Landwirtschaft | Bildquelle: pixabay.com

Stuttgart:

Landwirte als Naturschützer? Lob und Kritik an MEPL III durch Verbände / Bemühungen besser fördern

Stand: 06.10.14 18:00 Uhr

Wie sieht die Natur mit ihren Tieren und Pflanzen im Baden-Württemberg im Jahre 2020 und später aus - besonders dort, wo über viele Jahrhunderte durch spezielle Bewirtschaftungsprozesse besondere Kulturlandschaften entstanden sind - Räume, die heute immer seltener werden. Bewegung soll MEPL III bringen. Der neue Maßnahmen- und Entwicklungsplan Baden-Württemberg liegt jetzt als Entwurf vor. Trotz einer positiven Würdigung haben BUND, NABU und LNV Korrekturbedarf angemeldet.

Ein Maisfeld. Würde sich der Besitzer entscheiden, statt einer Nutzpflanze hier eine Blühfläche - eine ökologisch wertvolle Blumenwiese – anzupflanzen, würde der Bauer durch MEPL III eine Prämie erhalten, die seinen ökonomischen Verdienstausfall einigermaßen kompensieren soll. Auch Ökolandbau und anderes soll durch Prämien belohnt werden. Mit MEPLl III will das Land von 2015 bis 2020 über Einzelprogramme so insgesamt rund 1,87 Millarden Euro an Agrarfördergeldern für Naturschutz ausschütten.

Zunächst sei es das beste, jemals von einer Landesregierung präsentierte Natur- und Landschaftsschutzprogramm - so das Urteil die Landesnaturschutzverbände. Froh sei man - so André Baumann, der NABU-Landesvorsitzende - Grün-Rot die Weiche in Richung Ökologie gestellt habe. Allerdings sei man nicht nur sind hier, um zu loben. Vielmehr habe man auch noch viele Defizite in diesem Agraförderprogramm festgestellt.

Dazu gehöre laut der Landesnaturschutzverbände zum einen die mangelnde Quantifizierung: Unklar sei, wieviel Blühflächen bis 2020 aus Äckern entstehen solltenund wieviel artenreiches Grünland geplant sei. Die bisher erreichten 3500 Hektar seien jedenfalls zu wenig und Folge eines Planungsfehlers, den man jetzt unbedingt vermeiden müsse. nur wenn man konkrerte Zahlen als Zielkorridor vorlege, könnten Haushalts- und Förderhöhen berechnet und entsprechende Finanzmittel im Haushalt eingeplant werden.
Oder anders gesagt: bei vielen förderungstauglichen Anträgen sei früher schlicht das Geld ausgegangen.

Erschwerend komme noch immer hinzu - so ergänzt die BUND-Vorsitzende Brigitte Dahlbender - , dass unterschiedlich schwierige Schutzleistungen prämientechnisch nicht kumuliert werden könnten. Wie beispielsweise Kuhbeweidung am steilen Hang, die sich in der Mühe und im Aufwand deutlich von der Beweidung im flachen Gelände unterscheide. Insgesamt müssten die Prämien gewährleisten, dass sich die Naturschutzbedingungen rechneten.

Defizit Nummer 3: Für Sie, die Schäfer mit ihren Tierren, die für den Erhalt der schwäbischen Wachholderheiden unerlässlich sind, gibt es bisher zwar Flächen, aber nicht, wie für Kühe, auch Beweidungsprämien. Und dies zudem auch nur ausschließlich in Landschaftsschutzgebieten. Zuwenig - so Dahlbender - um das Schäfer-Sterben und Heide-Verfall zu stoppen. Gewährleistet werden müsse im Grunde auch hier letztlich der Mindestlohn . Im Moment komme ein Schäfer nur auf einen Stundenlohn von rund 5 Euro 50. Die Landesregierung müsse deshalb intensiv prüfen lassen, ob die von der EU auf Kühe beschränkte weideprämie nicht doch auch noch für Schafe und Ziegen zu öffnen sei.

Nur dann - da sind sich die Landessschutzverbände einig - könne verhindert werden, was auch in vielen Hochtälern des Schwarzwald bereits eingesetzt habe. Dass die Natur jahrhundertealte Kulturräume mit Wildwuchs wieder verschlinge.

WERBUNG:



Seitenanzeige: