Seine drei jüngsten Kinder kamen bei der Explosion demnach ebenfalls um. al-Baghdadi war mit ihnen zusammen in einen Tunnel geflüchtet. Der Tunnel habe "keinen Ausgang" gehabt, sagte US-Präsident Trump auf Nachfragen eines Reporters. al- Baghdadi habe seine Kinder wissentlich mit in den Tod genommen.
In der Pressekonferenz sagte Trump: US Spezialkräfte haben den "Nummer-Eins-Terroristen der Welt seiner Strafe zugeführt". Nachdem Baghdadi "wimmernd" in einem Tunnel gestellt worden sei, habe er seine Selbstmordweste gezündet. "Baghdadi ist nicht als Held gestorben", sagte Trump weiter: "Sondern wimmernd und schreiend wie ein Hund .. er starb wie ein Feigling!"
Trump sagte weiter: "Unsere Hunde rissen in in einem Tunnel ohne Ausgang nieder, er nahm drei seiner jüngeren Kinder mit sich und er zündete seinen Taillengürtel .. Sein Körper wurde durch die Detonation zerrissen. Der Tunnel begrub ihn. Aber Testergebnisse gaben uns Sicherheit und eine vollständig positive Identifikation. Er war es."
Weiter sagte Trump: "Der Verbrecher, der Andere so hart eingeschüchert hat, verbrachte seine letzten Momente in äußerster Furcht, in totaler Panik und windender Furcht; in Angst vor den Amerikanischen Streitkräften, die ihn niederwarfen."
Mit Baghdadi seien auch mehrere Anhänger getötet worden - in einem gefährlichen und gewagten nächtlichen Einsatz. Auch zwei Frauen seien gestorben, aber ohne dass deren Sprengstoffgürtel detoniert seien.
Die US-Einsatzkräfte hätten keine Verluste erlitten; außerdem seien 11 Kinder ohne Verletzungen von dem Grundstück weggeholt worden.
IS-Terrorchef Al Baghdadi, Gründer und Führer einer der grausamsten und blutigsten islamistischen Terror-Organisationen, hatte offenbar geplant, mit seiner Familie von Nordsyrien aus über die Grenze in die Türkei zu gelangen.
Die Operation startet: Im Tiefflug von Erbil nach Samara
Die Operation wurde am Samstag, 26. Oktober 2019, von US-Spezialeinsatzkräften in der Nähe der syrsichen Stadt Idlib in der Ortschaft "Barisha village " ausgeführt. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe die Operation durch Geheimdienst-Informationen über al Baghdadis Aufenthaltsort unterstützt.
Der Zeitschrift Newsweek zufolge - die sich auf Pentagon-Informationen bezieht - wurden die US-Spezialkräfte mit acht Hubschraubern zu al Bahdadis Versteck gebracht. Die Hubschrauber - nach Informationen der New York Times hauptsächlich vom Typ CH-47 Chinooks - waren zuvor von einer Militärbasis im kurdischen Erbil im Nordirak gestartet.
Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SQHR) seien die Hubschrauer vom Flughafen Srin in einer geraden Linie zwischen der türkisch-syrischen Grenze, über die Stadt Jarablus und Al-Ra'i, dann über Azaz und schließlich über Afrin in die Landschaft von Idlib im Dorf Berisha (andere Schreibweise: Parisha) geflogen.
Die Teams, zu denen nach Informationen der Washington Post Spezial-Einsatzkäfte der Delta-Force und des 75.Ranger Regiments gehörten, seien - sagte der US-Präsident - sehr schnell und sehr tief geflogen. Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SQHR) transportierten drei der acht Hubschrauber Anti-Terror-Einsatzkräfte der kurdischen SDF. Diese hätten eine wichtige Rolle in der Operation gespielt.
Im Zusammenhang mit der Operation gegen al-Baghdadi sind amerikanische Truppen offenbar auch in die nordsyrische Basis "Sreen" zurückgekehrt, aus der sie sich erst vor einigen Tagen zurückgezogen hatten. Darauf weist der Direktor der SQHR hin.
