Aussenexponat Kunsthalle Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Ausstellung "Außer Haus" in der Kunsthalle Tübingen

Stand: 14.02.22 09:20 Uhr

Im Rahmen des Formats „ KUNSTHALLE AUSSER HAUS“ hat die Künstlerin Annett Zinsmeister eine neue Fassadenarbeit gegenüber der Kunsthalle Tübingen entworfen. Wir von RTF.1 haben uns für Sie rund um die Kunsthalle umgesehen und sowohl die Künstlerin als auch die Direktorin der Kunsthalle, Dr. Nicole Fritz, zum Gespräch getroffen.


Wie zwei riesige Augen, die einen anschauen oder sind es doch Tunnel in eine andere Dimension? Die neue Fassade am markanten Wohnhochhaus vis-à-vis der Tübinger Kunsthalle sticht nicht nur wegen ihrer Größe hervor, sondern auch mit optischen Täuschungen, die irritieren, gleichzeitig faszinieren und zum Nachdenken anregen. Es handelt sich um das Werk der Berliner Künstlerin Annett Zinsmeister. Sie setzt sich viel mit dem Thema Raum und Architektur auseinander und das macht die Künstlerin in den Augen der Kuratorin Nicole Fritz so einzigartig.

Dr. Nicole Fritz, Kuratorin Kunsthalle Tübingen:

"Hat etwas, was wir eher mit nicht sehr schön und als abstoßend empfinden würden, aus der Zeit gefallen, genommen und hat es transformiert. In ähnlicher Weise ist sie hier vorgegangen und das Spannende ist, dass es nicht nur konzeptionell ist, sondern dass auch die abgeschotteten Emotionen des Betrachters eine Rolle spielen. Wenn wir in das Haus hineingehen, in das Treppenhaus, dann empfängt uns ein enges, schwummriges Gefühl. Genau das nimmt sie in den Entwurfsprozess mit hinein und so ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Sache geworden.

Das Werk trägt den Namen „INSIDE_OUT" und soll das Innere nach Außen transportieren beziehungsweise sichtbar machen. Dabei arbeitet die Künstlerin immer mit Räumen und, wie sie selber sagt, gerne mit Architekturen, an denen sich die Geister scheiden.

Annett Zinsmeister, Künstlerin: "normalerweise stülpe ich Außenbilder in den Innenraum, um die Verwischung der Grenzen von öffentlich und privat zu thematisieren. Bei diesem Projekt war es genau andersherum, ich habe das Innere nach Außen gestülpt. Das Motiv ist ein Verweis auf den Lichthof, der im Innern des Gebäudes ist und der zeigt, was das für eine Architektur ist, eine achteckige, die man von Außen nicht sieht."

Über ein Jahr hat die Künstlerin an diesem Kunstprojekt gearbeitet und das hat sie vor die eine oder andere Herausforderung gestellt. So hat jedes Fassadenmodul eine Größe von 20*6 Metern und da ist es wichtig, dass die gewünschte Wirkung bei der Planung in einem kleineren Maßstab auch schlussendlich zur Geltung kommt, so die Künstlerin. Es ähnelt auf dem ersten Blick Werken in der Op-Art, die durch Aneinanderreihung von geometrischen Formen optische Täuschungen und Effekte entstehen lassen. Doch die Künstlerin und Architektin hat durch ihre beiden Tätigkeiten ihre ganz eigene Art Kunstwerke zu kreieren:

"erst einmal eine dokumentarische - die Architektur dokumentiere ich fotografisch. Ich setze mich sehr intensiv mit der Geschichte des Hauses auseinander, mit der Architektur, dem Raum. Es ist keine grafische Arbeit, die mit Effekten arbeitet wie in der Op-Art, aber was mich natürlich sehr interessiert ist, was in der Op-Art eine Rolle spielt Wahrnehmung, visuelle Wahrnehmung. Wie kann ich Dreidimensionalität auf einer zweidimensionalen Ebene wiedergeben und was macht es mit uns.", so Annett Zinsmeister

Bei den Tübinger Fassadenarbeiten hat Zinsmeister mit Umkehrungen gearbeitet, das bedeutet, die eine Fassade ist das Negativbild der anderen beiden Module. Für ein Jahr ist das Kunstwerk nun für jedermann sichtbar.

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