ver.di öffentlicher Dienst Tarifverhandlung | Bildquelle: RTF.1

Fils-Neckar-Alb :

Öffentlicher Dienst - ver.di fordert mehr als "Applaus und Schokolade"

Stand: 10.09.20 16:29 Uhr

Pflegekräfte, Erzieherinnen und Erzieher, auch Angestellte der Sparkasse - sie und viele weitere stellten während der Corona-Pandemie die Versorgung der Bevölkerung sicher und gehörten zur systemrelevanten Gruppe. Gedankt wurde ihnen unter anderem mit Applaus und Schokolade. Doch für ihre besondere Leistung würden sie mehr verdienen, so der ver.di Bezirksgeschäftsführer Benjamin Stein. Deshalb gehen die Tarifverhandlungen nun in die zweite Runde.


Als Rückgrat in der Coronakrise bezeichnet ver.di Bezirksgeschäftsführer Benjamin Stein die zahlreichen Berufsgruppen, die sich vor allem während der Pandemie als unverzichtbar und systemrelevant erwiesen. So hätten unter anderem Erzieherinnen und Erzieher, Mitarbeitende der Sparkasse und des Jobcenters Herausragendes geleistet. Dafür wollen sie auch Anerkennung erhalten.

Und diese soll nicht nur in Form von Applaus und Schokolade kommen, fordert Benjamin Stein, sondern soll eine monetäre Erhöhung von 4,8 Prozent sein. Mindestens um 150 Euro sollen die Entgelte der Beschäftigten erhöht werden und die Entgelte der Auszubildenden sollen um mindestens 100 Euro erhöht werden.

Die Umsetzung sei angesichts der wirtschaftlichen Situation schwierig, so Stein weiter. So gebe es weniger Steuereinnahmen und ein geringeres Bruttoinlandsprodukt. Dennoch dürfe nicht bei den systemrelevanten Gruppen gespart werden, meint auch Gewerkschaftssekretärin Özge Aygün. Eine Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst würde nämlich auch der Wirtschaft zugutekommen, wie die Vergangenheit deutlich mache:

So habe man schon bei der Finanzkrise im Jahr 2009 gesehen, dass man durch eine Erhöhung der Arbeitnehmergehälter die Wirtschaft wieder ankurbeln konnte, so Özge Aygün. Denn das erhaltene höhere Gehalt werde in den Binnenmarkt reinvestiert.

Bisher sehe es allerdings nicht nach einer baldigen Einigung aus, erzählt Benjamin Stein. Deshalb komme es auf jeden Beschäftigten im öffentlichen Dienst an, selbst für seine Anerkennung auf die Straße zu gehen.

"Die Arbeitgeberseite unterstellt uns natürlich, dass wir durch die Pandemie und Coronakrise nicht so gut vorbereitet sind für die Tarifrunde", so Stein. Dort werde nicht davon ausgegangen, dass ver.di die Beschäftigten zum Streiken auf die Straße bekommen könnte.

Aber das Gegenteil sei mittlerweile der Fall, wie die Stimmen der Vertreter der Berufsgruppen deutlich machten. Deshalb werde es bereits ab Freitag vor der zweiten Verhandlungsrunde kleinere Aktionen geben – als Warnschuss für die kommunalen Arbeitgeber. Stein hoffe, dass das bereits zu einem Ergebnis führe, allerdings bezweifle er dies angesichts der verhärteten Fronten bei den Arbeitgebern.

Auch nicht verhandlungsbereit zeigen sich Arbeitgeber bei der Post, weshalb auch dort gestreikt wird – seit Dienstag in Reutlingen. Auch in anderen Städten werde nachgelegt, so Stein, um auch dort die Relevanz der Kolleginnen und Kollegen, die vor allem im Paketbereich Besonderes geleistet haben, hervorzuheben.

Dort werden 5,5 Prozent mehr Lohn gefordert, denn die Deutsche Post AG habe von der Coronakrise aufgrund des boomenden Online-Handels profitiert. Die Postangestellten sollten deshalb für ihre besondere Leistung ebenfalls einen Teil abbekommen, erklärte Stein abschließend.

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