Herbstliche Musiktage | Bildquelle: RTF.1

Bad Urach :

„Witterungen“ - die Herbstlichen Musiktage haben begonnen

Stand: 03.10.20 16:47 Uhr

Die Herbstlichen Musiktage haben am Freitag begonnen. Ein besonderes Jahr für die Festspiele - denn sie feiern ihr 40. Jubiläum. Mit einem anderen Konzept als gewohnt wurden die Festspiele unter dem Motto „Witterungen“ in der Bad Uracher Festhalle eröffnet.


„Witterungen" - diesen Titel tragen die diesjährigen Herbstlichen Musiktage. Als hätte der künstlerische Leiter geahnt, dass im Jahr 2020 etwas in der Luft liegen wird, denn Florian Prey gab den 40. Festspielen diesen Namen bereits vor der Corona-Situation.

"Vielleicht war das eine Vorahnug", kommentiert er den Titel, "ich wittere etwas, und dieses Wittern ist, glaub ich, ganz wichtig in unserer jetzigen Zeit: dass wir etwas wittern, ob das jetzt Musik ist oder ein gesellschaftliches Problem, das auf uns zukommt."

Und die Musik helfe da auf die Sprünge, sich den gesellschaftlichen Wandel, in dem wir uns befinden würden, auch bewusst zu machen, so Prey weiter. Der Wandel wurde auch am Eröffnungsabend deutlich: den traditionellen Festvortrag, dieses Jahr von Dr. Joachim Reiber vom Musikverein Wien gesprochen, gab es nur virtuell. Ihm wurde empfohlen, nicht aus Wien, einem Risikogebiet, einzureisen. Das machte den Vortrag zwar anders, aber besonders: denn er hielt ihn aus dem Haus, in dem Beethoven einige Sinfonien komponiert hatte.

Thomas Braun, der Stiftungsvorstand der Herbstlichen Musiktage, empfand es als großen Schock, Dr. Reiber ausladen zu müssen - aber die Idee mit der Aufnahme im Hause Beethovens habe die Veranstalter gleich bestochen, sodass sie etwas Geld in die Hand genommen und die Idee umgesetzt haben.

Dass Dr. Reiber nicht körperlich anwesend war, passte dann doch auf mystische Weise zum ersten Stück des Konzerts, das als „Geistertrio" in die Geschichte einging und an diesem Abend vom Oberon-Trio aufgeführt wurde. Der Festredner erzählte eindrucksvoll, wie der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann das Geisterreich durch Beethovens Klaviertrios erschlossen sah.

Die Musik schließe Menschen also ein unbekanntes Reich auf und hole uns aus der Enge der Corona-Situation, heißt es im Vortrag - und das kann auch Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann bestätigen, denn er sei froh, dass die 40. Herbstlichen Musiktage stattfinden, wenn auch unter stark veränderten Bedingungen.

Denn trotz der Abstände und trotz der Auflage, die Maske auch während der gesamten Veranstaltung zu tragen, verzauberte auch das zweite Stück durch seinen romantischen Klang, ebenfalls gespielt vom Oberon-Trio.

Die Einschränkungen gaben Florian Prey zunächst ein merkwürdiges Gefühl, gab er zu, aber sobald auf der Bühne die Musik begann, sei er glücklich über die Musik gewesen, die einen so berühren kann.

Musik in Corona-Zeiten kann also auch mit den Einschränkungen gefühlt und genossen werden, wie der Eröffnungsabend der Herbstlichen Musiktage deutlich machte. Und so besonders wie die Eröffnung wird auch der Abschluss mit den Opernabenden am 8. und 9. Oktober sein, die in historischer Stimmung, untermalt von Barockmusik, spielen werden.

Denn gerade in diesen Zeiten helfe Kunst gegen den Lockdown der Seelen, wie es so schön im Festvortrag lautete.

 

Karten gibt es auf der Homepage der Herbstlichen Musiktage.

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