Das Versteck des Terrorchefs im Dorf Berisha: Videos zeigen drei Anwesen in karger Landschaft.
Eines davon - etwas entfernt von den beiden anderen Anwesen, war das Versteck al Baghdadis.Es gehört,wie mittoerweile bekannt wurde,einem Kommandeur der Islamisten-Gruppe Hurras al-Din. Sein Name: Abu Mohammed Salama. Welche Beziehungen er zu al-BAghdadi hatte, ist noch unklar.
Der Einsatz: Elite-Kommandos stürmen das Anwesen des IS-Terrorchefs
Sie hätten Fluglärm gehört, schildern Augenzeugen - Anwohner - den Beginn der Operation in einem Video: Sie seien nach draußen gelaufen und hätten Militär mit Schusswaffen gesehen. Ihnen sei zugerufen worden, dass sie sich auf den Boden legen sollen. Anschließend seien ihre Hände gefesselt worden, und sie seien befragt worden, ob sie die Bewohner des Grundstücks kennen. Das war nicht der Fall. Daraufhin seien die Anwohner zur Seite geschafft worden; "Sie sind sicher", sei ihnen gesagt worden.
Um mögliche Sprengstoff-Fallen zu umgehen, die möglicherweise am Tor der Grundstücksmauer angebracht waren, brachen die Einsatzkräfte ein Loch in die Mauer und drangen in das Grundstück ein.
Auf dem Grundstück, sagte US-Präsident Trump, habe es ein kurzes Feuergefecht gegeben. dabei seien eine große Zahl an IS-Kämpfern getötet wurden, zwei IS-Kämpfer wurden gefangen genommen.
Nachdem das Grundstück in die Hand der US-Einsatzkräfte gefallen und gesichert war, sei der IS-Terrorchef in einen Tunnel geflüchtet, und habe drei seiner Kinder mit sich gezogen. Am Ende des Tunnels, der keinen zweiten Ausgang hatte, sei al-Baghdadi von den Hunden der US-Militäreinheit niedergerissen worden. Daraufhin habe er sich selbst in die Luft gesprengt.
Die sterblichen Überreste des IS-Terrorchefs werden geborgen, identifiziert und im Meer bestattet.
Bereits 15 Minuten nach al-Baghdadis Tod sei mit der DNA-Untersuchung begonnen worden. Dazu seien Teile der sterblichen Überreste geborgen worden. Offenbar war das Einsatzkommandos mit mobilen DNA-Analysegeräten ausgestattet, die heute der New York Times zufolge etwa die Größe einer Mikrowelle haben und problemlos in einem Hubschrauber transportiert werden können.
Als DNA-Vergleichsmaterial dienten DNA-Proben, die al-Baghdadi im Jahr 2004 entnommen worden waren, gab der Chef des US-Central Command mehrere Tage nach der Operation bekannt, als er erste Fotos und Dokumente zu der Operation veröffentlichte. Seinerzeit hatte der IS-Terrorchef für einige Zeit in einem US-Milärgefängnis im Irak eingesessen.
Nah Angaben von US-Generalstabschef Mark A. Milley wurden die sterblichen Überreste al-Baghdadis geborgen und zunächst "an einen sicheren Ort" gebracht. Nach Informationen der SQHR handelt es sich dabei um die irakische Basis "Ain al-Assad".
Anschließend sei al-Baghdadi, sagte Milley, "auf hoher See" bestattet worden. Die Bestattung sei angemessen und gemäß militärischen Regeln und Kriegsrecht erfolgt.
DNA aus der Unterwäsche
Polat Can, ein hochrangiger Berater der kurdisch geführten SDF-Streitkräfte weiß, woher die Vergleichsproben für al-Baghdadis DNA-Untersuchungen stammen, die vor der Operation eingeholt werden konnten.
