| Bildquelle:

Bischofssynode zur Familie:

Mahnende Worte zum "Gleichnis vom Weinberg" - Papst Franziskus sieht Bischöfe in der Rolle der Winzer

Stand: 03.11.14 12:07 Uhr

Papst Franziskus sieht seine Bischöfe in der Rolle der Winzer im "Gleichnis vom Weinberg". Die Winzer seien die Führungsschicht und müssten den Plan Gottes umsetzen. Die Führungsschicht dürfe den Plan Gottes nicht aus Eigeninteresse vereiteln. Ebenso dürfe die Führungsschicht dem Volk "keine unerträglichen Lasten" auflegen. Das machte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche bei der Eröffnung der Bischofssynode zur Familie am heutigen 5. Oktober 2014 deutlich: "Im Evangelium sind es ... die Winzer, die den Plan des Herrn verderben: Sie tun nicht ihre Arbeit, sondern haben ihre eigenen Interessen im Sinn."

Gleichnis vom Weinberg - Winzer wollen den Weinberg für sich

Für die kirchenfernen Leser: Im von Jesus erzählten "Gleichnis vom Weinberg" schickt der Besitzer des Weinbergs (Gott) zunächst seine Knechte (Propheten) und später seinen Sohn (Jesus) zu den Winzern (Hohepriester und Führungsschicht), um die Pacht für den Weinberg (das Volk) einzufordern. Die Winzer verjagen die Knechte und töten schließlich den Sohn und Erben des Besitzers, um so selbst in den Besitz des Weinbergs zu kommen.

Papst Franziskus zog eine Parallel zwischen seinen Bischöfen und den Winzern in Jesu Gleichnis: Jesus wende  sich mit seinem Gleichnis vom Weinberg an die Hohenpriester und an die Ältesten des Volkes, "das heißt an die „Weisen", an die Führungsschicht."

Aufgabe der Führenden: Den Weinberg mit Freiheit, Kreativität und Fleiß zu pflegen

Ihnen habe Gott in besonderer Weise seinen „Traum", das heißt sein Volk anvertraut, "damit sie es pflegen, sich um es kümmern, es vor den wilden Tieren bewahren. Das ist die Aufgabe der Führenden im Volk: den Weinberg mit Freiheit, Kreativität und Fleiß zu pflegen."

Gottes Traum darf nicht vereitelt werden

"Jesus sagt, dass jene Winzer jedoch den Weinberg an sich gerissen haben," sagte der Papst weiter: "in ihrer Gier und ihrem Hochmut meinen sie, mit ihm zu machen, was sie wollen, und so nehmen sie Gott die Möglichkeit, seinen Traum von dem Volk, das er sich erwählt hat, zu verwirklichen." 

Sowohl der Prophet Jesaja wie auch das Evangelium würden das Bild vom "Weinberg des Herrn" verwenden: " Der Weinberg des Herrn ist sein „Traum", der Plan, den er mit all seiner Liebe hegt, wie ein Bauer sich um seinen Weingarten kümmert. Die Rebe ist eine Pflanze, die viel Pflege verlangt!"

Das Volk pflegen, damit es viele gute Früchte der Gerechtigkeit bringt

Papst Franziskus sagte weiter: "Der „Traum" Gottes ist sein Volk: Er hat es gepflanzt und er pflegt es mit geduldiger und treuer Liebe, damit es ein heiliges Volk wird, ein Volk, das viele gute Früchte der Gerechtigkeit bringt."

Doch sowohl in der alten Weissagung als auch im Gleichnis Jesu werde der Traum Gottes vereitelt. Jesaja sage, dass der so geliebte und gepflegte Weinberg »nur saure Beeren« brachte (5,2.4).

"Gott »hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit – doch siehe da: Der Rechtlose schreit« (V. 7), sagte Papst Franziskus weiter.  Im Evangelium seien  "es hingegen die Winzer, die den Plan des Herrn verderben: Sie tun nicht ihre Arbeit, sondern haben ihre eigenen Interessen im Sinn.".

Versuchung der Gier ist immer vorhanden

Die Versuchung der Gier sei immer vorhanden. Man begegne dieser auch in der großen Weissagung von Ezechiel über die Hirten, so in Kapitel 34, die der heilige Augustinus in einer seiner berühmten Reden kommentiert habe;  die Bischofssynode habe sie im Stundenbuch gerade wieder gelesen:

"Gier nach Geld und Macht. Und um diese Gier zu befriedigen, laden die schlechten Hirten den Menschen unerträgliche Lasten auf die Schultern, die zu tragen sie selber aber keinen Finger rühren (vgl. Mt 23,4)."

