Medienpfarrerin: Magdalena Smetana | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Neue Medienpfarrerin Smetana wird offiziell ins Amt eingeführt

Stand: 19.06.21 06:47 Uhr

Am Wochenende wurde die neue Medienbeauftragte der Prälatur Reutlingen, Magdalena Smetana, offiziell in ihr Amt eingeführt.


Bei einem Präsenzgottesdienst im kleinen Kreis, in Reutlingens Kreuzkirche, war neben Prälat Professor Christan Rose unter anderem auch Stefan Klarner, Geschäftsführer von RTF.1 anwesend, um die neue Medienpfarrerin im Amt willkommen zu heißen.

Prälat Dr. Christian RosePrälat Dr. Christian Rose

 

Am Sonntag führte der Reutlinger Prälat Professor Christan Rose, die neue Medienpfarrerin Magdalena Smetana offiziell in ihr neues Amt ein. 

Rose würdigte die Aufgaben, die mit dem Amt verbunden sind. Er dankte der Kreuzkirchengemeinde für die Zurverfügungstellung der Kirche für die Investitur.

Der Gottesdienst fand unter Corona-Bedingungen statt. Singen war den Teilnehmern nicht erlaubt - dafür begleitete Lia Smetana. Tochter der Medienpfarrerin, den Gottesdienst von der Empore aus mit Gesang.

Die musikalische Leitung hatte KMD Ingo Bredenbach.

Sprecher waren Stefan Klarner (RTF.1) und Pfarrerin Dr. Susanne Edel (KIrchentellinsfurt). Edel freute sich, Smetana nun auch als Kollegin willkommen heißen zu können.

Ein Grußwort gab es von der Tübinger Dekanin Elisabeth Hege; für Tübingen wird Smetana ebenfalls tätig sein. Dr. Gernot Steger vom Schwäbischen Tagblatt konnte krankheitsbedingt nicht anwesend sein; sein Grußwort trug Schuldekan Dr. Joachim Bayer vor. Der vielfältige Job der Medienpfarrerin gleiche einer "eierlegenden Wollmilchsau", schrieb Steger.

Medienpfarrerin: Magdalena SmetanaMedienpfarrerin: Magdalena Smetana

Bereits im Oktober 2020 hatte Smetana die Nachfolge von Pfarrer Andreas Föhl angetreten.

in bisschen aufgeregt, war die Mutter zweier Töchter vor dem Einführungsgottesdienst dann aber doch, wie sie RTF. 1 im Vorfeld verriet.

Davon ließ sie sich bei ihrer Vorstellung und ihrer Predigt beim Präsenzgottesdienst in der Reutlinger Kreuzkirche jedoch nichts anmerken.

Die Kirche, die Arbeit ihrer Mitglieder, und die christliche Botschaft für die Gläubigen medial zugänglich und sichtbar zu machen, darin sieht Magdalena Smetana ihre Aufgabe.

»Die Kirche habe sich zurückgelehnt und in der Corona Krise nichts gemacht« - diesen Satz habe sie gehört:  "Das war eine Diskussion, die mich so sehr zum Nachdenken brachte zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr. Nicht nur, dass es auf mich nicht zutraf, es traf aus meinem Kollegenkreis auf die wenigsten zu. Ich wusste um die stundenlangen Telefonate mit Gemeindegliedern, um offene Kirche mit Angeboten, um Videogottesdienste, kreative Ideen für Pflegeheime und Krankenstationen. Es war so viel da und ich konnte die Kritik nicht nachvollziehen."

"Und dann", erzählt Smetana, "wurde ich auf diese Stelle als Medienbeauftragte aufmerksam gemacht. Und plötzlich machte Vieles Sinn. Ja, vielleicht ist es die Stelle, an der ich die Möglichkeit habe, das sichtbar zu machen, was andere tun. Es gibt so viele Kolleginnen und Kollegen mit Ideen und Angeboten. Sie tun Gutes und Kreatives und Spirituelles, um die Botschaft von der Liebe Gottes unter die Menschen zu bringen. Und ja, wir haben als Kirche was zu sagen: die Hoffnung und die Liebe, die uns von Gott zugesprochen wird, die brauchen wir alle – jetzt um so mehr."