Er twittert: "Unsere eigene Quelle, die in der Lage war, bis zu al Baghdadi vorzudringen, brachte al Baghdadis Unterwäsche, um einen DNA-Test durchzuführen und um sicher zu stellen (100%), dass die in Frage kommende Person Al Baghdadi selbst war.".
US-Präsident Trump: "Wie in einem Film!"
US-Präsident Trump hatte für die Operation offenbar eine Woche zuvor grünes Licht erteilt.Die USA hatten auf al Baghdadi ein Kopfgeld in Höhe von 25 Millionen US-Dollar (etwa 22 Millionen Euro) ausgesetzt.
Trump hatte den Einsatz - zusammen mit US-Vize-Präsident Mike Pence, Verteidigungsminister Mark Esper and weiteren Mitarbeitern - live per Videoübertragung im Situation Room des Weißen Hauses verfolgt. Man habe den Einsatz dabei so klar sehen können, "wie in einem Film".
Insgesamt seien die US-Einsatzkräfte etwa zwei Stunden auf dem Anwesen gewesen. Man habe wichtige Informationen zu den Ursprüngen der Terror-Organisation und zu deren Zukunftsplänen sicherstellen können.
Im Anschluss an den Einsatz habe die US-Luftwaffe das Anwesen durch einen Luftschlag vollständig zerstört. Dadurch solle verhindert werden, das sich der letzte Aufenthaltsort des IC-Terrorchefs zu einer Pilgerstätte für Islamisten entwickele.
Der Beginn der Operation: Im Sommer 2019 erhalten die USA eine überraschende Information
Begonnen habe die Operation, so berichtet die New York Times, aber bereits im Sommer 2019. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die CIA ein überraschende Information über den Aufenthaltsort al-Baghdadis: Im Nordwesten Syriens, in einem Gebiet, das von der Hayat Tahrir al-Sham - abgekürzt HTS - kontrolliert wird. Bei der HTS handelt es sich um eine isalistische Dachorganisation, unter der sich mehrere Islamistengruppen zusammengeschlossen haben, unter Anderem die Al Nusra Front, und die Hurras al-Din - Organisationen, die mit dem "Islamischen Staat" als-Baghdadis rivalisieren.
Dazu weiß die FAZ auch zu berichten, dass diese Organisationen in ihrem Gebiet selbst Jagd auf den konkurrierenden Terror-Führer al-Baghdadi gemacht haben. Erst kürzlich habe es eine Raziia der Islamistengruppen gegeben mit dem Ziel, al-Baghdadi zu schnappen - freilich ohne Erfolg.
Der "Kurdistan Region Security Council" der autonomen Kurdenregion im Nordirak habe eine entscheidende Rolle bei der Operation gespielt, zitiert die kurdisch-irakische Nachrichtenplattform Rudaw einen Geheimdienstvertreter des kurdischen KRG. Welche Rolle genau, unterliege aber der Geheimhaltung.
Der kurdische Geheimdienst beobachtete den IS-Terrorchef - Schon seit 5 Monaten
Näheres zur Rolle der Kurden beim Aufspüren und Überwachen des flüchtigen IS-Terrorcheffs verrät Polat Can - ein hochrangiger Berater der kurdisch geführten SFD-Streitkräfte - via Twitter in 9 Tweets:
Er twittert: "Über unsere eigenen Quellen konnten wir bestätigen, dass Al Baghdadi aus der Al Dashisha Region in Deir Al Zor nach Idlib kam." .. "Seit dem 15. Mai [2019] haben wir zusammen mit dem CIA daran gearbeitet, Al Baghdadi zu verfolgen und ihn aus der Nähe zu beobachten." .. .."Eine unserer Quellen war in der Lage, das Haus zu erreichen, in dem sich Al Baghdadi versteckt hielt. Al BAghdadi hat seine Aufenthaltsorte sehr oft gewechselt. Er war dabei, sich zu einem neuen Ort in Jerablus zu begeben."
