Einzug ihrer Hoheit Gräfin Mechthild von der Pfalz, Erzherzogin von Österreich und ihres närrischen Gefolges. Die Gräfin hatte zum Zunftgottesdienst in die Rottenburger Stiftskirche Sankt Moriz eingeladen. Weihbischof Thomas Maria Renz hielt die Heilige Messe unter dem Motto „Humor ist Balsam für die Seele“. Dementsprechend war auch die Predigt gestaltet. Renz nahm dabei unter anderem auf aktuelle Millionenprojekte der katholischen Kirche Bezug:
"Wenn in Limburg, Rottenburg und München
in Kirchenbauten Millionen verschwinden,
mockieren sich die Gläubigen mit Fug und Recht,
doch sind nicht alle Investitionen schlecht.
Mit dem Rottenburger Nebau beim Palais
gibt’s bei uns zumindest kein Maleur.
Da hat sich der Bischof klar bekannt:
Wir Diözesane bleiben im Land. "
Von der Kirche zogen die Narren auf die andere Seite des Neckars in Richtung Rathaus. Dort versammelten sich die von Nah und Fern angereisten Zunftmeister beim Empfang der Stadt Rottenburg. Bürgermeister Stephan Neher begrüßte die Narren.
Dann um die Mittagszeit ein erster Höhepunkt. Aus allen Richtungen kamen Musikvereine zu einem gemeinsamen „Monsterkonzert“ auf dem Marktplatz. Anlass war das 75jährige Bestehen des Rottenburger Narrenmarschs.
Höhepunkt des Narrentreffens war der Große Umzug. Neben den Rottenburgern selbst waren 32 andere Narrenzünfte vertreten, 31 davon aus der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte. Insgesamt waren etwa 5.000 Hästräger unterwegs – darunter auch die drei Rottenburger Bürgermeister. Oberbürgermeister Stephan Neher hatte sich unter die Ahlande gemischt – anstrengend sei es gewesen. "Man unterschätzt das immer", sagte Neher. "Das ist eine richtige sportliche Bewegung, Mission Olympic halt."
Sportliche Höchstleistungen also in einer sportlich geprägten Stadt. Da wollten sich auch die anderen Narrenzünfte nicht lumpen lassen. Mit Hexenpyramiden, aber auch mit Karbatschen zeigten die Narren, dass Fasnet mehr ist, als nur mitlaufen und Schabernack treiben – obwohl auch der nicht zu kurz kam. Bevorzugtes Opfer: Junge, blonde Mädchen. Andere Narren präsentierten den Zuschauern einfach nur ihr Häs – und da gab es gestern einiges zu entdecken. Der persönliche Favorit von Manuela Kaupp alias Gräfin Mechthild seien die Schömberger gewesen, sagte sie. Gemeint sind die Schömberger Fransennarren. In ihrem Häs steckt jede Menge Arbeit. Die Wollfransen sind auf Seide aufgenäht. Die Bollen auf der Kopfbedeckung bestehen aus Taubenwolle.
Aber das war bei weitem nicht der einzige Höhepunkt beim gestrigen Narrenumzug. Die Zünfte zeigten die ganze Vielfalt der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Eine ausführliche zweiteilige Reportage zum gesamten Narrentreffen sehen Sie am Samstag und Sonntag kommender Woche in unserer Reihe „Vor Ort“.
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