Doch mit dieser eigentlich positiven Entwicklung, tauchten auch neue Probleme auf: zu wenig Impfstoff, komplizierte Terminvergaben und auch die Impfbereitschaft bei Ärzten und Pflegepersonal scheint, wie in vielen Medien berichtet wurde, nicht hoch genug.
CDU-Landtagskandidatin Diana Arnold wollte deshalb – zusammen mit ihrem Expertenteam – die Fragen der Bürgerinnen und Bürger via Livestream beantworten.
Knapp 70 Personen nutzten das Angebot und stellten Fragen, mit denen die Experten immer wieder konfrontiert werden.
Frage: Normalerweise dauert die Entwicklung und Zulassung eines neuen Impfstoffes bis zu zehn Jahre. Wie kann es sein, dass es jetzt so schnell geht?
Antwort: „Man muss wissen, dass viel Zeit in den zehn Jahren drauf geht, Finanziers für die Impfungen zu finden. Man hat nicht so viele Gelder, die Uni auch nicht, und die Pharmafirmen überlegen sich immer sehr genau, ob sie diese Millionen investieren wollen, ohne zu wissen, ob dieser Impfstoff nachher auf dem Markt kommen kann, wirksam ist und dann auch gekauft wird. [...] Und hier war dieses mal Geld kein Problem. Geld gab es diesmal von Anfang an, soviel, dass man sich gar nicht retten konnte, man konnte einfach loslegen",erklärt Dr. Carsten Köhler, Leiter der Fokusgruppe „Globale Gesundheit" am UKT.
Außerdem gab es über 250 Impfprojekte – noch nie zuvor gab es so viele Forscherteams, die gleichzeitig am selben Impfstoff arbeiteten, erklärt Köhler weiter.
Frage: Wie genau funktioniert die neue mRNA-Methode? Was hat das mit Gentechnik zu tun?
Antwort: „Wir wollen das Immunsystem ja vorwarnen, dass ein Virus daher kommt und dass es dagegen schon gefeit ist. Und das kann man machen, indem man das Virus ganz abtötet und einfach nur tot in den Körper spritzt, und bei dieser neuen Technik ist das so, dass wir das Virus gar nicht mehr brauchen. Sondern wir nehmen einfach nur aus der „Bauanleitung" sozusagen, in diesem Fall für diese Stachelproteine beim SARS-CoV-2, die wird einfach da reingeschrieben in die mRNA und dann wird die mRNA gespritzt. Das wird von den Zellen in unserem Körper aufgenommen und diese, unsere eigenen Zellen, produzieren dann, mit unseren eigenen „3D-Druckern" sozusagen, diese Stacheln von dem SARS-CoV-2", erklärt Köhler.
Nach zwei Tagen sei die mRNA wieder abgebaut, ergänzt Köhler. Das Immunsystem habe dann bereits Antikörper und Gedächtniszellen gebildet und sei für einen echten Angriff gewappnet.
Frage: Welche Vorteile hat die mRNA-Methode im Vergleich zu anderen Impfstoffen?
Antwort: „Das Besondere hierbei ist, dass diese mRNA selbst schon ziemlich stark wirksam ist. Das heißt, was man sonst hat, wie beispielsweise auch beim Influenza-Impfstoff, sind sogenannte Wirkverstärker. Das sind dann irgendwelche Seifen die man dazu gibt, die dann dem trägen Immunsystem mal so richtig Feuer unter dem Hintern machen, das ist hier nicht notwendig. Diese mRNA sind viel reiner als viele andere Impfstoffe [...], weil diese Verstärker da nicht dabei sind. [...] Und wir können viel mehr Dosen herstellen und das ist natürlich auch ein Vorteil, wenn wir die gesamte Menschheit impfen wollen", erklärt Köhler.
Frage: Können sich auch Menschen mit Autoimmunkrankheiten gegen das Coronavirus impfen lassen?
Antwort: „Die deutsche MS-Gesellschaft (Anm. d. Red.: Multiple-Sklerose-Gesellschaft) empfiehlt eine Impfung bei MS-Kranken. Und eigentlich kann man auch bei anderen Autoimmunerkrankungen tatsächlich impfen", erklärt Dr. Lisa Federle. Weiter betont sie, dass das eine Risikoabwägung sei, denn, wenn Menschen mit Autoimmunerkrankungen an Covid 19 erkranken, sei ein schwerer Verlauf höher, als wenn sie dann Impfreaktionen bekämen.
Frage: Sollte man sich gegen Corona impfen lassen, wenn man bereits erkrankt war?
Antwort: „Wenn man schon SARS-CoV-2 gehabt hat, das zeigen jetzt neue Studien, kann man sich ruhig auch nochmal impfen lassen. Das ist wie eine Auffrischung, wie auch bei Tetanus alle zehn Jahre, und da ist die Immunantwort teilweise sogar noch stärker", so Köhler.
Frage: Warum ist es so schwer einen Termin im Tübinger Impfzentrum zu bekommen?
Antwort: „Tübingen ist super organisiert. Das ist ein Problem vom Land und Bund. Über die Nummer 116 117 werden Termine über Bund und Land vergeben, nicht über Tübingen. Das Problem ist, wir haben gar keinen Einfluss darauf. Und wenn die nicht klar kommen und die Nummer dauernd zusammenbricht oder aber die Doppeltermine vergeben oder aber Termine vergeben und der Impfstoff nicht geliefert wird, dann haben wir hier vor Ort ein Problem. Egal, wie super wir hier aufgestellt sind", erklärt Federle. Sie betont weiter, dass die Terminvereinbarungen, würden sie denn direkt über die Stadt Tübingen laufen, sicherlich um ein vielfaches besser funktionieren würden.
Zur einer möglichen Impfpflicht für Ärzte oder Pflegepersonal, gibt die evangelische Theologin Prof. Elisabeth Gräb-Schmidt, die auch Mitglied des Deutschen Ethikrats ist, zu bedenken, dass eine Pflicht immer auch Widerstand bedeuten könne. Man müsse daher eher an eine moralische Pflicht appellieren.
Zumindest momentan ist der Impfstoff in Baden-Württemberg und ganz Deutschland noch Mangelware, woraus sich auch folgende Frage ergab:
Frage: Wenn wir in dem Tempo weiter impfen, brauchen wir in Deutschland noch 4-5 Jahre, um alle Menschen zu impfen. Will die CDU so lange mit den aktuellen Corona-Verordnungen regieren?
Antwort: „Ich bin zuversichtlich, dass die Impfgeschwindigkeit weiter steigt, dass wir da hoffentlich noch dieses Jahr einen guten Impfstand haben. [...] Es werden ja auch immer mehr Impfstoffe zugelassen, sodass wir deutlich Entlastungen spüren werden", erklärt CDU-Landtagskandidatin Diana Arnold.
Für weitere Fragen gab es im Anschluss an das Gespräch noch die Möglichkeit, diese per Email an die Experten einzureichen.
Dienstag, 23. Februar 2021 | |
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