Can schreibt weiter: "Unsere eigene Quelle, die es geschafft hatte, Al Baghdadi zu erreichen, brachte Al Baghdadis Unterwäsche, um einen DNA-Test durchzuführen und um sicher zustellen (100%) dass es sich bei der in Frage kommenden Person uim Al Baghdadi selbst handelte."
[ Anmerkung der Redaktion: Als Vergleichsmaterial diente wohl - wie auch beim späteren DNA-Abgleich von al-Baghdadis sterblichen Überresten - DNA-Vergleichsmaterial, das von al-Baghdadi im Jahr 2004 gewonnen und archiviert worden war, als er für einige EZit in einem US-Militärgefängnis im Irak eingesessen hatte.]
"Vor mehr als einem Monat", erläutert Can, "ist die Entscheidung gefallen, Al Baghdadi zu eleminieren. Wie auch immer - der Rückzug der USA [aus dem syrischen Kurgengebiet; Anm. der Red.] zwang uns, unsere Spezial-Operationen einzustellen, einschließelich dem pursuit Al Baghdadis. Die Türkische Invasion [der nordsyrischen Grenzgebiete; Anm. der Red.] führte zu einer Verzögerung der Operation." ..
Weiter heißt es: "Sämtliche geheimdienstliche Aufklärung war ebenso wie die Identifikation seines Aufenthaltsortes das Ergebnis unserer eigenen Arbeit. Unsere Geheimdienst-Quelle war daran beteiligt, die Koordinaten zu senden, die Luftlandung (airdrop) zu dirigieren, daran teilzunehmen und die Operation bis zur letzten Minute zu einem Erfolg zu machen." .."Alle bewaffneten Gruppen und Elemente rund um das Dorf Barisha waren Daesh (ISIS) - Terroristen, die unter verschiedenen Namen operiert haben. [Anm. der Red.: "Daesh" und "ISIS" sind andere Bezeichnungen für den "IS"]. In der Luftlande-Operation wurden alle ihre militärischen Posten und Positionen angegriffen (targeted)"
Neues Ziel Jarablus: al-Baghdadi wollte sein Versteck wechseln
Der Zugriff erfolgte offenbar, weiß Can, gerade noch rechtzeitig: "Der Terrorist Abu al-Hassan war auf einer Spezial-Mission nach Jerablus unterwegs, um Al Baghdadi´s Transfer an seinen neuen Aufenthaltsort sicherzustellen. Es gab einen Plan B, um Al Baghdadi in seinem neuen Aufenthaltsort anzugreifen (target), wenn er sich vor dem geplanten Luftschlag in Barisha wegbewegt hätte. Abu al-Hassan wurde engmaschig durch den SDF-Geheimdienst überwacht."
"Durch unsere eigene Quellen", schließt Can seine Serie von Tweets zu den Hintergründen der Beschattungs-Mission, "gelang es uns zu bestätigen, dass sich Al Baghdadi von der Al Dashisha-Region in Deir Al Zor nach Idlib bewegt hat. Seit dem 15. Maihaben wir mit dem CIA zusammengearbeitet, um Al Baghdadi zu beschatten (track) und ihn engmaschig (closely) zu beobachten." .. "Eine unserer Quellen gelang es, das Haus zu erreichen, in dem sich Al Baghdadi versteckte. Al Baghdadi wechselte seine Aufenthaltsorte sehr oft. Er war dabei, sich zu einem neuen Platz in Jerablus zu begeben (move)."
Die Operation trägt den Namen von Kayla Müller: Eine junge Amerikanerin die vom IS-Terrorchef gefangen gehalten und vergewaltigt wurde.
Die Operation wurde nach "Kayla Mueller" benannt; einer jungen US-Amerikanerin aus Arizona, die sich in humanitärer Hilfe engagierte. Die junge Amerikanerin wurde im August 2013 auf der Reise von der Türkei ins syrische Aleppo gekidnappt wurde. Dort wollte sie ein Krankenhaus besuchen.
