Kunsthalle Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Kultur-Rückblick Kunsthalle Tübingen

Stand: 14.04.20 13:59 Uhr

Die Coronakrise macht auch vor der Kultur nicht Halt. Die zahlreichen Museen der Region Neckar-Alb sind geschlossen. Damit Sie, liebe Zuschauer, dennoch nicht auf Kultur und einen Museumsbesuch verzichten müssen, nehmen wir Sie heute mit, auf eine filmische Führung durch die Tübinger Kunsthalle. Anlässlich unseres Jubiläumsjahres "20 Jahre RTF.1" haben wir für Sie in unseren Archiven gestöbert und einen kleinen Rückblick mit einigen Highlights der vergangenen Jahre zusammengestellt.

Ein Rhinozeros mit Namen Clara. Die üppige Nashorndame – siebzehn-hundert-neun-und-vierzig gemalt vom französischen Maler Jean-Baptiste Oudry – war im Jahr zwei-tausend-acht der Star der Ausstellung "Oudrys gemalte Menagerie".

Martin Hellmold, Kurator Kunsthalle Tübingen 2008: "Der Maler hat in der Regel Studien gemacht vorm Original. Das heißt, er hat Zeichnungen gefertigt, Farbstudien gefertigt und ist dann mit diesen Entwürfen ins Atelier gegangen und hat dann in Abwesenheit der Tiere sein Gemälde gemalt."

Als Hofmaler Ludwigs des fünfzehnten, setzte Oudry dabei sowohl exotische Tiere, als auch heimische sehr naturalistisch und lebensnah in Szene. Technisch perfekt gemalt und auf den schmückenden Charakter der Bilder bedacht.

Eine ganz andere Atmosphäre ein Jahr später. Der Installationskünstler und gebürtige Tübinger Anselm Reyle hat die Kunsthalle in eine Art Tempel verwandelt.

Daniel Schreiber, Kurator Kunsthalle Tübingen 2009: "Also ich vergleiche das gerne mit einem LSD-Trip. Da werden dann auch die Verknüpfungen im Gehirn anders vernetzt und Sachen kommen zsammen, die nicht zusammen gehören, weil sie uns nicht dienlich sind in der Orientiertung, im Alltag und ich finde, das ist eben Kunst im Allgemeinen, dass man nochmal komplett neu denken kann und bei Anselm Reyle eben im Besonderen."

Verstaubte Gegenstände, die Teil der Vergangenheit scheinen, in Kombination mit Punk- und Pop Art-Elementen – Handwerk und Sammelleidenschaft. Der Titel der Ausstellung: "ACID MOTHER TEMPLE".

Ein Jahr später wird es "schlüpfrig". Die "Neuen Wilden" haben Einzug gehalten in den Ausstellungsräumen. Ihr Vertreter vor Ort: der Berliner Künstler Rainer Fetting. Eines seiner bevorzugten Motive – unschwer zu erkennen: "Manscapes" – der nackte Mann in den unterschiedlichsten Facetten seiner Erotik.

Rainer Fetting; Künstler: "Akte mal ich schon immer, weil man da auch am nähesten an die Menschen ran kommt ohne Kleidung. Der Mensch ganz nackt."

So zeigt ihn auch der kanadische Künstler Evan Penny – wenn auch auf seine ganz spezielle Art und Weise. "Re. Figured" – eine, für den Betrachter, verwirrende Brücke zwischen realistischer Darstellung und totaler Verzerrung des menschlichen Antlitzes.

Evan Penny, Künstler: "Die Frage ist: Wer bin ich, wer sind wir – also: wie beschreiben wir uns selbst, als was verstehen wir uns selbst und wie geht unsere Entwicklung weiter. Eben die Frage wie man sich im Leben immer wieder selbst definieren muss."

Für diesen Denkanstoß investieren der Küstler und sein Team mehrere hundert Arbeitsstunden pro Skulptur. Die Vorbilder: mal echte Menschen, mal rein fiktive Charaktere.

Doch im selben Jahr gibt es auch noch "handfestes" für die Kunstliebhaber in der Region: "Cezanne, Renoir und CO". Die Kunsthalle feiert ihr vierzig jähriges Jubiläum mit den "Klassikern". Sie alle waren bereits einmal zu Gast am Neckar – die Ausstellung somit eine Art Retrospektive der Geschichte des Museums. Und das alles inspiriert von der Frage: Wer wurde von wem inspiriert?Daniel Schreiber, Kurator Kunsthalle Tübingen 2011: "Wir haben das früheste Werk... hat der 17jährige Picasso gemalt von seiner Schwester Lola, so sehr im Stile von Toulouse, also wir sehen hier noch den Picasso, der nach seinem eigenen Weg sucht, und dann können wir eigentlich sehr viele Schaffensperioden von ihm durcherleben. Und er ist ja eigentlich bis zum Ende figurativ geblieben, also man kann ja die Liebespaare, man kann den Mann, die Frau erkennen, aber in einem sehr ihm eigenen Stil."Ihren eigenen Stil wollte sich auch die frisch sanierte Kunsthalle – nach langer Schließzeit – mit ihrer Wiedereröffnungsausstellung "Kapitalströmung" erhalten. Und das scheint ihr gelungen.

Dr. Holger Kube Ventura, künstl.Leiter Kunsthalle Tübingen 2017: "Man findet eine Ausstellung die alle Medien dabei hat, Malerei, Fotografie, Zeichnung, Video, Skulptur, Installation – es ist für alle was dabei. Es sind gigantische Bilder, es ist das größte Bild dabei, das jemals in der Kunsthalle Tübingen gezeigt wurde von 4x20 Metern."


Im Mittelpunkt – wie der Name bereits verrät: Das Kapital. Am augenscheinlichsten wohl in den Euroscheinen des Künstlers Filip Markiewicz. Aus ihnen springt den Betrachter die in Bleistift scharaffierte Gesellschaftskritik förmlich an.

Filip Markiewicz, Künstler: "Er sieht was passiert war und was passieren könnte, also von politischen Themen bis zu sozialen Themen, bis über ganz banale popkulturelle Themen, also diese ganze Idee ist es, auf jedem Geldschein vielleicht etwas zusammenzustellen, was man nicht richtig versteht, wie dieser Fluss von Bildern auf uns zukommt und wir wissen nicht genau, wie wir damit umgehen sollen."

Wut als die menschlichste aller Reaktionen auf ein persönliches Ohnmachtsgefühl, das wohl mit kaum etwas mehr verbunden ist, als den eigenen, meist rein subjektiv empfundenen Vermögensverhältnissen.

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