Wilhelmstraße Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen/Tübingen:

Terrormiliz IS: Was Menschen aus der Region über die Bedrohung aus dem Nahen Osten denken

Stand: 28.10.14 18:57 Uhr

Viele der Meldungen, die uns immer wieder aus Syrien oder dem Irak über das Wüten der radikal-islamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" erreichen, machen fassungslos.

Willkürliche Massen-Hinrichtungen von religiös oder politisch Andersdenkenden oder anderen Ethnien. Dazu: Vergewaltigungen und Versklavungen von Mädchen und Frauen, Enthauptungen von Journalisten und humanitären Helfern. Dass diese Konflikte Folgewirkungen bei uns haben, ist nicht nur durch die derzeitigen Flüchtlingsströme klar ersichtlich. Auch bei deutschen Sicherheitsbehörden herrscht die Sorge, dass außenpolitische Konflikte hier ausgetragen werden. Wie aber ist dazu die Stimmung bei den Menschen auf den Straßen. Wir haben uns in Reutlingen und Tübingen umgehört.

Radikale Islamisten ziehen derzeit eine Spur der Vernichtung und des Terrors durch den Nahen Osten. Unter dem Banner der Terror-Milliz „Islamischer Staat" - führen sie Massenhinrichtungen durch, vergewaltigen, zerstören, versklaven, ermorden – und das alles unter der missbräuchlichen Berufung auf den Islam. Millionen Menschen sind mittlerweile auf der Flucht.

Und auch hier gibt es Menschen, die diese Entwicklungen trotz der Entfernung insgesamt als bedrohlich empfinden. Ein junger Mann sagt uns, er finde es vor allem für die Leute dort bedrohlich, für ihn persönlich sei das alles aber noch sehr fern. Einer fügt hinzu: Angst dürfe man sich nicht machen lassen. Ein anderer meint dann aber doch: schrecklich zu sehen, dass ein Phänomen wie Krieg, das „irgendwie soweit weg erschien", jetzt tatsächlich wieder so nahe rücke. Ein älterer Mann fügt hinzu: Fraglos komme ihm das auch bedrohlich vor. Das große Problem dabei sei aber, dass man nicht wisse, was man dagegen tun könne.

Engagiert sich aber Deutschland derzeit genug, um den unmenschlichen Terror beenden zu helfen? Trotz der Dauerbelagerung der kurdischen Stadt Kobane durch Islamisten, um die seit Wochen erbittert gekämpft wird und wo ein Genozid drohen könnte, hat sich Deutschland bisher nur zur Lieferung von Panzern, Waffen und Ausbildern durchringen können. Während andere den Vormarsch der Terrormiliz über Luftschläge stoppen wollen. Hier fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus. Ein älterer Mann meint: mehr könne man eh nicht tun. Mit irgendwelchen Truppen könne man schließlich nicht einrücken. Ein Jüngerer ist hingegen überzeugt: nicht nur der deutsche Staat, sondern auch die UN und vor allem Amerika sollten aktiver eingreifen. Und eben auch nicht nur mit Luftangriffen. Er denke: wenn man Bodentruppen senden würde, würde man den Leuten sehr viel besser helfen können. Ein alte Frau findet Einmischung grundsätzlich nicht richtig: weder durch Bodentruppen noch durch Waffenlieferungen. Eine Mutter mit Kinderwagen glaubt, dass alle Regierungen im Grunde nicht genug tun würden. Besonders die Europäer – meint sie - müssten sich noch einmal zusammen setzen. Und zwar auch dann, wenn es mal nicht um ÖL, eigenen Nutzen oder Vorteile gehe.

Der Verfassungsschutz warnt ganz aktuell: die Konflikte im Ausland könnten auch zu aufbrechenden Konfliktlinien in unserem Land führen – und im schlimmsten Fall auch zu Eskalationen auf deutschen Straßen – wie vor ein paar Wochen, als Salafisten mit Messern auf Polizisten einstachen und als es gewalttätige Zusammenstöße zwischen Kurden und Islamisten auf deutschem Boden gab. Aber auch vor wenigen Tagen, als sich deutsche Hooligans bei einer Anti-Salafisten-Demo Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Die Befürchtung, dass sich solcherlei Konflikte hier Bahn brechen könnten, erfüllt fast alle mit Sorge: Er hält das für mittelfristig blitzgefährlich, so ein älterer Mann mit Brille. Da könne dann doch einiges überschwappen. Und ob das dann so einfach zu händeln sei, da ist er sich nicht sicher. Die Frau mit dem Kinderwagen ist da auch voller Sorge, dann jedenfalls, wenn sich die Lage im Nahen Osten nicht bessere. Eine Ältere ist überzeugt, dass man bereits mittendrin sei, in dieser Entwicklung. Sie kritisiert, dass sich Leute, „die zu uns ins Land kommen", einfach so benähmen wie sie wollten. Der junge Mann hat indessen ganz andere Sorgen. Wie viele aus den Kreisen der Sicherheitsbehörden hält er einen Terrorangriff für nicht unwahrscheinlich. Eine alte Frau sieht das ebenso – und sorgt sich über Salafisten, die – im Terrorkrieg verroht – wieder hierher zurückkämen. Vielleicht nicht immer das Allerbeste im Schilde führend.

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