Mueller gelangte in die Hände des IS und wurde dem Terrorchef selbst überstellt. Sie wurde - das weiß man von freigelassenen Mitgefangenen - von al-Baghdadi selbst mehrfach sexuell missbraucht und vergewaltigt. Das weitere Schicksal der 26-jährigen ist unklar:
Die Terror-Organisation behauptet, sie sei bei einem jordanischen Bombenangriff auf Rakka ums Leben gekommen. Kaylas Vater geht dagegen davon aus, dass seine Tochter vom "IS" ermordet wurde, und dass al-Baghdadi selbst in den Mord verwickelt war.
Während ihrer Gefangenschaft gelang es der jungen Amerikanerin, einen berührenden Brief an ihre Eltern herauszuschmuggeln. Kaylas Eltern haben ihren Brief damals veröffentlicht:
"Mir wurde Dunkelheit und Licht gezeigt + ich habe gelernt, dass man selbst im Gefängnis frei sein kann. Ich bin dankbar. Mir wurde klar, dass es in jeder Situation Gutes gibt. Manchmal müssen wir nur danach schauen." Sie habe sich, schreibt sie, viele Gedanken über den Platz ihrer Eltern in ihrem Leben gemacht und sich an die gemeinsamen Unternehmungen mit ihrer Familie erinnert. Und sie schreibt: "Ich erinnere mich, dass mir Mama immer gesagt hat: Alles, was Du am Ende wirklich hast, ist Gott."
Der Beginn: Die Eroberung Mossuls und weiter Teile Iraks und Syriens
Die islamistische Terror-Organisation "Islamischer Staat" hatte im Jahr 2014 handstreichartig weite Gebiete des Irak - ein gutes Drittel des Landes und zudem halb Syrien besetzt. Auf dem Höhepunkt iihrer territorialen Ausdehnung beherrschte die Terror-Organisation ein Gebiet mit vielen Millionen Einwohnern, etwa von der Größe Groß-Britanniens, mit eigenem Steuersystem und eigener Währung.
Auch die nordirakische Millionenstadt Mossul war - nahezu kampflos - in die Hände der Islamisten gefallen. Die verschiedenen, dort stationierten Einheiten des irakischen Militärs zogen fluchtartig und kampflos aus Mossul ab. Dabei ließen sie große Mengen an modernen Fahrzeugen und Militärgerät zurück, die den Islamisten in die Hände fielen.
Bestimmte Truppenteile seien offenbar auf Befehl ihrer Vorgesetzten so rasch aus der Stadt abgezogen, dass später der Verdacht aufkam, die entsprechenden Kommandeure könnten im Vorfeld des Angriffs vom "IS" für einen raschen Abzug bestochen worden sein.
Bestialische Morde
Al Baghdadi hatte nach der Eroberung von Mosul im Juli 2014 in der großen Al Nur - Moschee von Mosul ein "Kalifat" ausgerufen und in dem von ihm beherrschten "Kalifat" ein blutiges und grausames Terror-Regime errichtet. Westliche Geiseln wurden - ebenso wie Einwohner des sogenannten "Kalifats" mit grausamsten Methoden umgebracht:
Geiseln, Gefangene und Verurteilte fanden einen grausamen Tod: Sie wurden geköpft, gesteinigt, gekreuzigt, lebendig verbrannt, in Käfigen ertränkt, mit Halskrausen aus Sprengstoff in die Luft gesprengt, in kochenden Teer geworfen, in einem Schlachthaus an den Füßen aufgehängt und wie Tiere geschlachtet, gefesselt in ein Auto gesetzt und mit Raketen beschossen, oder von einem T55-Panzer zermalmt. Homosexuelle wurden aus Hochhäusern in den Tod geworfen.
Eine spezielle Medienabteilung der Terror-Organisation war dafür zuständig, die so grausam Ermordeten in ihrem Todeskampf zu filmen: Mit Kameras, Drohnen und Unterwasser-Kameras.
