Beatmung | Bildquelle: Bild von Simon Orlob auf Pixabay

Baden-Württemberg:

Krankenhausgesellschaft kritisiert 40% - Corona-Intensivbettenquote im Land

Stand: 19.11.21 14:33 Uhr

(Stuttgart, 19.11.2021) - Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft hat die vom Land beschlossene Bereithaltung von 40% der Intensivbetten für Corona-Patienten heftig kritisiert: Als Folge müssten z.B. schwierige Herz-OPs verschoben werden. Außerdem verliere das Land kein Wort über die finanziellen Folgen. BWKG-Vorstandvorsitzender Scheffold fordert eine massive Erhöhung der Kapazitäten für Booster-Impfungen:

"Mehr Kapazitäten für COVID-19-Patienten bedeuten weniger Betten für andere Patienten" - so fasst der Vorstand der BWKG die Auswirkungen zusammen, die sich aus dem Beschluss der Landesregierung nach seinem Dafürhalten ergeben.

„Die Lage ist dramatisch und die Krankenhäuser tun alles, um alle Menschen, die eine Behandlung brauchen, gut zu versorgen", sagte Scheffold: "Wenn die Krankenhäuser aber immer mehr Kapazitäten für die COVID-19-Patientinnen und -Patienten freihalten müssen, bleiben immer weniger Kapazitäten für andere Fälle. Das ist das kleine Einmaleins."

"Die Folgen für die Menschen – für alle Menschen in Baden-Württemberg – sind inzwischen überall spürbar", so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft, Heiner Scheffold, zur Vorgabe des Landes, 40 Prozent der Intensivkapazitäten für die COVID-19-Patienten vorzuhalten. Die Folge der steigenden Zahl an COVID-19-Patienten sei, dass noch mehr planbare Operationen und Behandlungen verschoben werden müssen. Das könne beispielsweise auch eine schwierige Herzoperation betreffen, die eine Patientin zwar dringend braucht, deren Zustand aber noch nicht lebensbedrohlich ist.

„Es muss jetzt so viel und so schnell geimpft werden, wie es nur geht. Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiges Instrument, um der vierten Welle zu begegnen", so Scheffold weiter. Mit Blick auf die Ungeimpften müsse es eine massive Werbekampagne geben, bei der auch die Folgen einer Triage in den Krankenhäusern klar dargestellt werden. „Ich gehe davon aus, dass bis Januar bis zu 5 Millionen Impfungen im Land benötigt werden", ergänzte Scheffold. „Ich fordere das Land auf, hier schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass diese Impfkapazitäten auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Dazu müssen alle Möglichkeiten pragmatisch und ohne große Bürokratie genutzt werden", fordert Scheffold.

Zur Berechnung erläutert er, dass im Land bis Mitte des Jahres2021 vier Millionen Menschen vollständig geimpft waren. Von ihnen haben bislang etwa 550.000 eine Booster Impfung erhalten. „Das bedeutet, dass 3,4 Millionen Menschen im Land bis spätestens Mitte Januar eine Booster-Impfung brauchen." Gleichzeitig werden erstmals Kinder zwischen 5 und 12 Jahren geimpft, das sind etwa 600.000. Außerdem müssen die ungeimpften Menschen, die sich jetzt für eine Impfung entscheiden, möglichst schnell und unkompliziert versorgt werden. Das seien bestenfalls drei Millionen.

„Was ihre wirtschaftliche Absicherung betrifft, werden die Krankenhäuser schlicht im Regen stehen gelassen. Die Landeregierung hat beschlossen, dass die Krankenhäuser 40 % ihrer Intensivkapazitäten für COVID-19-Patientinnen und Patienten bereithalten müssen, verliert aber kein Wort über die finanziellen Folgen. Die Bundespolitik hat kleine Trostpflästerchen für die Krankenhäuser beschlossen, die COVID-Patienten behandeln. Das sind nicht viel mehr als reine Placebos": Es reiche zum einen nicht und vergesse die anderen Krankenhäuser, denen ihr Normalgeschäft wegbräche und die keinen ausreichenden Ausgleich erhalten, betont der Vorstandsvorsitzende, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist.

Der Plan der Ampel-Parteien, die Vergütung für die Behandlung von COVID-Patienten ein wenig anzuheben, reiche nicht aus: Alle Krankenhäuser seien von den wirtschaftlichen Folgen dieser Ausnahmesituation betroffen, nicht nur die COVID-Schwerpunktversorger. „Offenbar ist die dramatische Finanzlage der Kliniken noch nicht annähernd wahrgenommen worden. Wir brauchen dringend eine hundertprozentige Absicherung der Krankenhauserlöse und eine wirksame Erhöhung der Vergütungen für die COVID-Patienten," so Scheffold.

Quelle: PM BWKG

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