„Wir haben aktuell heute eine Inzidenz von 44 bei denen, die vollständig geimpft sind. Allerdings bezogen aufs Land, das wird nicht auf den Landkreis herunter gebrochen. Und wir haben eine Inzidenz von über 800 bei denen, die nicht vollständig geimpft sind. Daran alleine, an dieser Zahl – und das sind keine bewertbaren Fake News oder so – sondern das sind harte Fakten, die lassen sich nachweisen und errechnen, allein daran sieht man, wie wichtig die Impfung ist", erklärt Landrat Dr. Ulrich Fiedler.
Dr. Dieter Mühlbayer von den Kreiskliniken Reutlingen garantiert, dass sich alle Ungeimpften früher oder später gegen das Virus immunisieren werden – noch hätten sie allerdings die Wahl, ob sie das durch eine Impfung oder eine Erkrankung machen. Die hohen Infektionszahlen im Moment wundern ihn jedenfalls nicht.
„Das liegt einerseits daran, dass man bei den Geimpften unvorsichtiger geworden ist und das die Immunisierung nachlässt. Was wir jetzt eben bei den älteren Herrschaften sehen, die im Januar / Februar geimpft worden sind, wo jetzt eben im Herbst die Immunsierungsleistung einfach nicht mehr so gut ist und jetzt eben wiederum Infektionen entstehen", so Mühlbayer.
Künftig werden man sich wohl ein bis zwei Mal im Jahr boostern müssen, mutmaßt Mühlbayer. Doch aktuell einen Termin für eine Booster-Impfung zu bekommen, sei gar nicht so leicht. Für Oberbürgermeister Thomas Keck eine ärgerliche Situation.
„Und ich kann es überhaupt nicht verstehen. Wir haben ein funktionierendes Kreisimpfzentrum gehabt, in der Stadiontribüne. Warum musste man das unbedingt abbauen? Das war eine Anweisung von oben. Warum konnte man das nicht schließen und stilllegen? Dann könnte man es jetzt wieder aufmachen. Aber nein, man musste es ja abbauen. Ich bin richtig wütend und sauer", erklärte der Oberbürgermeister.
Allgemein fehlen ihm konkrete Entscheidungen aus der Politik. Beim Thema Impfpflicht für bestimmte Berufe, 2G oder Maskenpflicht an Schulen müsse man jetzt eine klare Linie fahren.
„Wir als Landkreis, wir versuchen zusammen mit den mobilen Impfteams jetzt wieder Impfstrukturen aufzubauen, die eine niederschwellige Impfung ermöglichen. Wir versuchen die Testmöglichkeiten wieder auszuweiten, versuchen da aufs Land hinzuwirken, dass wieder mehr kostenlose Tests zur Verfügung gestellt werden", so Fiedler.
An festen Tagen soll es an sechs verschiedenen Orten eine Räumlichkeit geben, an denen durch ein mobiles Impfteam geimpft wird. Wenn es klappt, schon ab kommenden Montag. Die genauen Orte und Zeiten, werden noch kommuniziert.
An der Kreuzeiche in Reutlingen gibt es bereits jeden Samstag und Sonntag die Möglichkeit, die Drive-In-PCR-Abstrichstelle zu nutzen. Kostenlos für diejenigen, die einen positiven Schnell- oder Selbsttest haben oder aufgrund ihrer Symptome vom Arzt zum PCR-Test geschickt werden. Eine genaue Übersicht über das richtige Verhalten bei Symptomen bzw. bei positiven Testergebnissen, wird ebenfalls in den nächsten Tagen unter anderem auf den Seiten der Stadt und des Landratsamts kommuniziert.
„Wenn Sie einen positiven Selbsttest haben, dann müssen Sie einen PCR-Test machen lassen qua Verlordnungslage. Sie sollten sich freiwillig häuslich absondern. Qua Verordnungslage müssen Sie sich nicht absondern, aber Sie sollten, wenn möglich, auf Kontakte verzichten, bis sie das Ergebnis des PCR-Tests haben", erklärt Dr. Kersten Wolfers, die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes.
Neben dem Impfen müsse man jetzt vor allem wieder vorsichtiger sein, appelliert Landrat Fiedler. Die Hygieneregeln, das Maske tragen, regelmäßiges Testen, Abstand sowie die Vermeidung von unnötigen Kontakten oder Menschenansammlungen sei aktuell wieder sehr wichtig – für Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen.
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