Aufstieg und Fall des "Kalifats"
Einzig die Kurden in Nordirak - und später auch in Nordsyrien - hatten dem "IS" bei ihrem Eroberungsfeldzug nennenswerten Widerstand entgegengesetzt. EIn anfängliches Nicht Angriffs-Angebot der islamistischen Terror-Organisation hatten die kurdischen Streitkräfte strikt abgelehnt.
In ihrem Kampf gegen den islamistischen Terror waren die nordirakischen Kurden von der Bundesrepublik Deutschland militärisch unterstützt worden: Durch militärische Ausbildung und durch Lieferung der deutsch-französischen Panzerabwehrrakete "Milan". Dadurch war die Armee der kurdischen Peshmerga in der Lage, sich die islamistischen Selbstmordattentäter auf sicherer Entfernung zu halten. Zuvor hatten Selbstmordattentäter, die mit provisorisch gepanzerten Fahrzeugen auf die Posten der kurdischen Peshmerga zugefahren waren, dort schwere Verluste verursacht.
Schließlich formierte sich eine internationale Militär-Koaliton unter Führung der USA, die insbesondere mit Luftschlägen, aber auch Bodeneinsätzen den sogenannten "Islamischen Staat" bekämpfte. Deutschland beteiligte sich an der Internationalen Koalition mit Aufklärungsflügen des AWACS-Systems.
Zusammen mit den kurdischen Streitkräften - der Peshmerga im Nordirak und der YPG in Nordsyrien - und der vom Westen wieder aufgerüsteten und von US-Militärberatern restrukturierten irakischen Armee gelang es schließlich, die von der Terror-Organisation besetzten Gebiete im Irak und in Syrien zurückzuerobern. Im März 2019 verlor die Terror-Organisation ihr letztes Gebiet im syrischen Baghouz. Nach dem Verlust ihres Territoriums zog sich die Terrororganisation wieder in den Untergrundkampf zurück.
Der Preis für den Sieg gegen die Terror-Organisation
Dem kurdisch-rakischen Nachrichtenportal Rudaw zufolge wurden rund drei Dutzend Peshmerga-Kämpfer vom IS gefangen genommen - viele der Gefangenen wurden von den IS-Islamisten geköpft. Mehr als 2.000 Peshmerga wurden im Kampf gegen die Terrorgruppe getötet und 10.000 verwundet."
Versklavung der Jesiden und schlimmste Verwüstungen und Vernichtungen von Kulturgut
Während ihrer Herrschaft über die okkupierten Teile des Irak und Syriens verfolgte der IS eine Versklavungs- und Ausrpttungskampagne gegen das Volk der Jesiden. In islamistischem Eifer wurden zudem unschätzbare archäologische Relikte und Bauten zerstört, so beispielsweise im syrischen Palmyra. Auch das Grab des biblischen Propheten Jona wurde, ebenso zerstört wie viele christliche Kirchen und Klöster.
Kaum öffentliche Auftritte - Ein Leben im Untergrund und mit Vorsichtsmaßnahmen
Der IS-Terrorchef selbst war nur einmal bei einem öffentlichen Auftritt zu sehen - in einer Moschee des der damals eroberten nordirakischen Millionenstadt Mossul. Dort hatte er sein "Kalifat" ausgerufen.
Bereits seit mehreren Jahren agierte Al Baghdadi äußerst vorsichtig: Er wechselte offenbar häufig seine Verstecke und kommunizierte nur durch mündliche Botschaften über wenige Vertraute mit seiner Organisation, um sein Aufspüren etwa durch Handyortung zu verhindern. Einblick in al-Baghdadis Vorsichtsmaßnahmen erhielten die USA durch Material, das ihnen bei einer Raziia bei einem hochrangigen IS-Mitglied vor einigen Jahren in die Hände fiel. Nun äußerte sich auch ein angeheirateter Verwandter zu Baghdadis Leben im Untergrund.
al_Baghdadi habe häufig in Untergrund-Tunneln gelebt, und eine kleine religiöse Bibliothek bei sich gehabt. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass der IS-Terrorchef Besucher nur nach langwierigen Prozeduren empfangen hat: Diese wurden stundenlang mit verbundenen Augen durch die Gegend gefahren, nach dem ihnen sämtliche elektronischen Geräte abgenommen worden waren. Als den Besuchern die Augenbinden abgenommen worden seien, saß der IS-Terrorchef vor ihnen.
