Pressekonferenz mit Kretschmann und Söder | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg/Bayern:

Südschiene warnt vor zweiter Infektionswelle

Stand: 23.04.20 17:26 Uhr

Beim heutigen Treffen der Regierungschefs von Baden-Württemberg und Bayern und Ulm, warnten die Ministerpräsidenten vor einem leichtsinnigen Umgang in der Corona-Krise. Die Pandemie befände sich immer noch am Anfang - durch Leichtsinn riskiere man eine zweite Infektionswelle.


„Wir befinden uns erst in der Mitte der ersten Halbzeit und das gegen einen übermächtigen, unsichtbaren Gegner", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der heutigen Pressekonferenz in Ulm. Auch der bayrische Ministerpräsident benutzte eine Sportmetapher, um das deutsche Krisen-Management besser zu beschreiben.

„Corona ist ein Marathon, um eine andere Sportart zu benennen. Das schwierige dabei ist, wir wissen nicht genau wie lange dieser Marathon dauert. Das heißt, wer zu viele Zwischensprints macht, wer zu schnell läuft, verstolpert die Herausforderung vor der wir stehen und kommt nicht zum Ziel", erklärt der bayrische Ministerpräsident Markus Söder.

Auch wenn die Rufe nach weiteren Lockerungen durchaus verständlich seien, wäre es jetzt absolut falsch, sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen.

„Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ist ein Grundrecht. Steht in Artikel 2 unserer Verfassung. Und in einer Epidemie tritt das quasi anderen Rechten logischerweise vor, denn wenn man die Pandemie nicht überlebt, ist es mit den Freiheitsrechten nämlich vorbei", betont der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Durch das Handeln der Südschiene, also der südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern, konnte ein drohendes Krisenszenario – ähnlich wie in Italien – in Schach gehalten werden.

„Im Moment haben sich beide Länder, obwohl sie am stärksten betroffen waren, so entwickelt, dass wir im Bundesdurchschnitt liegen. In der Zahl der Neuinfektionen, gibt es mittlerweile Bundesländer, die mehr Neuinfektionen im Schnitt haben als wir. Das ist ein echter Erfolg", so Söder.

Dass die beschlossenen Maßnahmen jetzt nicht zu schnell gelockert werden, sei auch für die Wirtschaft von Bedeutung. Die Rufe nach weiteren Öffnungen sehen die Regierungschefs daher äußerst kritisch.

„Und ich will auch noch mal sagen, dass ist auch im Interesse der Wirtschaft. Eine zweite Infektionswelle, das sehen wir, wie andere Länder handeln müssen, die ganz anders dran sind, führt erst recht zu einem gigantischen Schaden für unsere Unternehmen. Deswegen ist es auch im Interesse der Unternehmen, dass wir mit Bedacht handeln und keine vorschnellen Schritte gehen, die uns nachher bitter einholen", erklärt Kretschmann.

Eine Öffnung für die Gastronomie werde es vor Ende Mai, laut Ministerpräsident Söder, wohl nicht geben. Österreich plant die Öffnung für die Gastronomie auf Mitte Mai, in Bayern sei man circa zwei Wochen hinterher.

In der kommenden Woche wollen sich die beiden Regierungschefs auch mit dem niedersächsischen Ministerpräsident zum Thema Automobilbranche besprechen und wie diese unterstützt werden könne.

Insgesamt scheinen sich die Regierungschefs in den meisten Dingen sehr „grün" zu sein und verfolgen ein gemeinsames Ziel: den größten Nutzen für die Bevölkerung.

„Ich rate uns allen in Deutschland, das Thema Corona nicht nach Umfragen, nicht nach parteipolitischer Opportunität zu gewichten, sondern nach der Frage, was nützt unserer Bevölkerung am Meisten? Wir müssen Vieles noch besprechen: Betreuung, Schulen, Kitas. Wir müssen helfen, damit die Lebensfreude erhalten bleibt, aber gleichzeitig auch der Lebensschutz so hoch wie möglich ist", betonte Söder abschließend.

Eine Rückkehr zur Normalität könne es erste geben, wenn es auch einen Impfstoff gibt, erklärte Kretschmann. Ob es dann eine Impfpflicht geben wird, sei noch nicht klar. Söder zeigte sich dafür aber offen.

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