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"Unschätzbar kostbare Fracht" - Zwei Reliquiare aus Zwiefalter Münsterschatz nach Prag ausgeliehen | RTF.1
Reliquien aus Zwiefalter Münsterschatz | Bildquelle: Diözese Rottenburg-Stuttgart

Rottenburg / Zwiefalten :

"Unschätzbar kostbare Fracht" - Zwei Reliquiare aus Zwiefalter Münsterschatz nach Prag ausgeliehen

Stand: 03.11.14 18:57 Uhr

DRS - Zwei unschätzbar wertvolle Reliquiare aus der ehemaligen Benediktinerabtei Zwiefalten haben die Diözese Rottenburg-Stuttgart für fünf Monate verlassen. Ein so genanntes Tafelreliquiar mit einer Kreuzreliquie und weiteren Reliquien sowie ein Vortragekreuz mit Kreuzreliquie gehören zu den Glanzstücken einer Ausstellung in Prag, die dort unter dem Titel "Tu den Paradiesgarten auf. Die Benediktiner im Herzen Europas 800 bis 1300" von Donnerstag (6. November) bis 15. März 2015 zu sehen ist.

Mit großem Aufwand sorgte Diözesankonservatorin Melanie Prange dafür, dass die Kostbarkeiten aus dem frühen 12. Jahrhundert am heutigen Montag sicher verwahrt ihre Reise nach Tschechien antreten konnten.

Aus Sicherheitsgründen werden die für die Ausleihe nach Prag mit jeweils zwei Millionen Euro versicherten Schatzstücke in Zwiefalten nicht gezeigt; sie liegen dort im Tresor. Bei dem Tafelreliquiar in Tragaltar-Form handelt es sich um ein Kunstwerk, das nach der Chronik des Zwiefalter Abtes Berthold von Grüningen von 1138 eine von Pilgern in Jerusalem erworbene Kreuzreliquie enthält, die schließlich in Zwiefalten landete.

Abt Berthold beschrieb das Reliquiar als „aus reinstem Gold und mit Edelsteinen beinahe in der Art eines Buches hergestellte" Lade. „Es ist ein in dieser Form weltweit einmaliges Werk", versichert Diözesankonservatorin Prange. Eigens für den Transport ließ die promovierte Kunsthistorikerin die beiden Objekte dreidimensional scannen, damit passgenau in die Transportkisten integrierte Schaumstoffformen hergestellt werden konnten.

Auf dem reich mit Golddraht filigran verzierte Tafelreliquiar aus goldbedecktem Eichenholz mit Perlen und Edelsteinen symbolisieren Tiere und Fabelwesen die erlösungsbedürftige Welt. Das Zentrum des Reliquiars bildet ein Doppelkreuz in byzantinischer Form. Die Kreuzarme bergen Reliquien von der Krippe Jesu, Steine vom Felsen Golgotha, vom Grab Jesu und vom Ort der Himmelfahrt. Reliquien enthält es zudem von Johannes dem Täufer, den Aposteln Andreas und Jakobus sowie vom Evangelisten Markus.

Auf dem Vortragekreuz mit Kreuzreliquie, das auf eine Stange gesteckt werden konnte, verweist ein im 19. Jahrhundert aufgebrachter Christuskorpus auf den Erlöser, der am Ende der Tage die Welt richten wird. Betont wird durch das Kreuz, dessen heutige Vorderseite ursprünglich die Rückseite war, nicht das Leiden Christi, sondern dessen Herrschaft über das Universum; an den Händen der Figur fehlen die Wundmale. Ursprünglich enthielt dieses Reliquiar der Chronik zufolge ein Überbleibsel des Mantels von Maria sowie Reliquien mehrerer Apostel. Nur die Kreuzreliquie indes blieb erhalten.

Für Kunsthistoriker bieten beide Werke eine faszinierende Fülle von künstlerischen Details und religiösen Botschaften. Ob Besucher je die beiden Raritäten in Zwiefalten ansehen können werden, lässt Diözesankonservatorin Prange offen und verweist auf das unkalkulierbare Sicherheitsrisiko einer möglichen Ausstellung in der Basilika.

 

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