Beatmung | Bildquelle: Bild von Simon Orlob auf Pixabay

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Corona-Studie: Mit Angiotensin weniger Todesfälle, weniger invasiver Beatmung?

Stand: 19.02.21 15:32 Uhr

Die Gabe von Angiotensin könnte die Todesrate von Corona-Patienten deutlich reduzieren, seltener Invasivbeatmmung nötig machen und den Heilungsprozess beschleunigen. Denn die in der Lunge andockenden Covid-Viren verhindern die Produktion des entzündungshemmenden Stoffs durch die dadurch blockierten ACE2-Andockstellen. Die Gabe von Angiotensin könnte diesem Problem abhelfen. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Jetzt läuft eine Phase-2-Studie.

Corona-Viren docken im menschlichen Körper an den sogenannten ACE2 - Rezeptoren an. Die so blockierten Rezeptoren können dann aber ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr wahrnehmen: Die Produktion des entzündungshemmenden Stoffs Angiotensin. Das daraus resultierende Fehlen von Angiotensin schadet den Covid-Patienten offenbar erheblich und ist offenbar häufig auch für den tödlichen Verlauf der Virusinfektion verantwortlich.

Untersuchungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass durch die Gabe des fehlenden Angiotensins die Todesrate unter sonst invasiv zu beatmenden Patienten deutlich gesenkt werden kann. Und die damit behandelten Patienten auch schneller genesen.

Wie die Jerusalem Post berichtet, startet nun in Israel eine Phase-2-Studie unter Beteiligung des Ziv and Rambam medical centers und von Wissenschaftlern der Bar-Ilan University und des Technion Institute of Science.

Die Studie nutzt die pharmazeutische Angiotension-Formulierung TXA127 des US-amerikanischen Unternehmens Constant Therapeutics LLC.

Seit Spätsommer 2020 wird das Peptidmedikament TXA127 des Unternehmens Constant Therapeutics zudem bereits in einer klinischen Phase-2-Studie am Irving Medical Center der Columbia University in New York getestet, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Dabei handelt es sich um eine pharmazeutische Formulierung des natürlichen menschlichen Peptids Angiotensin-(1-7).

Die doppelblinde, placebokontrollierte Studie wird in den USA mit 100 COVID-19 Patienten durchgeführt, die der Presseinfo zufolge Sauerstoff benötigen, aber nicht auf der Intensivstation liegen. Zu den Endpunkten gehören die Inzidenz von Nierenversagen und die Inzidenz von respiratorischem Versagen. Weitere Details der Studie sind demnach auf clinicaltrials.gov (NCT04401423) veröffentlicht.

"Wir waren daran interessiert, TXA127 zu testen, weil es unsere Hypothese ist, dass die Downregulation von ACE2 durch SARS-CoV-2 zu einem Angiotensin-(1-7)-Mangel führen und die Renin-Angiotensin-Signalachse in einen pro-inflammatorischen Zustand kippen kann. Die Supplementierung mit exogenem Angiotensin-(1-7) mit TXA127 hat das Potenzial, diese Störung rückgängig zu machen", zitiert das Unternehmen Dr. Jeanine D'Armiento. Sie ist Professorin für Anästhesiologie und Physiologie und zelluläre Biophysik am Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University und Direktorin des Center for Molecular Pulmonary Disease am Irving Medical Center der Columbia University.

TXA127 ist demnach ein Mas-Rezeptor-Agonist und hat in verschiedenen Tiermodellen von Lungenverletzungen gezeigt, dass es die Entzündung reduziert, die endotheliale und epitheliale Barriere stabilisiert und die Fibrose verringert.

Dr. Richard Franklin, CEO von Constant Therapeutics, sagte: "Dies ist eine wichtige Studie, die sich auf eine Risikopatientenpopulation konzentriert, bei der TXA127 die Lungen- und Nierenfunktion verbessern und möglicherweise einen Einfluss auf das Syndrom der Zytokinfreisetzung haben könnte. Wir arbeiten mit den Prüfärzten an der Columbia seit April zusammen, als sie uns mit ihrer Hypothese über die Rolle von Angiotensin-(1-7) in COVID-19 kontaktierten, und wir freuen uns darauf, den ersten Patienten zu behandeln."

Constant hatte zuvor Pläne für drei weitere Phase-2-Studien am Brigham and Women's Hospital in Boston, Massachusetts, am Policlinico S. Orsola-Malpighi Hospital in Bologna, Italien, und an Standorten in Israel, die mit der Bar-Ilan University und dem Technion Israel Institute of Technology verbunden sind, angekündigt.

Nun ist auch die Studie in Israel gestartet, an welcher der Jerusalem Post zufolge 120 Patienten teilnehmen, jeweils 60 mit dem Angiotensin-Medikament und 60 mit einem Placebo, einem wirkungslosen Scheinmedikament.

TXA127TXA127 ist Constant Therapeutics zufolge eine pharmazeutische Formulierung des natürlich vorkommenden menschlichen Peptids Angiotensin-(1-7). Zusätzlich zu seiner spezifischen Wirkung bei Lungenverletzungen hat TXA127 therapeutische Aktivität in Tiermodellen für chronischen Schlaganfall, Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), Gliedergürtel-Muskeldystrophie (LGMD), kongenitale Muskeldystrophie (MDC1A), Marfan-Syndrom und Epidermolysis Bullosa gezeigt.

Constant Therapeutics LLC ist eigenen Angaben zufolge ein privates biopharmazeutisches Unternehmen, das Medikamente entwickelt, die auf das alternative Renin-Angiotensin-System abzielen, den schützenden Arm des Renin-Angiotensin-Systems (RAS). Dieser Schutzweg umfasst das Enzym ACE2, sein Hauptprodukt, das Peptid Angiotensin-(1-7), und das Ziel des Peptids, den Mas-Rezeptor. Der führende Medikamentenkandidat von Constant ist TXA127.

Quelle: Jerusalem Post / Homepage Constant Therapeutics

Erstveröffentlichung: 15.02.2021-22:18

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