Die Medienpfarrerin sagte weiter: "Leider geschieht vieles sehr intern und wird in einem begrenzten Rahmen wahrgenommen. Regional oder in der sogenannten Bubble – also in dem Kreis der Facebook- oder Instagramnutzerinnen. Hier sehe ich meine Hauptaufgabe als: Beobachterin, Recherchörin, Zuhörerin, Netzwerkerin, Vermittlerin, Sprachrohr, Lautsprecherin – wie Sie wollen. Dafür brauche ich Sie – die Kolleginnen und Kollegin, die von ihrer Arbeit berichten und die Medien. Die Presse, die Redakteurinnen und Redakteure, alle, die für die Öffentlichkeit schreiben und veröffentlichen."

Magdalena Smetana wurde vor knapp 50 Jahren in der Tschechoslowakei geboren, in einer Pfarrers- Bischofsfamilie. Aufgewachsen ist sie in Prag. Dann kam Smetana auf ihre Jugend im damals kommunistischen Tschechien zu sprechen: Als Christ den Glauben unter den Einschränkungen des damals kommunistischen Regimes zu leben, habe sie besonders geprägt.

Die "samtene Revolution 1989" hat sie als großen Einschnitt wahrgenommen. Smetana begann dann ein Studium der Philosophie und der Sprachen in Prag. Ihren Abschluss machte sie mit ihrem Studium der Sozialpädagogik (Stuttgart) und der Theologie (Prag). Anschließend folgte ein Vikariat in Prag, dann nahm Smetana eine Stelle als Pfarrerin zur Dienstaushilfe in Esslingen an. Es folgte eine Pfarrstelle als Geschäftsführende Pfarrerin in Gruibingen : "bekannt als Stauort an der A8."

"Und jetzt Medienpfarrerin -" resümiert Magdalena Smetana: "Ich habe schon immer gerne geschrieben – und zwar alles: von Protokollen über Berichte bis hin zu Predigten. Und ich war schon immer digital – ich verstehe oft nicht die technischen Hintergründe, aber die Anwendung. Ich habe große Netzwerke in den Sozialen Medien, aber auch im analogen Leben."

Ehrenamtlich war Smetana viele Jahre im Hospiz und in der Sterbehilfe aktiv, in der Behindertenhilfe, im kommunalen Bereich, im GAW (Gustav Adolf Werk) ist sie nach wie vor: "Da schließt sich der Kreis – aus der Diaspora für die Diaspora."

"Meine zwei Töchter haben evangelische Schulen besucht –", erzählt die Medienpfarrerin über ihre Familie: " Noemi hat letztes Jahr ihr Abitur am evangelischen Internat Michelbach an der Bilz gemacht und Lia geht aktuell ins evangelische Seminar Blaubeuren – heute singt sie hier."

Die mit ihrem Beruf verbundenen Ortswechsel gefallen ihr: "Ich bin schon von zu Hause aus eine Nomadin – das bedeutet: wo ich bin, fühle ich mich wohl. Ob in Prag, Stuttgart, Esslingen, Gruibingen. Jetzt wohne ich in Tübingen und freue mich hier anzukommen und auch privat Fuß zu fassen. Und ich freue mich auf diese Arbeit und bin dankbar für konstruktive Kritik, Hinweise und eine gute Zusammenarbeit."

In ihrer Predigt sprach Smetana über Johannes 2, 1-11:

"Ein Sprichwort sagt: "Du hast nie eine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen."So ist es: Wenn man irgendwo neu anfängt, insbesondere in einem öffentlichen Amt, wenn man die erste Predigt im neuem Amt hält, dann schaut die Öffentlichkeit genau hin: Was sagt er oder sie und was macht er (oder sie) als Allererstes? Der Anfang hat oft was Zeichenhaftes, Programmatisches.

