"Space2Health" -  Tübinger Innovationstage | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

„Blick in die Sterne“ - Weltraumtechnik für die Gesundheitsbranche

Stand: 10.07.21 16:50 Uhr

Der Schwerpunkt der diesjährigen Tübinger Innovationstage liegt auf dem Thema Medizin. Kein Wunder, ist sie doch spätestens seit der Corona-Pandemie für uns alle mehr in den Vordergrund gerückt. Um Innovationen in der Medizin und im Gesundheitswesen mit besonderem Fokus auf der Anwendbarkeit von Weltraumtechnik, ging es bei der Veranstaltung „Space2Health“, die diese Woche im Kloster Bebenhausen stattfand.


Innerhalb der Tübinger Innovationstage der IHK Reutlingen, fand in dieser Woche auch die Veranstaltung „Space2Health" im Kloster Bebenhausen statt. Warum gerade dieser Ort gewählt wurde, erklärt der Leiter des Instituts für Wissensmanagement und Wissenstransfer der IHK, Stefan Engelhard.

„Wir haben gesagt, also wenn wir eine Veranstaltung zum Weltall machen, wie wäre es dann, wenn wir ins Kloster gehen. Also der himmlische Beistand, sozusagen. War so eine kleine Idee", erzählt Engelhard schmunzelnd.

Außerdem war es den Organisatoren wichtig, dass in diesem Jahr alle Veranstaltungen der Tübinger Innovationstage im Freien stattfinden. Das Kloster bot jedenfalls einen schönen Rahmen, um sich über die Schnittstellen zwischen Weltraumtechnologie und Gesundheitswesen auszutauschen. Aber gibt es denn überhaupt so viele Schnittstellen in diesen Bereichen?

„Es hat überraschend viel Überschneidungen von Weltraumtechnik und Medizintechnik. Zum einen müssen sich die Astronauten, die dann auch auf Langzeitmissionen geschickt werden, selber sozusagen operieren und selber gesund halten können. Da wird jetzt schon viel geforscht, dass man da solche Marsexpeditionen überhaupt durchführen kann. Da kommt viel Innovation aus der Weltraumforschung. Aber auch generell gibt es viele solche Anwendungen im Materialbereich, die dann eben in der Gesundheitsindustrie eingesetzt werden", erklärt Engelhard.

Stefan Engelhard leitet ebenfalls den baden-württembergischen ESA Bic-Standort im Technologiepark-Tübingen-Reutlingen. Hier unterstützt er diverse Start-ups bei ihren Gründungen. Aller arbeiten dabei mit Technologien aus dem Weltraum. Zwei davon präsentierten auch im Kloster Bebenhausen ihr Produkt – denn sie haben Produkte für die Gesundheitsbranche entwickelt. So wie Barry Fogarty, der eine App für Ärzte entwickelt hat, die ab August verfügbar ist.

„Das Produkt heißt Viodax und es geht um den sicheren und anonymen Austausch von Patientendaten, zwischen Ärzten und OP-Teams in Krankenhäusern und auch niedergelassenen Ärzten. Es ist sehr wichtig, wenn man Röntgenbilder austauscht, Bilder, wo man eine Zweitmeinung braucht, wo der Bereitschaftsdienst im Hintergrund eine zweite Meinung abgeben kann, dass es schnell passiert, dass es in Echtzeit ist, aber auch sicher ausgetauscht wird", erklärt der Gründer.

Momentan würden Ärzte in ihrer Notsituation oft zu Messengerdiensten wie WhatsApp greifen, was nicht legal sei. Oft wüssten die Ärzte nicht, dass sie sich dabei strafbar machen, erklärt Fogarty. Die Verbindung zum Weltall besteht bei dieser App in der Funktion „Expert on Call", die es erlaubt, andere Ärzte, die die App eingeschaltet haben, innerhalb einer Reichweite von 50-Kilometer zu kontaktieren.

Ein anderes, sehr hilfreiches Tool, haben die Gründer von DeepCare entwickelt. Ihr Produkt heißt ISA und kann praktisch von Jedem verwendet werden.

„Unser Produkt ist der erste digitale Gesundheitscoach für Büroangestellte, insbesondere für solche die im Büro oder Homeoffice sitzen. Was wir tun ist, wir schicken den digitalen Gesundheitscoach auf den Schreibtisch der Leute und er begleitet sie durch den ganzen Tag und sagt ihnen, wie sie ihre täglichen Gewohnheiten verbessern können, um einen gesünderen Körper zu bekommen. Um gesündere Gewohnheiten zu erlangen und gesünder und glücklicher zu werden", erklärt Gründer Dr. Milad Geravand.

ISA wird momentan schon von einigen größeren Firmen getestet, soll aber künftig auch für Privatpersonen zum Einsatz kommen. Der digitale Gesundheitscoach verwendet dabei eine Infrarot-Technik, die vor vielen Jahren für die Raumfahrt entwickelt wurde.

Vanja Sebastian Zander ist der Projektleiter des „Space2Health" Netzwerkes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Auch er lernte an diesem Abend viele Innovationen aus unser Region kennen.

„Ich nehme mit, dass dieser grundsätzliche Eindruck, dass in Baden-Württemberg und in Tübingen insbesondere, die Innovation stattfindet und nicht nur eine der innovativsten Region in Deutschland, sondern in Europa ist. Dieses Gefühl hat sich nochmal bestätigt", so Zander.

Ziel der Tübinger Innovationstage ist es aber nicht nur zu informieren, sondern auch Kontakte herzustellen und neue Verbindungen zu schaffen. Und ganz nebenbei animieren sie auch den Nachwuchs. Kerstin Jaksch beispielsweise studiert Maschinenbau und kam aus reinem Interesse zur Veranstaltung. Was sie von diesem Abend mit nimmt?

„Natürlich, dass Raumfahrt in allen Branchen sehr innovativ ist. Und ich selber auch irgendwann in der Raumfahrt arbeiten möchte, eben um jedem Menschen einen Anteil von dieser innovativen Technik zu geben", erklärt sie.

Wer ebenfalls einen Termin der Tübinger Innovationstage besuchen möchte, hat am 13. Juli noch einmal Gelegenheit dazu. Denn dann gibt es den verschobenen Termin „Apotheke des 21. Jahrhunderts – Dank RNA, Biologicals und co" im Schloss ansässigen Museum in Tübingen.

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