis."

Und Landrat Dr. Ulrich sagte: "Wir trauern gemeinsam, wir fühlen zusammen mit, und wir beten gemeinsam. Sowohl für die Opfer, als auch für deren Angehörige. Wenn man aber in der letzten Nacht dabei war, dann sind wir wirklich auch heute hier, um gemeinsam dankbar zu sein."

Es gab viel Lob die Hilfskräfte, aber auch für den Brandschutz. So konnten Menschen gerettet und Schlimmeres verhindert werden.

Feuerwehrkommandant Michael Reitter sagte: "Nach dem ersten Augenschein hat das Brandschutzkonzept, so wie es landesweit und bundesweit für solche Einrichtungen gilt - es handelt sich um ein Gebäude mit besonderer Art der Nutzung - hier gegriffen und hat auch dazu beigetragen, dass nicht noch größerer Schaden entstanden ist."

Sozialminister Manne Lucha legte am Ort des Geschehens zum Gedenken an die Opfer einen Blumenstrauß nieder. Denn jetzt, am Tag nach dem Unglück ist erst die Zeit der Trauer. Doch dann geht es darum, offene Fragen zu klären. Zum Beispiel zum Tatmotiv. Hier laufen die Ermittlungen weiter.

Der Reutlinger Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Grünen Landtagsfraktion Thomas Poreski teilte mit: "Der schreckliche Brand im Pflegeheim der BruderhausDiakonie erfüllt mich mit tiefer Trauer. Meine herzliche Anteilnahme gilt den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern und deren Angehörigen. Zudem fühle ich - nicht zuletzt als ehemaliger Heimleiter - mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung sowie deren Leitung. Ihnen allen wünsche ich viel Kraft und auch die notwendige Unterstützung bei ihrer Trauer und Aufarbeitung."

WERBUNG:



Seitenanzeige: