Ausstellung "Rolf Nesch" im Spendhaus | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

"Stiller Revolutionär" - Ausstellung mit Werken von Rolf Nesch im Spendhaus

Stand: 28.10.14 18:56 Uhr

Der in Oberesslingen geborene Künstler Rolf Nesch ist hierzulande etwas in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht. Denn in seiner späteren Heimat Norwegen, zählt Nesch neben Edvard Munch zu den bedeutensten Künstlern. Die aktuelle Ausstellung im Spendhaus Reutlingen "Rolf Nesch - stiller Revolutionär", soll den Menschen in der Region, Rolf Nesch in Erinnerung rufen und sein künstlerisches Schaffen näher bringen.

Farbenprächtig und teilweise skurril wirkt die von Rolf Nesch erschaffene Bilderwelt. Die Druckgrafik brachte dem ehemaligen Meisterschüler des österreichischen Künstlers Oskar Kokoschka den künstlerischen Durchbruch. Einen "stillen Revolutionär" titelt ihn das Spendhaus in seiner aktuellen Ausstellung. Grund dafür ist Neschs Erfindung einer eigenen Drucktechnik. Rolf Nesch habe den Metalldruck erfunden, erklärt Martina Köser-Rudolph vom Kunstmuseum Spendhaus. Der Metalldruck sei eine Mischung aus Hochdruck und Tiefdruck. Nesch habe Löcher in Metallplatten geäzt, aber auch Teile wie Fliegengitterdraht auf den Platten befestigt.

Die rund 70 Werke, aus der Sammlung des Hamburgers Klaus Friedrich Meyer, zeigen welche Ergebnisse Nesch durch die neue Drucktechnik erzielen konnte.
In seinen Bildern spiegelt sich die Verarbeitung seiner Lebenswelt wieder. In den 30er Jahren, als Nesch in Hamburg gelebt habe, habe er beispielsweise das Leben in St. Pauli dokumentiert, später die Landschaft Norwegen in seinen Druckgrafiken festgehalten, aber auch Tiere. Besonders eindrucksvoll zeige das sein Bild der Rentierschlachtung, so Martina Köser-Rudolph.

Die Freude am Schaffen seiner Kunstwerke, gelten als treibende Kraft Neschs. Als 1933 eine Ausstellung mit seinen Bildern von den Nationalsozialisten geschlossen wurde, emigrierte er nach Norwegen. Radikal wehrte sich Nesch auch gegen den Einzug zur Wehrmacht: "Als 43' das wirklich Thema wurde, hat er sich vor eine Straßenbahn geworfen, weil er absolut nicht in dieses Land und unter dieses Regime wollte. Er hat überlebt mit schweren Lähmungen", schildert Köser-Rudolph. Genauso drastisch habe er gehandelt, als er erfuhr, dass Piccasso angeblich in ein KZ verschleppt worden sei. Daraufhin habe er zu Ehren Piccassos ein großes Bild geschaffen, und sich im Anschluss daran versucht, mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen, erzählt Martina Köser-Rudolph.

Auch diese besondere Hommage an Pablo Piccasso, genannt "Der Heilige Sebastian", ist in der aktuellen Spendhausaustellung zu sehen. Ein Quiz zu Rolf Neschs Werken soll den Besuch im Kunstmuseum außerdem auch für kleine Besucher besonders spannend machen. Die Bilder des "stillen Revolutionärs" sind noch bis zum 11. Januar im nächsten Jahr ausgestellt.

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