Nein, es geht heute nicht um mich. Auch wenn es heute meine Antrittspredigt ist und Sie vielleicht tatsächlich neugierig sind, was sagt sie jetzt. Heute geht es um Jesus und eine Geschichte, die eine meiner liebsten ist. Aus Johannes 2 (Basisbibel)

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt. Auch die Mutter von Jesus nahm daran teil. Jesus und seine Jünger waren ebenfalls zur Hochzeitsfeier eingeladen. Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter von Jesus zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr" Jesus antwortete ihr: „Was willst du von mir Frau" Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Doch seine Mutter sagte zu den Dienern: Tut alles, was er euch sagt. Dort gab es auch sechs große Wasserkrüge aus Stein. Die Juden benötigten sie, um sich zu reinigen. Jeder Krug fasste zwei bis drei Eimer. Jesus sagte zu den Dienern: „Füllt die Krüge mit Wasser." Die füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: „Schöpft jetzt etwas heraus und bringt es dem Festmeister. Sie brachten es ihm. Als der Festmeister einen Schluck davon trank, wart das Wasser zu Wein geworden. Er wusste natürlich nicht, woher der Wein kam. Aber die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten Bescheid. Da rief der Festmeister den Bräutigam zu sich und sagte zu ihm: Jeder andere schenkt zuerst den guten Wein aus. Und wenn die Gäste dann angetrunken sind, folgt der weniger Gute. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. Das war das erste Zeichen.

Das erste Zeichen Jesu.Jesus ist da – er ist ein Gast, der Eingeladene.Er ist mitten unter den Menschen und feiert mit.Das kommt an dieser Stelle etwas überraschend.Johannes der Täufer hatte ihn ganz anders angekündigt: „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum:jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen."

Währenddessen besucht Jesus eine Hochzeit, feiert das Leben und die Fülle. Noch bevor er überhaupt eine einzige Predigt hält, bevor er einen einzigen Menschen heilt oder eine Axt an den Baum anlegt, geht er zu einer Party und verwandelt Wasser in Wein.

Und für mich persönlich ist diese Geschichte eine kleine Rettung. Ich bin mehr mit Drohbotschaften aufgewachsen als mit Frohbotschaften. Spaß und Freude waren ziemlich verpönt. Das Schöne und das Fröhliche im Leben wurde sehr misstrauisch beäugt. Leichtigkeit und Genuss? Fehlanzeige. Disko oder Party? Das war nur etwas für die da draußen in der Welt. Ich musste mich ja auf das Kommen Jesu vorbereiten. So, wie Johannes der Täufer es ankündigte. Ich gebe zu, das ist schon ein paar Jahre her, und auch ein bisschen zu plakativ. Aber meine geliebte reformierte, pietistisch geprägte Tradition der Böhmischen Brüder hat oder hatte eben auch ihre Haken. Aus Gründen. Immer wieder standen die Protestanten in Böhmen und Mähren unter Druck und Verfolgung. Der Dreißigjährige Krieg vernichtete nahezu ihre Existenz, trieb sie ins Exil (so auch meine eigenen Vorfahren), auch später blieben sie illegal und der Kommunismus im 20. Jahrhundert tat das seine dazu.Da muss man zusammenhalten, da muss man sich auf das Wesentliche konzentrieren, sich nicht zerstreuen, nicht der Außenwelt anpassen, sondern das Ziel und das Vorbild Jesu, wie es in der Bibel steht, vor Augen behalten. Für mich war es damals ein großes Dilemma. Muss der Glaube wirklich so eng und so freudlos sein?

Ich bin Jesus so dankbar, dass er ausgerechnet mit diesem Zeichen als erstes an die Öffentlichkeit tritt.

Jesus ist auf der Hochzeit, um zu feiern. Wäre er ein Asket gewesen, hätte es niemand gewagt, so etwas wie eine Hochzeit mit ihm in Verbindung zu bringen. Er ist nicht gekommen, um den Menschen das Feiern zu verleiden. Nicht, um zu moralisieren oder ein gemäßigtes, asketisches oder freudloses Verhalten zu fordern. Auch nicht, um zu erklären, wie eine richtige Ehe aussehen soll, sondern um zu feiern, um sich mitzufreuen, um mit dem Brautpaar anzustoßen. Und sie feiern so lange und so viel bis der Wein ausgeht.

Plötzlich gibt es ein Mangel, die Freude bekommt Risse. Und Jesus verhindert die Katastrophe (und ja, für die damalige Hochzeitsgesellschaft war es eine Katastrophe) er verhindert sie dadurch, dass er seinen Wein zur Verfügung stellt. Er füllt die leeren Gefäße mit dem Wein der Hoffnung, mit dem Wein der Zukunft. Ganz im Verborgenen, Inkognito kommt hier Gottes Herrlichkeit in diese Welt.

