Talk aus dem Sparkassen-Carré: OB-Wahl Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Wer siegt in Tübingen? Favoriten Palmer und Soltys beim RTF.1-Talk im Kreissparkassen-Carré

Stand: 25.09.14 16:36 Uhr

Wer gestaltet zukünftig die Geschicke der Stadt Tübingen? Am 19. Oktober wird in der Neckarstadt gewählt. Der amtierende OB Boris Palmer, Grüne, muss sich dabei gegen drei weitere Kandidaten behaupten. Neben Spaßvogel Markus Vogt alias Häns Dämpf und dem Tübinger Lageristen Hermann Sassmannshausen tritt im ersten Wahlgang auch Beatrice Soltys an. Die Fellbacher Baubürgermeisterin wird offen von der CDU unterstützt. Gestern wurden die Kandidaten von Roland Steck auf das RTF1-Wahlpodium im Kreisparkassen-Carré in Tübingen gebeten - vor brechend vollem Haus.

Fünf Kandidaten auf dem RTF.1- Podium – aber nur vier wurden letztlich von der Wahlkommission zugelassen. Der bereits eingeladenen Oliver Rüdiger, Gewerbetreibender aus Tübingen, hatte letztlich zu wenig Empfehlungsstimmen. Spaßvogel Häns Dämpf von der  "Partei" sorgte mit kabarettistischen Beiträgen für Lacher. Als Außenseiter mit konkreten Zielen war Lagerist Hermann Sassmannshausen am Start. Er will die Regionalstadtbahn eher nicht. Wenn doch, dann müsse sie außen vorbei über den Kreuzberg geführt werden. Auch mehr Sozialer Wohnungsbau sei nötig. Zudem müsse man die Radwege auf den neuesten Stand bringen.

Schnell aber wurde die Veranstaltung zum Duell der Favoriten: Fellbachs Baubürgermeisterin Beatrice Soltys, mit 18jähriger Verwaltungserfahrung und CDU-gestützt, gegen Amtsinhaber Boris Palmer. Der seine Stadt mit Kampagnen wie "Tübingen macht blau" bundesweite Aufmerksamkeit gesichert.  Palmer verwies auf die kürzlich gar von der Reutlinger CDU gelobte Gesamtbilanz seiner ersten Amtszeit.

Einen sozial-ökologischen Aufschwung ungeahnten Ausmaßes habe es in Tübingen in den vergangen 8 Jahren gegeben - mit einer unglaublichen Veränderungsdynamik. 12 Prozent oder 5000 Arbeitsplätze seien entstanden. Die Gewerbesteuer-Einnahmen hätten sich verdreifacht - und lägen jetzt sogar höher jetzt als in Reutlingen. Zudem sei es gelungen, in der Stadt Wohnraum für 5000 Menschen zu schaffen. Dazu 50 Millionen an Rücklagen im Haushalt. Das Ganze habe man aber geschafft, ohne die Umwelt zu belasten. Mehr Wohnraum -  praktisch ohne Neu-Flächenverbrauch. Zudem habe man die CO2-Emissionen um rekordverdächtige 18 Prozent pro Kopf gesenkt. Und auch bei der Kinderbetreuung liege Tübingen bundesweit ganz vorn.

Bilanztechnisch indes nicht genug für Beatrice Soltys. Sie moniert, dass Kaufkraft ab- und ins Umland oder nach Reutlingen fließe. Zudem müsse beim Thema Verkehr mehr getan werden. Besonders beim Thema Parkplätze wie auf dem Schnarrenberg oder in der Innenstadt. Auch beim Wohnen müsse es Fortschritte geben, für Studenten, aber auch für Familien. Als dritte Priorität nehme sie die Kultur ins Auge. Da brauche es eine andere Gesamtkonzeption. Und: sie wolle eine Konzerthalle.

Zukünftige Priorität beim Thema Wohnen sieht auch Palmer: Auch er wolle  mehr Raum für Studenten, Familien und Flüchtlinge schaffen. Besonders aber brauche es aber Angebote für Menschen mit kleinem Einkommen. Da peile er die Verdoppelung bei den Sozialwohnungen an. Zudem sei es an der Zeit, mehr Geld für die Grünflächen in der Stadt aufzuwenden. Dazu könne auch die Bewerbung um die Landesgartenschau beitragen. Zudem stehe er finanzpolitisch dafür, dass der Haushalt ausgeglichen bleibe, und dass die stadt keine neuen Schulden mache.

Soltys moniert hingegen Aktuelles: Dem Projekt Europaplatz wolle sie sich  als Stadtplanerin ganz besonders widmen. Dabei falle ihr auf,  dass es hier - wie bei anderen städtischen Bauprojekten - überlange Planungs- und Genehmigungszeiten gebe. Im Fall Europaplatz warte man jetzt schon seit vielen Jahren auf Planungen und Ergebnisse.  Palmer räumt die  teilweise langen Verfahrenszeiten ein.  Das liege aber genau daran, dass die wirtschaftliche Dynamik überwältigend groß sei. Gerade hier genehmige man so schnell wie möglich - und zum Wohle der Stadt wie am Fließband. Mit allen anderen städtischen Projekten zusammen, sei das Bauamt  an den Leistungsgrenzen angekommen.  Dabei  spielten auch  Erkrankungen, Arbeitspatzwechsel oder ganz persönliche Umstände eine Rolle. Ersatz sei wegen erforderlicher spezifischen Qualifikationen nicht schnell herbeizubringen.

Dass Soltys sich als "politikfern"  und vor allem als sachorientiert bezeichnet, gefällt Boris Palmer sichtlich nicht. Wer in einer Stadt wie Tübingen Entscheidungen fälle, könne nie unpolitisch sein. Mit diesem Argument habe man schon im 19. Jahrhundert  versucht, Sozialdemokraten von Parlamenten und Ämtern fernzuhalten.

Den ganzen Talk in voller Länge  gibt es am kommenden Sonntag ab 18 Uhr auf RTF.1, immer zur vollen Stunde nach den Nachrichten.

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