Angefangen habe es mit der Textilindustrie, erklärt Marisse Hausser vom Reutlinger Heimatmuseum. 1828 sei die erste Spinnerei am Stadtrand gegründet worden, mit 45 Arbeitern damals. Die Maschinen seien mit Hilfe von Wasserkraft angetrieben worden, über Transmissionen. Und nach der Textilindustrie sei die Maschinenbauindustrie in Gang gekommen oder besser parallel dazu, weil die Textilindustrie Maschinen und Zubehörteile gebraucht habe, weiß Marisse Hausser. Da hätte sich dann aus kleinen mechanischen Werkstätten heute große Maschinenbaufirmen entwickelt. Der Durchbruch sei aber eigentlich 1859 durch die Eisenbahnlinie von Plochingen nach Reutlingen gekommen, die Reutlingen quasi an die Welt angebunden hätte. Mit ihr hätte man auch Rohstoffe die es in der Achalmstadt nicht gegeben hat, also Kohle und Eisen, nach Reutlingen schaffen können und größere Maschinen und Produkte transportieren.
Und auch heute noch ist der Maschinenbau eines der Reutlinger Zugpferde – im Gegensatz zur mittlerweile untergegangenen Textilindustrie.Das Sterben habe in den 1970er Jahren angefangen, erzählt der ehrenamtliche Mitarbeiter Kurt Treftz. Da seien die Firmen langsam vom Preis her nicht mehr in der Lage gewesen mitzuhalten. Da seien viele Billigstoffe aus Fernost gekommen und nach der Öffnung des eisernen Vorhangs seien auch viele Billigstoffe aus den Osteuropäischen Ländern gekommen.
Doch im Industriemagazin lebt sie weiter, die Textilindustrie – in zahlreichen Ausstellungsstücken. Ein Haufen Altmetall und wurmstichiges Holz mag ein mancher jetzt vielleicht denken, aber weit gefehlt – die Maschinen sind zum überwiegenden Teil funktionsfähig. Geschichtsstunde am lebenden oder besser: laufenden Objekt lautet die Devise. Gewartet, instandgehalten und vorgeführt werden die Maschinen von einem Team von Ehrenamtlichen – alle samt Mitarbeiter von Firmen aus Reutlingen und Umgebung im Ruhestand. Sie haben das richtige Händchen für die Gerätschaften, denn sie kennen einige davon noch aus ihrer eigenen Arbeitszeit.
Das Besondere sei die Fabrik-Atmosphäre, meint Marisse Hausser. Es rieche nach Maschienenöl und die Umgebung sei einfach authentisch, weil es sich bei der Halle in der das Industriemagazin untergebracht ist, um die ehemalige Metalltuchfabrik Wandel handle.
Ein Erlebnis, dass jeden 2. Samstag im Monat möglich ist. Denn dann werden von 14 bis 17 Uhr die Maschinen hochgefahren und die Vergangenheit wird für ein paar Stunden wieder zur Gegenwart – im Industriemagazin des Reutlinger Heimatmuseums. Mehr Infos unter: www.reutlingen.de/industriemagazin
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