Und es gehört zur feinen Ironie der Geschichte, dass die zentrale Botschaft nicht Jesus selbst spricht, sondern irgendein Weddingplanner oder Mundschenk. Und er sagt keine erhabenen oder vornehmen Worte, sondern absurderweise einen Satz, der unter Gastronomen mit Augenzwinkern gesagt wird: Jeder andere schenkt zuerst den guten Wein aus. Und wenn die Gäste dann angetrunken sind, folgt der weniger Gute. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.

Der gute Wein kommt zum Schluss. Als würden hier schon die ersten Strahlen des Himmelreichs durchscheinen. Hier beginnt etwas Großes.

Wie wichtig solche Zeichen im Leben sind, wie wichtig auch das Feiern, die Gemeinschaft und das Miteinanderteilen sind – wir fühlen es in dieser Pandemie besonders. Was alles fehlt!

Aber auch: was alles da ist. Gottesdienste, das Gebet, selbst das Musizieren geht digital, Ich bin sogar davon überzeugt, dass es möglich ist, online auch Gemeinschaft beim Abendmahl zu erleben.

Und doch: wie gerne würde ich heute mit Ihnen Abendmahl ganz analog feiern, als Stärkung für den Weg, der vor mir liegt, als Stärkung für die Aufgaben, die auf mich warten. Mit Ihnen hier im Kreis stehen und das Gefühl erleben, ich gehöre zu dieser Gemeinschaft, hier sind Menschen, die an mich denken, mich begleiten und für mich beten. Und wie gerne würde ich nachher beim Glas Wein mit Ihnen ganz frei ins Gespräch kommen und mich austauschen. Leider geht es nicht. Aber so ist das Leben. Es gibt Durststrecken im Leben – manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt ist es so eine.

Und ich habe die Hoffnung und den Glauben: Jesus ist trotzdem unter uns – noch irgendwie im Verborgenen, Inkognito. Jetzt ist er da. Wir schauen uns an durch den Bildschirm. Sind verbunden. Ich weiß: viele denken an mich, auch wenn sie nicht da sein können. Sie beten für mich. Ich wurde gesegnet.

Ich bin sicher: der Tag wird kommen, an dem wir wieder tanzen, uns umarmen und miteinander feiern bis zum Morgengrauen. Der Tag, an dem wir mit allen zusammen an einem Tisch sitzen, alle Haushalte und jede und jeder darf anstoßen und singen und fröhlich sein.

Und vor allem glaube ich: Der Tag wird kommen, an dem Jesus ganz sichtbar bei uns sein wird. Er wird uns den Wein des Lebens einschenken. Den besten, den es gibt. Amen"

Die neue Medienpfarrerin der Prälatur Reutlingen wird im Rahmen ihrer Aufgaben künftig wohl auch mit den Medienmachern aus der Region zusammenarbeiten.

RTF.1-Chef: Stefan KlarnerRTF.1-Chef: Stefan Klarner

Stefan Klarner, Geschäftsführer der Klarner Medien GmbH, ebenfalls Gast des Einführungsgottesdienstes, sprach über die Bedeutung der Kommunikation für die Kirche schon seit den frühesten Anfängen des Christentums.

Schon Jesus habe seine Kommunikationsstrategie - davon könne man ausgehen - sicher klug überlegt und seine Jünger zur Vorbereitung der Missionsreisen umfangreich ausgebildet und geschult. Das Ergebnis finde man in der zweimaligen Aussendung der Jünger, wie es in den Evangelien dokumentiert sei.

Jesus sei schon damals aktiv auf die Menschen zugegangen, in die Milieus hineingegangen, die von sich aus nicht zu seinen Predigten kommen konnten oder kommen wollten. Das sei heute nicht anders.

Der RTF.1-Chef machte in seiner Rede auch auf die Vielfalt moderner Kommunikationsplattformen und -möglichkeiten aufmerksam.

Deshalb - so Klarner weiter - sei es wichtig, dass die neue Medienpfarrerin den Belangen der Kirche auf den Social Media Plattformen und in den Redaktionen der regionalen Medien gebührende Aufmerksamkeit verschaffe.

Eine Aufgabenbereich der ihr, laut eigener Aussage, viel Freude bereitet.

 

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