Staatsanwaltschaft Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Staatsanwaltschaft Tübingen:

Weniger Diebstähle, mehr Pornographie: die Bilanz 2021

Stand: 02.06.22 15:47 Uhr

Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr 2021 einen erheblichen Einfluss auf die Arbeit der Staatsanwaltschaft Tübingen ausgeübt. Die Dezernenten arbeiteten nicht nur wegen Home Office unter erschwerten Bedingungen: sie bekamen es auch mit ganz neuen Straftaten wie Impfpassfälschung oder Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz zu tun. Am heutigen Donnerstag hat die Behörde ihre Jahresbilanz für 2021 vorgelegt. Besonders auffällig ist dabei ein Anstieg bei der Verbreitung pornographischer Inhalte.


Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Reutlingen. Die Pandemie hat die Welt verändert und somit auch die Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Auch wenn die Demonstrationen in der Regel friedlich und ohne besondere Vorkommnisse verliefen: Allein 43 Verfahren hat die Staatsanwaltschaft in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Calw im Zusammenhang mit Versammlungen eröffnet. Im Vorjahr waren es nur 13 Verfahren gewesen.

Sechzig Verfahren befassten sich mit gefälschten Impfpässen, "wo Menschen probieren, über Apotheken sich digitale Impfzertifikate mit gefälschten Impfpässen zu besorgen und in Kombination damit die rechtliche Unsicherheit, die bestand bei der Frage: Ist das strafbar? Oder: Nach welcher Norm ist das strafbar?" sagte der Erste Staatsanwalt Nicolaus Wegele. "Das hat sich ja zum Glück jetzt geklärt, wir halten das für strafbar, das hat auch das OLG Stuttgart entschieden, dass das eben als Urkundenfälschung zu verfolgen ist."

Insgesamt knapp 52.000 Verfahren beschäftigten die Staatsanwaltschaft Tübingen im vergangenen Jahr. Rund 5.000 weniger als im Rekordjahr 2020. Bei 34 Verfahren ging es um Mord oder Totschlag, bei knapp 2.500 Verfahren um vorsätzliche Körperverletzung.

Coronabedingt gab es weniger Wohnungseinbrüche als 2019 – mit 224 weit unter dem Durchschnitt. Ebenso sank die Zahl der Diebstähle auf 2.293 – wahrscheinlich ebenfalls wegen Corona.

Besonders auffällig: ein massiver Anstieg an Verfahren wegen der Verbreitung pornographischer Inhalte, "was darauf zurückzuführen ist, dass das BKA eine Vielzahl von Daten ausgewertet hat, weitergeleitet hat an die örtlichen Dienststellen, das wir massiv in Chatgruppen ausgewertet haben und daraus eben explodierende Zahlen haben, die wir zu bewältigen haben in der Behörde", so Wegele.

Auch die Internet-Straftaten haben zugenommen: Vom Betrug durch Fake Shops über Geldwäsche und den Drogenhandel im Darknet bis hin zur Hasskriminalität. Diese schlägt mit rund 150 Verfahren zu Buche. "In der öffentlichen Wahrnehmung spielt das eine große Rolle", sagte Nicolaus Wegele, "und wir sehen das immer wieder bei Angriffen auf Politikern oder ähnliches, dass es da wichtig ist zu reagieren und gesetzgeberisch weiter tätig zu sein und im Rahmen der Strafverfolgung, dass wir die Fälle ernst nehmen und entsprechend bearbeiten."

Vor Gericht sind insgesamt 7,5 Prozent der beschuldigten Personen gelandet. Bei drei Vierteln stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein – knapp die Hälfte davon, weil kein hinreichender Tatverdacht bestand.

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