Zug der Neckartalbahn | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Welche Auswirkungen hat ein Nein? - Boris Palmer zu den Folgen des Bürgerentscheids

Stand: 08.09.21 08:27 Uhr

Am 26. September ist nicht nur Bundestagswahl; die Tübinger stimmen auch über die Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn ab. Aber was geschieht, wenn der Bürgerentscheid mit einer Mehrheit für „Nein“ endet? Was bedeutet das für den städtischen Verkehr in Tübingen? Und was für die Pendler, beispielsweise aus Rottenburg? Dazu haben sich jetzt Oberbürgermeister Boris Palmer in seiner Funktion als Gemeinderatsmitglied und auch sein Rottenburger Amtskollege Stephan Neher geäußert. Beide gehören zu den Befürwortern der Innenstadtstrecke.


In Rottenburg, Reutlingen, Mössingen oder Herrenberg in die Bahn einsteigen und an der Universität oder an den Kliniken aussteigen: Das war das ursprüngliche Konzept der Regionalstadtbahn. Bei einem Nein fiele diese Möglichkeit weg, und Pendler müssen am Hauptbahnhof umsteigen. "Die Innenstadtstrecke ist das Herzstück der Regionalstadtbahn und nicht der Wurmfortsatz", sagte Palmer. Von 120.000 Fahrgästen seien 30.000 für die Innenstadtstrecke prognostiziert. "Wenn die wegfällt, dann ist das ganze Projekt in Gefahr."

Das hätte Auswirkungen auf die gesamte Region. In Tübingen würde der öffentliche Nahverkehr so bleiben, wie er ist. Denn alle Alternativen außer Seilbahn und Schnellbus seien auch von den Gegnern bereits ausgeschlossen worden. Erstes sei eher unrealistisch, zweites sei mit 5 bis 7 Millionen Euro viel zu teuer, so Palmer. "Und wenn man das übersetzt, dann kann man in den ersten sechs Jahren ein Hallenbad bauen, in den zweiten sechs Jahren einen Kultursaal und hat immer noch Geld übrig, weil die Busse so defizitär sind." Das würde es alles nicht geben, und so würde im Tübinger ÖPNV alles so bleiben, wie es ist. Und das bedeute: Stau! Denn zur Zeit entstünden in Tübingen pro Jahr 1000 Arbeitsplätze. Das hieße: mehr Verkehr und somit mehr Klimaschaden, so Palmer.

"Entweder wird Busfahren und Bahnfahren attraktiver durch die Innenstadtstrecke, dann steigen die Leute viel um, oder man lässt es, dann muss man das Autofahren unattraktiver machen", sagte Palmer. Das hieße, durch Pförtnerampeln und Straßensperrungen könnte eine künftige Stadtverwaltung für mehr Wartezeit sorgen, damit Pendler auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen.

Auch für Rottenburg hätte ein Nein negative Auswirkungen. Denn auf der Neckartalstrecke werden für die Regionalstadtbahn neue Bahnhöfe in Weilheim, Kilchberg und Bühl entstehen. Hieße für Klinikpersonal und Patienten: längere Fahrtzeiten. Rottenburger Pendler würden dann kaum auch noch den Umstieg am Tübinger Bahnhof in Kauf nehmen. "Das wird nur dadurch interessant, dass man den Umstieg beim Bahnhof in Tübingen einspart und dann weiter fahren kann bis zum Arbeitsplatz in den Kliniken oder an der Universität", sagte Palmer.

Das hieße, die Rottenburger würden weiterhin mit dem Auto nach Tübingen fahren. So sieht es auch Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher. "Und es gelingt nur dann, bisher ÖPNV-Skeptiker auf die Schiene, in den Zug zu bekommen, wenn auch tatsächlich von Rottenburg die Ziele erreicht werden, die attraktiv sind, die Innenstadt, die Universität, die Kliniken, und da braucht es diese Durchbindung, so dass man umstiegsfrei von A nach B kommt."

Am 26. September werden die Weichen gestellt. Dann können die Tübingerinnen und Tübinger entscheiden, ob die Innenstadtstrecke gebaut wird oder nicht.

WERBUNG:



Seitenanzeige: