Geschichte erster Mai | Bildquelle: RTF.1

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Tag der Arbeit - Geschichte des ersten Mai

Stand: 01.05.20 13:34 Uhr

Traditionell am 1. Mai gehen die Arbeiter auf die Straße. Kundgebungen und Demonstrationen sollen am "Tag der Arbeit" auf Missstände hinweisen, die Arbeitgeber wachrütteln und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen animieren. Doch dieses Jahr blieben die Straßen und Plätze, auf denen sich die Arbeitnehmer traditionell versammeln, leer.


Dennoch wollten es sich die Gewerkschaften nicht nehmen lassen, auch in Zeiten der Coronakrise, ihre Forderungen kund zu tun – nur eben anders als sonst – also überwiegend digital. Aber wann wurde der 1. Mai eigentlich zu dem, was er heute ist? Eine kleine Spurensuche.

Die Mai-Demonstrationen – Ihnen zu Grunde liegt die Forderung nach dem Achtstundentag, die achtzehn-hundert-sechs-und-achtzig in den USA mit einem mehrtägigen Generalstreik untermauert werden sollte. Dieser Streik begann am ersten Mai und allein in Chicago versammelten sich zehntausende von Arbeitern auf dem Haymarket. Als die anfänglich friedliche Stimmung kippt, kam es zu Ausschreitungen und einem Bombenattentat mit zahlreichen Toten.

Obwohl der erste Mai im Gedenken an die Opfer vom Internationalen Arbeiterkongress in Paris zwei Jahre später zum "Kampftag der Arbeiterbewegung" ernannt wurde, waren "sozialistische Versammlungen" in Deutschland verboten. Trotzdem beteiligten sich rund einhundert-tausend Arbeiterinnen und Arbeiter an den Mai-Aktionen – die Folge: Entlassungen und Aussperrungen.

Wofür die Demonstranten seit Jahren kämpfen, wird 1916 Wirklichkeit: Der Achtstundentag bei vollem Lohnausgleich für alle ist jetzt gesetzlich verbrieft. Bis sich der erste Mai als Feiertag durchsetzt, dauert es noch – bis 1933. Da machen ihn die Nationalsozialisten zum "Tag der nationalen Arbeit", ein Jahr später zum "Nationalen Feiertag des deutschen Volkes".

Das Bild des ersten Mai, wie wir ihn kennen, mit Kundgebungen und Demonstrationen, festigt sich – zumindest im Westen Deutschlands – mit Kriegsende. Denn der Alliierte Kontrollrat bestätigt den Feiertag. Während auf der einen Seite lautstark für die Beseitigung von Missständen protestiert wird, wird auf der anderen Seite – im Osten der geteilten Republik – der "Internationale Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus" mit Paraden begangen.

Die friedlichen Demonstrationen am ersten Mai werden mit den achtziger Jahren immer wieder von Krawallen überschattet – vor allem in Berlin. Dennoch gehen die Kundgebungen im ganzen Land weiter. Und am 31. Jahrestag der Maidemonstrationen – 1990 – ist es schließlich soweit: Ost und West sind wiedervereint und demonstrieren erstmals seit fast 60 Jahren in einer gesamtdeutschen Kundgebung für die Rechte der Arbeiter.

In Anbetracht dieser langen und bewegten Geschichte des ersten Mai war es den Gewerkschaften natürlich ein Anliegen, auch in diesem Jahr nicht mit der Tradition zu brechen. Der Arbeitskampf muss weitergehen – darüber herrscht Einigkeit – und wie er weitergeht ist schließlich nur zweitrangig.

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