Bischofssynode ist gerufen, "für den Weinberg des Herrn zu arbeiten"

"Auch wir in der Bischofssynode sind gerufen, für den Weinberg des Herrn zu arbeiten.", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Zur Zielrichtung und zum Arbeitsauftrag der Synode fand der Papst klare Worte: "Die Synodenversammlungen sind nicht dazu da, schöne und originelle Ideen zu diskutieren oder zu sehen, wer intelligenter ist... Sie sind dazu da, den Weinberg des Herrn besser zu pflegen und zu hüten, an seinem Traum, seinem Plan der Liebe für sein Volk mitzuarbeiten."

Familie wesentlicher Bestandteil von Gottes Liebesplan für die Menschheit

Papst Franziskus schlug von dort aus den Bogen zu den strittigen Fragen rund um Ehe und Familie, welche auf der Bischofssynode diskutiert werden sollen: "in diesem Fall verlangt der Herr von uns, uns um die Familie zu kümmern, die von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil seines Liebesplans für die Menschheit war."

Wörtlich sagte der Papst: "Wir alle sind Sünder. Auch für uns kann es die Versuchung geben, aus Gier, die in uns Menschen immer vorhanden ist, den Weinberg „an uns zu reißen". Der Traum Gottes kollidiert stets mit der Heuchelei einiger seiner Diener."

"Vom Heiligen Geist leiten lassen"

Papst Franziskus sagte weiter: "Wir können den Traum Gottes „vereiteln", wenn wir uns nicht vom Heiligen Geist leiten lassen. Der Geist schenkt uns die Weisheit, die über die Lehre hinausgeht, um großherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität zu arbeiten."

"Liebe Mitbrüder in der Synode, um den Weinberg gut zu pflegen und zu hüten, ist es nötig, dass unsere Herzen und unsere Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus bewahrt sind durch den »Frieden Gottes, der alles Verstehen übersteigt« (Phil 4,7).", sagte das Kirchenoberhaupt weiter.

Der Papst sagte: "So wird unser Denken und Planen mit dem Traum Gottes übereinstimmen: sich ein heiliges Volk heranzubilden, das ihm gehört und die Früchte des Reiches Gottes bringt (vgl. Mt 21,43)."

Soweit die Worte von Papst Franziskus am ersten Tag der Bischofssynode.

Außerordentliche Bischofssynode

Bei der außerordentlichen Bischofssynode handelt es sich nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) um die dritte außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, die unter dem Theme "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung" stehe. 

Die Bischofssynode, zu der Papst Franziskus eingeladen hat, findet vom 5. bis 19. Oktober im Vatikan statt. Die katholische Kirche in Deutschland wird nach Angaben der DBK vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vertreten. Als einzige Gasthörerin aus Deutschland nimmt laut DBK die Leiterin der Ehe- und Familienseelsorge in Berlin, Ute Eberl, teil. Die 52-jährige Diplom-Theologin ist verheiratete Mutter von drei Kindern und ist Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung. Dabei handele es sich um den Fachverband der katholischen Kirche in Deutschland für die Bereiche Familienbildung und Familienpastoral.

Vorbereitender Fragebogen

Nach Angaben der DBK habe der Vatikan, wie bei Bischofssynoden übkich, ein vorbereitendes Dokument veröffentlicht. Diese umfasst demnach eine theologische Hinführung zur Dynode "und einen Fragenkatalog, mit dem das Synodensekretariat in Rom die Ortskirche einbinden will".

RTF.1 hatte über die Auswertung der Fragebogen auf Diözesen-Ebene bereits berichtetDemnach empfindet die Mehrheit der Befragten die katholische Kirche als "weltfremd, unbarmherzig, rückwärtsgewandt und unglaubwürdig".Demzufolge wünscht sich die Mehrheit der Befragten eine "lebensnähere, barmherzigere und in schwierigen Situationen hilfreichere Kirche".

Mehrheitlich bestehe der Wunsch, die Kirche solle verbindlich zusammenlebende gleichgeschlechtliche Paare akzeptieren wiederverheiratet Geschiede verständlichvoll annehmen. Den Bericht finden Sie hier.

Vor 2015 noch keine endgültigen Entscheidungen zu Ehe und Familie

Auf der Bischofssynode selbst sollen Medienberichten zufolge noch keine endgültigen Entscheidungen zu Fragen der Ehe und Familie getroffen werden. Vielmehr sollen die Bischöfe im Anschluss an die Synode Gelegenheit haben, das Besprochene und Erarbeitete zunächst ein Jahr lang in ihren Diözesen zu überdenken.

2015 soll dann eine weitere Bischofssynode konkrete Beschlüsse zu den strittigen Themen rund um Ehe und Familie fassen. So  beispielsweise über den Umgang der katholischen Kirche mit Geschiedenen, Wiederverheirateten oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

 

Ein Artikel auf GlauKiChri.de - Ihrem Online-Portal für Glaube - Kirche - Christentum


WERBUNG:



Seitenanzeige: