Mutscheln mit dem Gemeinderat | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Spiel um die Mutschel - Gemeinderat würfelt wieder

Stand: 10.01.20 17:46 Uhr

"Der Wächter bläst vom Turm", "Die kleine oder die große Hausnummer" oder der "Lange Entenschiß" - nur drei von etlichen Würfelspielen, die traditionell am Mutscheltag gespielt werden. Auch der Reutlinger Gemeinderat kam am Donnerstagabend wieder zusammen, um um das goldgelbe Traditionsgebäck zu spielen.


Im Gerberstüble in Reutlingen trafen sich die Reutlinger Gemeinderatsmitglieder, um eine echte Reutlinger Tradition hochzuhalten: den Mutscheltag.

Mit verschiedenen Würfelspielen wird traditionell an diesem Abend eifrig um die Reutlinger Mutschel gespielt. An den Tischen sind die Fraktionen dabei bunt gemischt und auch sonst kommt an diesem Abend nichts Politisches auf den Tisch.

Hier wird gerade das Spiel „Die kleine Hausnummer" gespielt. Wir fragen nach, ob es eine bestimmte Strategie gibt?

„Ich spiele ein bisschen auf Risiko, weil das gehört sich so, damit es lustig ist. Wenn wir jetzt lauter Sicherheitsspiele haben, dann passiert ja gar nichts", erklärt Hagen Kluck von der FDP.

Zum ersten mal beim Mutschelabend des Reutlinger Gemeinderats mit dabei, ist auch ein Mitglied der AfD. Welche Strategie wird hier verfolgt?

„Ach gar keine, ich lass mich überraschen. Das letzte mal als ich gespielt habe, da hat es noch das Hotel Harmonie gegeben in Reutlingen. Das ist schon einige Zeit her", erklärt Hans Peter Stauch.

Etwas Platz für Sticheleien gibt es dann aber doch, zum Beispiel als Hagen Kluck seinen Kollegen Helmut Treutlein von der SPD vorwirft, er würde sich mit fremden Federn schmücken, weil er den Sieg seiner Frau als einen gemeinsamen Sieg verkaufen würde. Als nächstes wird dann „Der Wächter bläst vom Turm" gespielt, laut Treutlein ein deutlich spaßigeres Spiel.

Spaßig dann vor allem für ihn, denn Kollege Kluck bekommt den Würfel nicht vom Becher geblasen. „Der Wächter bläst vom Turm" gehört auch nicht gerade zum Lieblingsspiel von Oberbürgermeister Thomas Keck.

„Der Mutscheltag ist immer der Donnerstag nach dem Öbersten, mitten in der Erkältungszeit. Und die ganze Stadt bläst ihre Bazillen quer über den Tisch auf die Mutscheln. Ich habe extra meine Flädlessuppe ausgelagert, damit die nichts abkriegt. Deshalb mag ich das Spiel nicht", erklärt Keck.

Nachdem er die Mutscheln mit einer Serviette abgedeckt hat, hat er dann genug Puste, um den Würfel vom Becher zu befördern.

Zur Mutschel selbst gehört von jeher auch ein deftiges Essen, klassischerweise ein Wurstsalat. Auch ein Bier oder ein Glas Wein passt hervorragend zum mürben Hefegebäck.

Einige Häuser weiter im Reutlinger Vis-à-Vis wird ebenfalls fleißig gemutschelt. Hier hatten sich die Reutlinger Grünen-Abgeordneten zum Wettstreit getroffen.

„Ich finde es total klasse, diese Tradition. Und ich freue mich riesig, dass ich heute da sein kann. Weil ich habe viele, viele Jahre Aktionsklausur genau in dieser Woche gehabt und wir haben diese Klausur jetzt in den September geschoben. Das heißt, ich kann jetzt endlich hier beim Mutscheln dabei sein, von daher freue ich mich da riesig drüber", erklärt Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke.

Und am auch am Nebentisch wurde gemutschelt – hier hatte sich die ehemalige Oberbürgermeisterin Barbara Bosch mit dem Lionsclub Reutlingen versammelt.

Der Mutscheltag ist auch im Jahr 2020 eine gelebte Tradition, der die Menschen zum geselligen Beisammensein bewegt.

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