Kreiskliniken  | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Angespannte Lage in Kreiskliniken

Stand: 10.11.21 15:37 Uhr

Die Zahl der stationären Covid-Patienten nimmt zu und es sind kaum noch Intensivbetten verfügbar. Schon jetzt sei die Lage in den Kliniken angespannt, das teilte unter anderem Prof. Jörg Martin, der Geschäftsführer der RKH Kliniken und Geschäftsführer der Kreiskliniken Reutlingen heute bei einem virtuellen Corona-Update mit.


„Wir dachten wir hätten das Schlimmste überstanden, doch dem ist nicht so" - mit diesem Einstieg in die Pressekonferenz am Mittwoch, beschreibt Professor Jörg Martin die aktuelle Lage in seinen Kreiskliniken. So erwarten die Mediziner die Alarmstufe für Baden-Württemberg in spätestens zwei Wochen. Zwar steige die vierte Welle flacher an, sie habe die dritte Welle aber bereits überstiegen, erklärt der Chefarzt des Instituts für Labordiagnostik und Krankenhaushygiene der Kreiskliniken Reutlingen, Dieter Mühlbayer. Reutlingen habe daher konsequente Maßnahmen eingeführt.

„Wir haben auch in den letzten paar Wochen einige Hot-Spots in unserer Klinik ausgemacht. Es gab positive Mitarbeiter, die identifiziert worden sind durch regelmäßige PCR-Kontrollen, aber auch Patienten. Und um dieses wieder einzudämmen bzw. nicht fortschreiten zu lassen, haben wir einen allgemeinen Besucherstopp verhängt und sind übergegangen zu der sogenannten 1G-Regel. Das heißt alle, egal ob geimpft oder ungeimpft, werden von uns getestet", erklärt Mühlbayer.

Ähnliche Wellenbrecher würden sich die Beteiligten auch von Seiten der Politik wünschen. Denn hier werde ganz im Gegenteil die Pandemie verharmlost, etwa durch Debatten wie der Aufhebung der Pandemischen Lage.

„Aus unserer Sicht: Die Politik hat keinen Plan. Insbesondere die Bundespolitik hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt. [...] Die 2G-Regel sollte verbindlich für alle Bereiche des öffentlichen Lebens – gerade auch bei Großveranstaltungen sein", erklärt Martin und kritisiert nebenbei den vollen Zuschauersaal bei der Fernsehshow „Wetten, dass..." am Samstag. „Das finde ich keine gute Vorbildfunktion", so Martin.

Auch die Booster-Impfung für alle empfiehlt Jörg Martin. Denn gerade bei den sehr alten Menschen, die im Januar ihren Impfschutz erhalten haben, merke man jetzt einen nachlassenden Schutz vor einer COVID-19-Infektion.

Die Gefahr einer möglichen Triage – also das Abwägen, bei welchem Patienten eine Behandlung erfolgreicher sein könnte, als bei einem anderen – sieht Professor Schuster nicht. Dennoch wird es große Probleme geben, wenn die Überlastung zu stark wird. So müsse man sich auf ein schleichendes Absenken des Niveaus einstellen, erklärt Professor Martin Schuster, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie der RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe.

Die Politik müsse jetzt Nägel mit Köpfen machen, fordert der Geschäftsführer der RKH-Kliniken. Die Situation sei momentan schlimmer als in der zweiten oder dritten Welle, das dürfe nicht verharmlost werden, so Jörg Martin abschließend.

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