Kirche Gruorn | Bildquelle: pixelio.de - Albrecht E. Arnold Foto: pixelio.de - Albrecht E. Arnold

Gruorn:

Tiefe Verbundenheit zur Heimat auch nach 75 Jahren

Stand: 01.11.14 17:10 Uhr

Jedes Jahr an Allerheiligen erwacht ein verschwundenes Dorf zu neuem Leben. Wegen der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Münsingen hatten die Nationalsozialisten die Bewohner von Gruorn aus ihrem Dorf vertrieben. Schon während der Zeit der militärischen Nutzung hatten die jedoch erreicht, dass sie zweimal im Jahr in ihre Heimat zurück durften. An Pfingsten und Allerheiligen. Mittlerweile stehen der Truppenübungsplatz und Gruorn jedem Wanderer offen. An den regelmäßigen Heimattreffen hat das aber nichts geändert.

Zwei Kränze wurden heute beim Ehrendenkmal vor der Stephanuskirche niedergelegt – zur Erinnerung an die gefallenen Opfer während des Ersten Weltkrieges, aber auch zur Erinnerung für viele Gruorner an die verlorene Heimat. Einmal im Jahr sind sie ihrer Heimat wieder näher. Laut dem Vorsitzenden des Komitees zur Erhaltung der Kirche in Gruorn, Hans Lamparter, kämen sie, hätten Freude und würden sich untereinander wiedertreffen. Weil sie ireh Heimat verloren und aufgegeben hätten, sei das für die Menschen wirklich eine tolle Sache, dass die sich hier wieder zusammenfinden und sich austauschen und sich unterhalten könnten. Die 40 bis 50 verbliebenen Gruorner spüren auch nach 75 Jahren eine tiefe Verbundenheit zu ihrem früheren Wohnort. Hans Lamparter hat es über viele Jahre hinweg gespürt: Dass viele Gruorner immer wieder gesagt hätten, sie hätten es nie verkraftet, dass sie dort ihre Heimat verloren hätten. Heimat sei doch ein Begriff, der auch in der schnelllebigen und unserer aktuellen Zeit nicht verloren gehe. Besonders in der aktuellen Zeit habe der Heimatbegriff eine hohe Bedeutung. Das merkt Hans Lamparter bei den vielen Flüchtlingen aus Syrien und anderen Ländern. Die Heimat würde ihnen fehlen, und die könne auch niemand ersetzen. Man könne zwar eine neue Heimat wieder aufbauen, so Lamparter. Aber das sei nicht die Heimat, wo man eigentlich geboren sei, wo man aufgewachsen sei und wo man die ganzen Erlebnisse und die ganzen Sachen erlebt habe in der Jugendzeit oder auch später im Leben. Auch den Gruornern kann niemand ihre Heimat ersetzen. Umso wichtiger ist für sie deshalb, dass sie auch künftig zu diesem Fest- und Gedenktag in die verlassene Ortschaft bei Münsingen zukückkehren können.
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