Theresia Bauer besucht UKT | Bildquelle: RTF.1

Tübingen/Baden-Württemberg:

Attraktive Angebote - So will das Land dem Landarztmangel entgegenwirken

Stand: 10.06.20 17:14 Uhr

Das Modell des Landarztes, der 55 Stunden pro Woche in seiner abgelegenen Praxis arbeitet, entspricht nicht mehr der Lebensrealität von heute - das sagt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Früher wurden Medizinstudenten belächelt, wenn sie sagten dass sie Hausarzt werden möchten. Heute ist es schwer, Nachfolger für solche Praxen, insbesondere auf dem Land, zu finden. Digitale Angebote, neue zukunftsweisende Modelle und flexiblere Arbeitszeiten sollen dem Landarztmangel entgegenwirken und die Versorgung im ländlichen Raum sicherstellen.


Mit einer frohen Kunde im Gepäck, besuchte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Dienstagnachmittag die Universitätsklinik in Tübingen. Denn am morgen war der Kabinettsbeschluss für mehr Studienplätze im Land durchgegangen. Insgesamt sollen 150 neue Studienplätze entstehen, die Hälfte davon für Landärzte. Das seien 10% mehr Kapazitäten im ganzen Land, ein gutes Signal, das den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg aufwerte, so Bauer. Der Beitrag des Landes für die neugeschaffenen Studienplätze in Euro: 30 Millionen.

Damit sich Medizinstudenten während ihres Studium für den Facharzt in Allgemeinmedizin und den Bereich ländlichen Raum entscheiden, sollen vermehrt attraktive Angebote gemacht werden.

„Es gibt schon Stipendien, innovative Versorgungsmodelle und Einrichtungen, wo man jenseits der klassischen Hausarztpraxis in anderen Konstellationen arbeiten kann. Jetzt aber kommt der sogenannte „Landarzt-Track" als neuer Ausbildungsstrang im Medizinstudium hinzu. Und der steht allen Studierenden offen, eben nicht nur der Hälfte, der neuen Studienplätze, sondern eben allen, weil wir viele erreichen wollen", erklärt die Ministerin.

Natürlich spiele auch die Digitalisierung eine enorme Rolle. Gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, habe sich hier und da gezeigt, dass viele kommunikative Ansätze veraltet seien. Geschichten über Faxe, die zur Kommunikation eingesetzt werden, möchte die Ministerin in ein paar Jahren höchstens noch als Anekdote von damals hören.

Die Wissenschaftsministerin betont aber, dass man in dieser Legislaturperiode bereits eine Milliarde Euro in die Digitalisierung gesteckt habe und schon ein großer Schritt nach vorne gemacht wurde. Trotzdem müsse noch mehr gemacht werden.

„Digitalisierung ist ja ein Werkzeug, es ist ja kein Selbstzweck. Wir brauchen gute Methoden, um Kommunizieren zu können. Zum Beispiel in Praxen und Kliniken, wo wir sinnvoll von Arzt zu Arzt, Überweisungen auch mal durch Telekonsile ersetzen können", erklärt die Ärztliche Direktorin vom Institut für Allgemeinmedizin in Tübingen, Prof. Stefanie Joow..

Gerade die Telemedizin könnte in Zukunft eine große Rolle spielen. Viele Patientinnen und Patienten gehören zur „Digital Native Generation" und kennen sich gut genug aus, um mit Ärzten auch online Sprechstunden abhalten zu können.

„Ich bin mir sicher, dass wir über die Digitalisierung eine ganz andere ortsunabhängige, intensivere Kooperation ermöglichen könne. [...] Die Digitalisierung entfernt den Arzt nicht vom Patienten, sondern kann wirklich eine neue Intensität und eine neue Nähe herstellen. Und deswegen glaube ich, ist sie ein Stück weit ein Schlüssel dazu, dass die Versorgung im ländlichen Raum mit digitalen Mitteln eine Bessere wird", so Bauer.

Viele Hausarztpraxen in der Region können nicht einfach eins zu eins mit jungen Medizinern besetzt werden. Deshalb müsse in Zukunft mehr auf Gemeinschaftspraxen und Versorgungszentren gesetzt werden. Und das auch im ländlichen Raum.

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