Ein Treffen mit al-Baghdadi habe nur kurz gedauert, 15 bis 30 Minuten. Anschließend habe al-Baghdadi den Raum als Erster verlassen. Die Besucher hätten noch stundenlang unter bewaffneter Aufsicht ausharren müssen, bevor sie auf die gleiche Weise zu ihrem Ausgangsort zurück gebracht wurden.
Schon häufig für tot erklärt
Der IS-Terrorchef war in den vergangenen Jahren bereits mehrfach für tot erklärt worden. Jedesmal hatten sich die Meldungen im Nachhinein aber nicht bestätigt.
Allerdings lag bei keiner der bisherigen Meldungen eine derart verdichtete Nachrichtenlage wie jetzt vor - offenbar mit diversen informellen Bestätigungen aus US-amerikanischen Militärkreisen. Mit der Bestätigung durch US-Präsident Trump auf der Pressekonferenz wurde das Ende al-Baghdadis schließlich zur Gewissheit.
al-Baghdadi saß schon einmal in einem US-Gefängnis
al-Baghdadi starb im Alter von 48 Jahren. Er stammt aus einer sunnitischen Familie aus der Region Samarta im Irak. Im Jahr 2003 verbrachte er einige Zeit in einem amerikanischen Militärgefängnis im Irak; wurde aber wieder freigelassen. In den darauffolgenden Jahren baute er sein islamistisches Terrornetzwerk "Islamischer Staat" auf, zunächst noch eng verbunden mit der damaligen führenden islamistischen Terror-Organisation "Al-Kaida".
Als al-Baghdadis Terror-Organisation vom Irak nach Syrien expandierte, kam es zum Bruch mit der Al-Kaida. Al-KAida, die Terror-Organisation USama Bin Ladens verlangte von al-BAghdadi, dass sich dieser mit seinen Aktivitäten auf den Irak beschränken solle. Das lehnte al-BAghdadi ab, löste sich von Al-Kaida und erhob für den "Islamischen Staat" einen weltweiten Führungsanspruch.
Führende Islam-Gelehrte kritisieren al-Baghdadis "Gewalt-Islam"
al-Baghdadi und seine Terror-Organisation "Islamischer Staat" vertraten bzw. vertreten eine radikal-gewalttätige Spielart des Islam: Demnach solle der "richtige Glaube" durch Krieg, Kampf und Gewalt, mithin "mit dem Schwert", weltweit verbreitet werden. Dies "gefalle Gott" und sei durch den Koran und durch die Überlieferungen rund um den Koran legitimiert. Gegen diese gewalttätige Ansicht formierte sich allerdings schon früh entschiedener Widerspruch von ranghohen islamischen Institutionen, Würdenträgern und Persönlichkeiten:
Weit über hundert führende Islam-Gelehrte aus der ganzen Welt hatten sich bereits im Jahr 2015 gegen die gewalttätige islamische Irrlehre al-Baghdadis ausgesprochen: Die Liebe Gottes stehe über dem Schwert, teilten sie al-Baghdadi in einem offenen Brief mit, Gewalt sei kein erlaubtes Mittel zur Verbreitung des Islam. Und warfen dem IS-Terrorchef in wohlgesetzten, aber deutlichen Worten vor, für die Auslegung des Koran nicht genügend Fachkenntnis, nicht genügend Sprachkenntnis und nicht genügend Bildung zu besitzen.
Erstveröffentlichung: 27.10.2019 - 10:57
Aktueller Stand: 30.10.2019-23:33
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