Kunstausstellungen im Osiander | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Kunstausstellungen im Osiander

Stand: 25.04.21 15:46 Uhr

Im Osiander in Reutlingen gibt es derzeit mehr zu sehen als Bücher: nämlich die beiden Kunstausstellungen „KOHORTE“ und „A little drop of poison“. RTF.1 hat für Sie mit der Künstlerin Friederike Just und dem Künstler Antonio Robinia über ihre Werke gesprochen.


Vermummte Gestalten in der Dunkelheit, sich lasziv räkelnde Frauen und immer wieder Tiere in deren Gesellschaft – die Bilder von Friederike Just muten seltsam an und lösen etwas im Betrachter aus, erklärt die Künstlerin. "Bei meinen Bildern gibt es selten Äußerungen wie 'das lässt mich jetzt kalt'. Man steht davor und ist eher angezogen oder abgestoßen."

Und genau wegen solcher Gefühle, die die Bilder im Betrachter heraufbeschwören, hat Ingrid Haap die Werke der Künstlerin ausstellen wollen. Haap leitet die Galerie in der Osiander-Filiale in der Reutlinger Wilhelmstraße und hat die Ausstellung „Kohorte" organisiert. "Ich finde, die Bilder zeigen in erster Linie den Mut von Friederike Just. Ich mag ihre Art, auch in gewisser Weise zu provozieren." Auf den zweiten Blick würde man auch immer eine Situation in den Bildern erkennen, die den Menschen, den Alltag betreffen würden, so Haap.

Den Alltag erkennt man unter anderem in Justs neuesten Werken: Porträts von Gesichtern als Zustandsbeschreibungen des täglichen Lebens. "Einfach dieser Moment des Ständig-Verdecktseins, nicht das machen zu können, was man will", so beschreibt Just die Bilder. "Aber trotzdem nicht das positive Denken zu verlieren, dafür stehen die Schnüre, die die Form eines lachenden Mundes nachahmen."

Nichts mit der Pandemie zu tun hat hingegen das Bild „Rauhnächte". Viele würden das allerdings denken, aufgrund der vermummten Gesichter, erklärt Just. Das Bild hat allerdings eine andere Bedeutung. Das Bild ist 2018 entstanden und zwar in den Nächten zwischen Heiligabend und dem 6. Januar. Mythologisch gesehen seien das die Rauhnächte, die längsten Nächte des Jahres, die eine ganz besondere Bedeutung hätten, so Just. "Man ist in der Familie, es ist ein Rückzug, man träumt wohl anders laut Mythologie."

In anderen Werken spielen auch Tiere oft eine Rolle, das erklärt die Künstlerin damit, dass Tiere eine Symbolkraft hätten. Und dem Betrachter fällt wohl noch etwas auf, wenn er die Werke „Drei mit Flamingo" und „Der Wald muss heute draußen bleiben" ansieht. Thematisch bestimmen vor allem Frauen das Bild. Interagierende Frauen, die sich in irgendeiner Form in Szene setzen. Keine dünnen Frauen, so Just, das mache ihr - banal gesagt - einfach mehr Spaß zum Malen.

Während Justs Malereien im zweiten Stock hängen, findet man Ausstellung „Antonio Robinia, a little drop auf poison" unten im Gewölbe. Gestalten in Gruppen, die geschlossen nebeneinander stehen, blicken im engen Raum auf den Betrachter herab. Es geht um Selektion, um Zugehörigkeit, darum, wie der Mensch sich ordnet. "Dass er durchgehend versucht, sich irgendwo zuzuordnen und auch andere selektiert, ob derjenige zu ihm passt oder nicht, ob derjenige ihm wohlgesinnt ist oder nicht", beschreibt Robinia sein Bild.

In Robinias Werken geht es um den Menschen, das Menschsein, und wie Menschen sich in Gruppen verhalten. Er beobachtet gern – und als Lehrer für Bildende Kunst scheint er eine Beobachtung im Werk "Absolut ist Muss" festzuhalten. "Es geht darum, wie Schüler getriezt werden auf das Erwachsenendasein. Sprich von vornherein ist klar, ihr müsst dieses Ziel erreichen, um mit der Masse mitzuhalten, und dass es sehr wenig Freiraum gibt für Individualismus und zur freien Entwicklung."

Wer sich in diesen Zeiten also nach etwas Kultur sehnt, kann die beiden Ausstellungen noch bis Ende Mai besuchen.

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