Derzeit laufen die Proben für Anatevka, die mittlerweile 16. Eigenproduktion der Stadthalle Balingen. Premiere ist am 7. November. Für Geschäftsführer Ulrich Klingler ist es die letzte Eigenproduktion. Denn im kommenden Jahr wird er sich in den Ruhestand verabschieden. "Ich werde im Frühjahr 64 Jahre alt", sagte Klingler, "und dann habe ich den Job hier 35 Jahre gemacht, und ich denke, dann ist es auch an der Zeit, dass man aussteigen darf."
Zur Stadthalle Balingen kam Klingler damals wie die Jungfrau zum Kind. Die Initiative ging vom damaligen Oberbürgermeister Eugen Fleischmann aus. "Ich war junger Referent", erinnert sich Klingler, "und eines Tages kam er auf mich zu und sagt: Mensch Klingler, das machen Sie. Und ich: Ich habe doch keine Ahnung. - Wurscht, Klingler, das machen Sie!"
Als in Reutlingen unter Oberbürgermeister Schultes das Kultur- und Kongresszentrum entstehen sollte, war Klingler dort als Geschäftsführer im Gespräch. Letztendlich entschied er sich dagegen und blieb in Balingen. Hier sorgten zwei Dinge für einen guten Ruf des Hauses, der weit über die Region hinaus ging: Die Eigenproduktionen und vor allem auch die Kunstausstellungen.
"1987 kam der große Durchbruch mit Marc Chagall zum 100. Geburtstag, als wir die einzigen waren, die sich dieses Themas angenommen hatte", erinnert sich Klingler. "Und dann kann man schon sagen, begann das Wunder, das Märchen von Balingen." Mehr als eine Million Besucher habe die Ausstellungsreihe nach Balingen geholt.
Ob Marc Chagall, Pablo Picasso, Joan Miró, Paul Klee oder Emil Nolde: Immer wieder hatte die Stadthalle Kunstausstellungen beherbergt, die europaweit Beachtung fanden – zunächst organisiert von Roland Doschka. Die bislang letzte Ausstellung zu Erich Heckel blieb allerdings hinter den Erwartungen zurück. "Das war für mich eine sehr große Enttäuschung", sagte Klingler. "Die Heckel-Ausstellung im letzten Jahr war qualitativ sehr, sehr hochwertig." Eine der best besprochenen Ausstellungen in den Feuilletons sei sie gewesen, und doch sei die Besucherresonanz weit unter Wert geblieben.
Ein weiterer Tiefpunkt: die Volksbank-Messe. Eine Private Public Partnership, getragen von einer Gesellschaft aus Balinger Unternehmen, verwaltet von der Stadthallen-Verwaltung. Hier sollten neben Messen auch größere Konzerte stattfinden. Doch die Gesellschafter waren mit der Entwicklung der Zahlen unzufrieden. Außerdem wurden Vorwürfe gegen Klingler laut, er habe nicht genau genug abgerechnet. "Irgendwann sagt man ja immer, man braucht einen Sündenbock", sagte Klingler. "Der war dann ich, aber das zerrt an einem, das tut auch weh. Aber wichtig ist mir jetzt, dass wir es geschafft haben und dass wir den Kritikern sagen können: Was ihr alle so geschrieben und gesagt habt, das stimmt einfach nicht."
Ein halbes Jahr lang wird Klingler noch die Stadthalle leiten. Bis dahin, so versprach er, werde er Vollgas geben. Bis zum letzten Tag.
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