Wohnungsbau | Bildquelle: RTF.1

Zunahme um 39 Prozent:

Im letzten Jahr fast 100 Beschäftigte auf dem Bau tödlich verunglückt

Stand: 15.03.21 14:09 Uhr

Als „Alarmsignal“ hat der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, die starke Zunahme tödlicher Arbeitsunfälle auf Baustellen bezeichnet. Nach Informationen der Gewerkschaft kamen im vergangenen Jahr 97 Bau-Beschäftigte bei ihrer Arbeit ums Leben - ein Anstieg von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

„Statistisch gesehen hat sich 2020 auf dem Bau bundesweit alle vier Tage ein tödlicher Unfall ereignet. Legt man die Arbeitstage zugrunde, hatte die Branche sogar an mehr als jedem dritten Tag einen Toten zu beklagen", so Feiger unter Berufung auf vorläufige Zahlen der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU).

„Während das berufliche Unfallgeschehen in Deutschland im Zusammenhang mit Homeoffice und Lockdowns insgesamt zurückging, verzeichnete der Bau einen traurigen Rekord", sagt Feiger. Kleinere Baubetriebe mit bis zu neun Beschäftigten waren laut Berufsgenossenschaft besonders betroffen. Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich durch Abstürze. „In den letzten fünf Jahren hat es keine vergleichbar hohe Zahl an Todesfällen gegeben. Auch die Gesamtzahl die Arbeitsunfälle bleibt mit über 104.000 auf einem erschreckend hohen Niveau", betont Feiger.

In diesem Zusammenhang appellierte der Gewerkschaftschef an die Unternehmen, sich beim Arbeits- und Gesundheitsschutz noch stärker anzustrengen: „Jedes Unglück hat seine eigenen Ursachen, aber jedes Unglück ist eins zu viel." Wenn durch Prävention ein Teil der Unfälle verhindert werden könne, müsse alles dafür getan werden, die Beschäftigten zu schützen. Maßnahmen wie die Helmpflicht oder die korrekte Sicherung von Gerüsten seien kein Selbstzweck.

„Anders als in vielen anderen Branchen wird auf dem Bau auch in der Pandemie durchgearbeitet. Wir sind es den Beschäftigten schuldig, Arbeitsgefahren so weit wie möglich zu minimieren. Das gilt insbesondere auch für den Schutz vor Corona-Infektionen", so Feiger.

Zugleich müsse die staatliche Arbeitsschutzkontrolle deutlich ausgebaut werden. Eine Analyse der IG BAU hatte ergeben, dass in den Arbeitsschutzbehörden der Länder im Schnitt rechnerisch nur ein Aufsichtsbeamter für 26.000 Beschäftigte zuständig ist. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) empfiehlt eine Quote von 1:10.000. „Wir brauchen mehr Kontrollen durch die staatlichen Behörden, gerade auf dem Bau", so Feiger. Die BG BAU führe zwar selbst Kontrollen auf Baustellen durch und fördere die Präventionsarbeit mit zahlreichen Programmen. „Aber die noch so engagierte Arbeit der Berufsgenossenschaft kann das Kontrolldefizit des Staates nicht wettmachen."

Quelle: PM Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

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