Spendenübergabe Repair Café | Bildquelle: RTF.1

Sinkende Spendenbereitschaft:

Welthungerhilfe-Generalsekretär beklagt nachlassende Solidarität - auch unter Nationen

Stand: 22.12.19 09:10 Uhr

Welthungerhilfe-Generalsekretär Mathias Mogge hat eine sinkende Spendenbereitschaft jüngerer Generationen beklagt. "Es gibt leider immer weniger Menschen, die spenden", sagte Mogge. Auch an Nationen appelliert er: Ärmere Länder bräuchten von den reichen mehr Mittel, um den Klimawandel zu bewältigen.

Dass das Gesamtvolumen an Spenden in Deutschland bei rund 8,3 Milliarden Euro einigermaßen stabil bleibe, liege "nur daran, dass einzelne Personen höhere Beträge spenden. Die Generation, die vielleicht noch den Krieg miterlebt und selbst Entbehrungen erlitten hat, ist offenbar solidarischer als die nachfolgenden Generationen", so der Nothilfe-Manager im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

"Wir müssen Wege finden, auch jüngere Menschen anzusprechen, damit wir den Familien in den Ländern des Südens eine Perspektive geben können", sagte Mogge und ergänzte: "Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der etwas von seinem Verdienst abzugeben bereit ist, um den Hunger in der Welt zu besiegen. Das ist etwas ganz Tolles."

Bewältigung des Klimawandels

Eindringlich forderte der Generalsekretär mehr Hilfe der Geberländer, um die Länder im Süden gegen die Erderwärmung zu wappnen. "Klimawandel produziert Hunger, und zwar an ganz vielen Orten auf der Welt", sagte er. "In den reichen Ländern gibt es aber einfach nicht die notwendige Solidarität mit denjenigen, die unter dem Klimawandel leiden, obwohl sie ihn nicht verursacht haben", so Mogge unter dem Eindruck des jüngsten Klima-Gipfels, der vor einer Woche in Madrid ohne nennenswerte Ergebnisse geendet war.

"Auch die Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel müssen sich die Lage der Menschen klarmachen: Was bedeutet es, wenn man von Landwirtschaft abhängig ist und dann drei, vier Jahre kein Regen fällt? Für unglaublich viele Menschen ist der Klimanotstand längst grausame Realität", so Mogge in der NOZ. In den reichen Ländern könnten die Folgen der Wetterextreme abgepuffert werden. "Wir stehen aber in der Pflicht, in den armen Ländern die Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren. Hier muss Berlin viel mehr Leadership zeigen."

Alarmiert zeigte sich Mogge auch über fehlendes Geld für Flüchtlinge in den syrischen Nachbarstaaten: "Für viele Länder, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen, reichen die Zusagen nicht aus", beklagte der Welthungerhilfe-Generalsekretär. Man wisse inzwischen, dass die Geflohenen teils Jahre dort blieben und erst zurückkehrten, wenn ihre Heimat wirklich befriedet sei. "Wir dürfen nicht zulassen, dass etwa eine ganze Generation von syrischen Jugendlichen verloren geht. Für sie müssen in den Aufnahmeländern Schulen gebaut, Ausbildung und Integration ermöglicht werden", sagte Mogge. "Die reichen Länder müssen die gefährliche Lage in den Nachbarländern stärker in den Blick nehmen. Werden sie alleingelassen, führt das zu Not, Verzweiflung und Extremismus."

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