Empfang zum Tag der deutschen Einheit | Bildquelle: RTF.1

Sonnenbühl-Genkingen:

Landkreis Reutlingen feiert Tag der Deutschen Einheit

Stand: 03.10.14 18:05 Uhr

Der heutige Tag der deutschen Einheit ist ein ganz besonderer, denn zum 25. Mal jähren sich die Ereignisse, die schlussendlich zur Wiedervereinigung führten. Anlässlich dieses Feiertages hat der Landkreis Reutlingen den traditionellen Empfang für seine Bürgerinnen und Bürger heute in der Brühlhalle in Sonnenbühl-Genkingen ausgerichtet.

Mit Gospelchor und Kabarett feierte der Landkreis Reutlingen heute den 25. Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober.  Denn, so Landrat Thomas Reumann, das solle ein Tag der Freude sein, ein Feiertag im eigentlichen Wortsinn. Humor und Unterhaltung also anstelle eines stocksteifen Festakts. 

Dazu passte auch, dass eine Talkrunde den sonst bei Einheitsfeiern üblichen Festredner ersetzte. SWR-Moderator Thomas Scholz sprach mit drei Gästen, die die Einheit unterschiedlich erlebt hatten. Helmut Herrmann, erster Vorsitzender des Posaunenchors Genkingen, hatte die DDR noch 1988 besucht, um eine Partnergemeinde im thüringischen Jena zu besuchen. Sehr genau erinnert sich Hermann noch an die Grenze: Sie seien an das Häuschen gekommen, und die Grenzer hätten sie sehr genau angeschaut. Auch habe der Posaunenchor seine Instrumente auspacken müssen. "Wir hatten allerdings das Glück gehabt, dass wir anständige Grenzer hatten", erinnerte sich Helmut Herrmann. Eine Gruppe aus Undingen hätte da weniger Glück gehabt. "Da habe ich mitgekriegt, dass man an der Grenze gefragt habe: Haben Sie Schusswaffen dabei? Und da hat er gesagt: Nein, warum? Braucht man das bei euch?"

Dass die DDR-Grenzer das nicht witzig fanden, war klar. Überhaupt erlebten die Genkinger die Thüringer aufgrund ständiger Überwachung als sehr unentspannt.  In jedem Haus sei ein Buch gewesen, in dem jede Familie die Besuche habe eintragen müssen, so Herrmann. "Hast du Westbesuch gekriegt, war es natürlich schwierig." Die Leute hätten sie auch gebeten, nicht vor dem Haus zu parken, denn sonst sähe man, dass sie Westbesuche hätten. "Das ist ganz viel auf Misstrauen, Kontrolle und Unfreiheit aufgebaut gewesen", sagte Herrmann.

Die Freiheit kam mit der Wende – und war für viele ungewohnt, stellte sie doch die ehemalige DDR vor große Herausforderungen. Hubert Wicker, heute Direktor des baden-württembergischen Landtags, war nach der Einheit als Beamter in Sachsen am Aufbau neuer demokratischer Verwaltungsstrukturen beteiligt. Wicker war damals für den Neuaufbau der Polizei zuständig.  "Man konnte die Polizeiführung auswechseln, die obersten zehn oder zwanzig", sagte Wicker. "Aber ein Polizist braucht immer Ortskenntnis, und die hatten natürlich nur die Ostdeutschen." Also habe man die schwer Belasteten entlassen und alle anderen durch Fort- und Weiterbildung auf demokratische Grundsätze verpflichtet.

Heute, rund 25 Jahre später, ist die Weltlage wieder eine andere – und so mancher fürchtet einen neuen eisernen Vorhang in Europa.  Die Reutlinger Künstlerin Gabriele Seeger stammt aus einer deutschbaltischen Familie. Heimisch fühlt sie sich sowohl in Riga, als auch in Schwaben. Die aktuelle Lage in der Ukraine macht ihr Angst.  "Ich habe immer noch Hoffnung, dass die Vernunft siegt ", sagte sie. Immerhin habe auch Putin im Bundestag gesprochen und sehr schwungvoll und offen gewirkt. "Ich hoffe, dass das wieder zurückkommt, denn noch mal so einen eisernen Vorhang, das möchte ich wirklich nicht erleben", so Seeger.

Nach einem so ernsten Thema sorgten die Flegga-Rätscha mit ihrem Kabarett zur deutschen Einheit für Lacher.  Und zum Schluss kam noch mal der Posaunenchor Genkingen zum Zuge. Denn wie jedes Jahr durfte auch die Nationalhymne am Schluss der Feier nicht fehlen.

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