Schnelltest-Station auf dem Marktplatz in Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Modellstadt - Tagesticket verschafft ein wenig Normalität

Stand: 17.03.21 16:38 Uhr

Die Stadt Tübingen geht in der Corona-Pandemie wieder neue Wege und wagt ein Projekt: dort dürfen nun auch Theaterhäuser und die Außengastronomie öffnen. Allerdings nur für diejenigen, die einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen können. Das Modellprojekt wurde gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg entwickelt und hat am Dienstag begonnen.


Schnell einen Test machen und dann einen Kaffee in der Außengastronomie genießen - das ist jetzt in Tübingen möglich. Die Universitätsstadt ist seit Dienstag eine Modellstadt.

Was das bedeutet, erklärt Oberbürgermeister Boris Palmer: "Wir haben jetzt das Prinzip 'erst testen, dann shoppen und schlemmen' eingeführt." Das heißt, in gewisse Geschäfte kommt man nur noch, wenn man zuvor einen Corona-Schnelltest gemacht hat. Ist dieser negativ, erhält man ein Tübinger Tagesticket. Das ist die Eintrittskarte in Geschäfte, die in den Öffnungsschritten berücksichtigt waren, wie zum Beispiel der Einzelhandel. "Konkret heißt das, wenn Sie zu Zinser einkaufen gehen wollen, brauchen Sie dieses Tagesticket, wenn Sie beim Drogeriemarkt eingehen gehen, brauchen Sie es nicht."

Darüber hinaus dürfen in Tübingen aber auch Kultureinrichtungen und die Außengastronomie wieder Besucher empfangen – auch dafür ist ein Tübinger Tagesticket notwendig. Das können Menschen an mehreren Teststationen in der Innenstadt erhalten, wie hier am Haagtor. Natürlich nur dann, wenn ihr Corona-Schnelltest negativ ist.

Mit diesem Projekt will Tübingen herausfinden, ob es einen Weg gibt, den Lockdown zu vermeiden, so Palmer. "Und wenn wir zeigen können, dass man durch regelmäßige Schnelltests so viele Infizierte herausfischt, dass die Inzidenz gar nicht zunimmt, sondern die Sache unter Kontrolle behält, dann wär das ein guter Brückenweg bis zur Impfung im Herbst." Palmer geht nämlich davon aus, dass erst dann alle Menschen geimpft sein könnten.

Ob dieser Weg, erst testen, dann shoppen oder schlemmen, auch etwas bringt, untersucht das Uniklinikum Tübingen. Eine wissenschaftliche Begleitung war auch Voraussetzung für die Durchführung des Modellversuchs, das der Oberbürgermeister gemeinsam mit der Pandemiebeauftragten der Stadt, Dr. Lisa Federle, entwickelt hat. Federle war es wichtig, die Menschen wieder mitzunehmen, denn wenn man das nicht tun würde, "dann machen die nicht mehr mit. Die sind beunruhigt, die wollen nicht mehr, die haben genug teilweise." Und selbst, wenn der Versuch scheitern sollte - falls die Inzidenz in Tübingen zu stark steigen sollte, müsse das Projekt nämlich abgebrochen werden - hätten sie den Menschen wenigstens gezeigt, dass sie versuchen, auch andere Wege einzuschlagen.

Und die Bürgerinnen und Bürger scheinen engagiert mitzumachen. Laut Federle lassen sich täglich mindestens 3000 Menschen testen – sie rechnet aber mit durchaus mehr, sobald das Wetter schöner wird.

Das Wetter hat den Oberbürgermeister allerdings nicht davon abgehalten, den ersten Tag des Projekts gebührend zu feiern. Er hat im Piccolo am Affenfelsen seinen ersten Cappuccino genossen. "Das war doch ein richtig erhebendes Gefühl - Stadtleben!", freut er sich. Am Abend ging es dann ins Landestheater Tübingen, in die erste Aufführung nach dem Lockdown.

Noch bis zum 4. April läuft das Projekt – doch der Oberbürgermeister möchte auch darüber hinaus am Prinzip „erst testen, dann shoppen" festhalten.

Mehr Informationen darüber, wo alle Teststationen zu finden sind und für welche Einrichtungen das Tübinger Tagesticket benötigt wird, finden Sie hier.

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