Einzelhandel | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg:

Einzelhandel schlägt Alarm: Steigende Energiepreise und sinkende Kauflust

Stand: 27.09.22 17:02 Uhr

Der Einzelhandel in Baden-Württemberg schlägt Alarm. Die derzeitige Lage sei für viele Händler existenzbedrohend. Zumindest gebe es momentan keine Planungssicherheit. Der Handelsverband Baden-Württemberg HBW sieht daher dringenden Handlungsbedarf von Seiten der Bundesregierung. Auf seiner jüngsten Online-Pressekonferenz fordert der Verband unter anderem, den Strompreis zeitlich befristet zu deckeln und die Gasumlage zu stoppen.


Es sind harte Zeiten für den Einzelhandel in Baden-Württemberg. Zuerst die Corona-Pandemie mit den staatlich angeordneten Zwangsschließungen. Dann Maskenpflicht und 3G. Jetzt machen steigende Energiepreise und eine sinkende Kauflaune den Händlern zu schaffen.

"Die Kerze brennt letztendlich auf beiden Seiten momentan runter", erklärt Alexander Seppel, der ein Schuhgeschäft in Mannheim betreibt. "Auf der einen Seite haben die Kunden weniger Geld, was sie bei uns in den Läden lassen können, und auf der anderen Seite werden die Beschaffungskosten ja immer teurer. Das macht uns große Sorgen. Und wir stehen irgendwo in der Mitte und wissen nicht genau, was auf uns zukommt. Das ist so ziemlich die schlechteste Situation, die ich mir da vorstellen kann."

Und Hermann Hutter von Hutter Trade sagte: "Wir haben einen quasi Dauerkrisenmodus. Mir hat neulich mal so ein Krisenforscher gesagt, wir sind im Krisen-Tinnitus, weil das permanent weitergeht, und wir sind dadurch sehr belastet, und wir sehen große Sorgen für unsere Einzelhandelsgeschäfte, aber auch für die Innenstädte, in denen viele unserer Geschäfte sind."

Beim Modehaus Zinser mit Sitz in Tübingen sieht es noch relativ gut aus. Hier habe man in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet, so Geschäftsführer Christian Klemp. Jetzt wolle man in allen Geschäften vor allem in Photovoltaik investieren, um Energie zu sparen. Die Entwicklung macht trotzdem auch hier Sorgen, denn mit der Photovoltaik ließen sich nur 30 Prozent des Energiebedarfs decken. "Das wird nicht komplett unseren Ertrag auffressen", sagte Klemp. "Aber es minimiert Investitionen oder freie Mittel für andere Dinge."

Auch im Modehaus Zinser ist das Niveau der Vor-Corona-Zeit bei der Nachfrage noch nicht erreicht. Zwar kämen wieder mehr Gezielt-Einkäufer, doch die Gelegenheits-Shopper blieben aus. So bliebe die Frequenz auch 2022 etwa zehn bis fünfzehn Prozent unter 2019.

Ganz andere Probleme haben der Lebensmittelläden. Zwar werden Lebensmittel immer verkauft, doch hochpreisige Güter wie Bioprodukte verlieren gegenüber Discounterware. Und die Energiekosten sind wegen der Kühlschränke enorm. "Deswegen ist der Strompreisdeckel für uns als Lebensmittler, als Nahversorger sehr, sehr wichtig", sagte Thilo Kauf von Naturata in Überlingen. "Ansonsten gibt es da nur die Möglichkeit, dass wir die Filialen schließen, wo das einfach nicht mehr abbildbar ist."

Ladenschließungen aller Orten befürchtet der HBW landesweit. Und dadurch auch Attraktivitätsverlust in den Innenstädten des Landes. Deshalb fordert der Einzelhandelsverband, das Energieangebot maximal auszuweiten. Dazu gehören auch Kohle, Kernkraft und der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem müsse der Strompreis vorübergehend gedeckelt werden.

Besonders betroffene Unternehmen sollten eine wirksame Härtefallhilfe erhalten, die Stromsteuer müsse abgesenkt, die Gasumlage gestoppt, und der Strommarkt umgestaltet werden, dass nicht mehr teure Gaskraftwerke den Strompreis bestimmen.

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