Mütter mit Kindern | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

"Frühe Hilfen" statt später Schäden:Bei kindlichen Entwicklungsstörungen soll schnell eingegriffen werden

Stand: 23.10.14 20:25 Uhr

Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Die klassische Familie gibt es nicht mehr, weil oft beide Elternteile arbeiten müssen. Dazu gibt es viele Alleinerziehende. Glaubt man dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Dr. Norbert Metke, so gibt es in einer solchen Umbruchsgesellschaft ein hohes Gefährdungspotential für Kinder. Unterstützungsbedürftigen Familien sollen Hilfe bekommen, ehe die kindliche Entwicklung gefährdet wird - das ist das Ziel des seit vier Jahren laufenden Projekts "Frühe Hilfen" der KV BW.

Soziale und psychologische Faktoren – da sind sich Experten sicher – haben großen Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung bei kleinen Kindern, speziell im Alter zwischen null bis drei Jahren. Ob ein Kind gesundheitlich oder psychisch gefährdet ist, kann ein Arzt oft schon am Verhalten des Kindes im Behandlungszimmer sehen. Laut Dr. med Norbert Metke merke man das relativ schnell: Wenn das Kind alles rausreißen, alles zerstören, alles kicken würde und auch noch einfach so im Vorbeilaufen auf das Geschwisterkind einschlagen würde.

Wichtig sei auch immer die Allgemeinentwicklung der Kinder, also Extroversion oder Introversion, und vor allen Dingen auch bei den Kleineren immer auch der Ernährungszustand der Kinder. Um betroffene Familien zu unterstützen, wurde bereits 2007 das Nationale Zentrum Frühe Hilfen gegründet. Das konkrete Projekt läuft jetzt seit vier Jahren. Laut Jörg Backes vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen wurden gemeinsam Moderatoren ausgebildet aus Kinder- und Jugendhilfe und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die dann in Qualitätszirkeln über Fälle, die Kollegen vor Ort Probleme bereitet haben, gesprochen haben und auch noch mal Thesen entwickelt, wie es weiter gehen kann für diese Familien. Eine Bewertung des Projekts habe gezeigt, dass Risikofaktoren aus belasteten Familien für Kleinkinder entstehen können. Aus diesem Grund sind jetzt auch die Betriebskranken-kassen als Geldgeber eingestiegen – einerseits, um mögliche Folgekosten zu verringern. 

Aber auf der anderen Seite wolle Jürgen Thiesen vom BKK Landesverband Süd unterstreichen, dass das Engagement auch ein Beitrag sei, zum gesunden Aufwachsen von Kleinkindern, um in dieser Situation belastete Familien unterstützen zu können. Für Ärzte liege der Wert des Projekts darin, dass sie sich beraten und belasteten Familien passende Hilfe vermitteln könnten. Zur Freude der Beteiligten hat sich jetzt auch das Land eingeschaltet und das Kooperationsprojekt institutionalisiert und in die vertragsärztliche Regelversorgung aufgenommen.

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