Oberbürgermeister Thomas Keck | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Thomas Keck blickt auf das vergangene Jahr zurück und spricht über 2020

Stand: 04.01.20 13:30 Uhr

In Reutlingen war in diesem Jahr einiges los - die größte Veränderung bildete natürlich die Amtseinsetzung von Oberbürgermeister Thomas Keck, der die langjährige Oberbürgermeisterin Barbara Bosch ablöste. Wie es dem neuen Reutlinger OB erging und was die bestimmenden Themen in 2019 waren, sehen Sie jetzt.


Die Oberbürgermeisterwahl in Reutlingen war sicherlich das bestimmende Thema zum Jahresbeginn. Thomas Keck lieferte sich mit Christian Schneider auch im zweiten Wahlgang ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das letztendlich Keck für sich entscheiden konnte.

„Meine Vorgängerin Barbara Bosch hat nicht übertrieben als sie sagte, du wirst zukünftig 12-16 Stunden-Tage haben. Genauso ist es gekommen. Die Tage sind lang und ich bin froh, wenn ich mal zum Ausschlagen komme, das ist relativ selten geworden. Auf der anderen Seite muss ich sagen, bin ich hier offen empfangen worden. Ich spüre ein gutes Betriebsklima im ganzen Haus, egal wo ich hinkomme", erklärt Keck.

Finanziell gesehen hatte Vorgängerin Barbara Bosch in den letzten Jahren sicherlich rosigere Zeiten, denn der konjunkturelle Abschwung wird auch in der Achalmstadt langsam spürbar.

„Wir haben seit Jahrzehnten die Ausgabensituation einer Großstadt und die Einnahmesituation einer mittleren Stadt. Das kommt mit dem Rückgang der Konjunktur, insbesondere im Automobilzuliefererbereich, wieder voll zum tragen. Daran haben wir zu beißen und werden wir im neuen Jahr zunehmend zu beißen haben", so der Rathauschef.

Um die Einnahmesituation der Stadtgröße anzupassen, muss die von Barbara Bosch angestoßene Stadtkreisbildung weiter verfolgt werden. Wie sieht es denn da im Moment aus?

„Die Sache ist unverändert. Sie liegt beim Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg und ich denke im neuen Jahr wird er sich damit befassen und man wird etwas vom Gericht hören. [...] Ich bin also guten Mutes, dass wir hier eine realistische Chance haben und es wäre auch gerecht. Wir wollen nichts weiter als Gleichbehandlung mit anderen Städten, die in unserer Liga sind, also Ulm, Heilbronn, Pforzheim usw. Wir sind die einzige Großstadt in Südwestdeutschland, die nicht Stadtkreis ist. Das kann so nicht bleiben", erklärt Keck.

Ebenfalls nicht so bleiben können auch die Reutlinger Messwerte. Wir fragen nach, wie die Werte sich, nach den ersten Maßnahmen, verändert haben.

„Reutlingen ist in erster Linie auffällig geworden, durch die NOX-Konzentration. Es gibt den gesetzlichen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, der unterschritten werden soll oder muss, laut Gesetz. Den halten wir noch nicht ein, aber die Werte werden zunehmend besser" so Keck.

Um die Werte weiterhin zu verbessern, soll in Zukunft das LKW-Durchfahrtsverbot durch die Innenstadt noch stärker kontrolliert sowie die Luftzirkulation zwischen den Häusern am Ledergraben verbessert werden. Doch das sind nur die kurzfristigen Maßnahmen.

„Die langfristig wirkenden Konzepte ist der Stadtbus. Ganz klar, je mehr Leute ihr „Heiligs Blechle" zuhause oder auf dem Parkplatz lassen, desto besser fürs Klima. Und die Regionalstadtbahn. Die Regionalstadtbahn ist das größte Klimaschutzprojekt in der gesamten Region der nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte", erklärt Keck.

Und auch vom Thema Wohnungsnot bleibt Reutlingen nicht verschont. Besonders Entscheidungen von früher, spielen jetzt ungünstig in die Karten.

„Wir haben in den Sparhaushaltsjahren eben auch viele unserer Flächen verkauft und das schlägt jetzt negativ zurück. Denn heute hätten wir, sag ich mal, das Kapital, bei der GWG auf jeden Fall, aber uns fehlen die Flächen, um großflächig Wohnungsbau zu machen. Das ist ein Problem. [...] Das betrifft einerseits das Wohnen, das betrifft aber andererseits auch Industrie, Handel und Gewerbe und wir müssen wieder in die Höhe gehen. Womit ich ausdrücklich, und das ist mir ganz wichtig, nicht meine, dass wir um Reutlingen herum einen Kranz aus Hochhäusern bauen. Also es gibt interessierte Kreise, die so einen Mist erzählen, das ist Blödsinn. Ich will kein „Klein-Manhatten" schaffen, um das auch mal deutlich zu sagen", erklärt der Oberbürgermeister.

Kulturell habe die Achalmstadt enorm viel zu bieten, betont Keck. Er selbst ist der Meinung, dass dies auch noch mehr nach außen kommuniziert werden müsse.

„Kulturell steht Reutlingen wunderbar da. Ich persönlich habe einen Faible für klassische Musik und wenn es irgendwie geht, besuche ich die Konzerte unserer Philharmonie. Ein super Orchester, in einer super Halle, in einem gigantischen Konzertsaal - ich kenne mich relativ gut aus. Also da fehlt nicht viel bis zum Wiener Musikverein und dem Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt", schwärmt Keck.

Dass seit den Kommunalwahlen auch die AfD im Gemeinderat vertreten ist, macht dem neuen Oberbürgermeister hin und wieder etwas zu schaffen – im wahrsten Sinne des Wortes.

„Wenn man mit sehr, sehr umfangreichen Anfragen eingedeckt wird, die enorme Arbeitszeit und Ressourcen binden, was die Beantwortung und Bearbeitung anbelangt, dann fragt man sich schon, ob das sein muss und was dahinter steckt, an Zielvorstellungen. Ob man uns lahm legen will oder so, da frage ich mich dann schon", so Keck.

Auch im kommenden Jahr stehen die Prognosen fürs Ausschlafen eher schlecht für den neuen Oberbürgermeister. Keck freut sich aber auf die neuen Herausforderungen und blickt 2020 positiv entgegen.

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