Äpfel | Bildquelle: RTF.1

NABU appelliert:

Astbruch und abgestorbene Stämme sinnvoll nutzen - Insekten, Käfern und Vögeln zuliebe

Stand: 13.03.21 14:12 Uhr

Streuobstwiesen sind Biotope der Extraklasse, artenreich und vielfältig wie kaum ein anderer menschengemachter Lebensraum. Wo Bäume aber überaltert sind, brechen häufiger große Äste ab oder alte Baumriesen stürzen komplett um. Aus abgestorbenen Bäumen kann jedoch wieder neues Leben entstehen.

„Wer das Holz auf dem Grundstück lässt, anstatt es jetzt im Frühjahr abzutransportieren oder gar zu verbrennen, betreibt direkten Artenschutz. Totholz steckt voller Leben und zieht Insekten, Amphibien, Reptilien, Spinnen, aber auch Vögel, Fledermäuse und Igel magisch an. Je dicker das Totholz ist, umso besser ist es als Lebensraum geeignet und umso mehr Nahrung bietet es", sagt NABU-Streuobstexpertin Ingrid Eberhardt-Schad.

Totholz vertikal als Benjeshecke und horizontal als Stamm

Damit Totholz zum Biotopholz wird und im nächsten Winter ein frostfreies Versteck für Erdkröten, Frösche und Molche bietet, kann eine Mulde ausgehoben, mit kurzen Ästen gefüllt und weitere Zweige darauf aufgeschichtet werden. Auch kleine Tiere wie Ohrwürmer, Schlupfwespen, Marienkäfer und Laufkäfer finden hier Unterschlupf. In größeren Reisig-Holzhaufen können Zaunkönig und Rotkehlchen nisten. „Besonders artenreich sind stehende, von der Sonne verwöhnte abgestorbene oder absterbende Stämme. Hier tummeln sich im Sommer zahlreiche Insekten, wie die Blaue Holzbiene und andere wärmeliebende Arten", so Eberhardt-Schad.

Astschnitt und -bruch kann auch als Benjeshecke zwischen mehreren Holzpfeilern als Element im Garten aufgehäuft werden. Immer abwechselnd werden dafür links und rechts, im Abstand von circa einem Meter, stabile Äste oder Holzpfosten in den Boden gesteckt. Das Totholz wird vertikal dazwischen gelegt. Allerdings braucht eine solche Hecke etwas Pflege, damit sie nicht verbuscht. In artenreichen Mähwiesen stören solche Hecken eher. „Wer die Artenvielfalt fördern will, sollte auf schwäbische Gemütlichkeit statt auf sterile Gründlichkeit im Garten setzen. Totholz ist kein Zeichen von Unordnung und mangelnder Pflege, sondern von ökologischem Verständnis. Wer weniger aufräumt, hat mehr Zeit, die Natur zu genießen oder sein kleines Biotop um neue Elemente zu erweitern!", sagt Eberhardt-Schad.

Lücken können jetzt im Frühjahr mit neuen Streuobstbäume bepflanzt werden: „Bei Neupflanzungen sollten auch alte, regionale Sorten und Hochstämme mit über 180 Zentimetern Stammhöhe gesetzt werden, in die Spechte neue Bruthöhlen hämmern können", rät Ralf Hilzinger vom Bundesfachausschuss Streuobst des NABU. Das sei besonders wichtig, weil die Zahl der Obstbäume im Land weiterhin stark sinkt. Aber auch vielversprechende Neuzüchtungen sind auf Streuobstwiesen willkommen. Grundsätzlich sollten Obstbäume nicht zu dicht gepflanzt werden, je größer der Abstand, umso schöner die Bäume und die Wiese darunter.

Wer wohnt im Totholz auf Streuobstwiesen?

Auf vielen Streuobstwiesen herrscht ein buntes Miteinander verschieden alter Bäume: Junge, die noch erzogen werden, stehen neben kräftigen, ertragreichen Obstbäumen, die in der Blüte ihrer Jahre sind. Damit eine Streuobstwiese als Lebensraum langfristig erhalten bleibt, ist eine Verjüngung des Bestands nötig. Aber auch Habitatbäume mit einem großen Anteil abgestorbenen Holzes sollten in einem Bestand bestehen dürfen. Sie zu erhalten und ihr langsames Altern zuzulassen, ist für Totholzkäfer, wie Bockkäfer, Prachtkäfer oder Hirschkäfer, überlebenswichtig. Die Larven dieser Käfer ernähren sich von der energiereichen Zellulose im Totholz, einem Zucker, den die Käferlarven in ihrem Darm dank Mikroorganismen nutzen können. „Ein vorsichtiger Rückschnitt solcher Bäume kann dabei helfen, ihr Leben zu verlängern. So können auch Spechthöhlen über viele Jahre erhalten werden und allerlei Tieren Unterschlupf bieten", rät Biologe Hilzinger.

Quelle: PM NABU Baden-Württemberg
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