Staatsministerin Annette Widmann-Mauz hatte zur Solidaritätsveranstaltung in die Gedenkstätte Alte Synagoge in Hechingen aufgerufen. Die Tat in Halle bezeichnet sie als Schande für unser Land.
„Ich bin der festen Überzeugung, wir können nach dem gestrigen schrecklichen Attentat, dem Terrorangriff in Halle, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Und deshalb ist es mir wichtig, dass wir heute als Gesellschaft Flagge zeigen, dass wir uns schützend vor die Jüdinnen und Juden in unserem Land stellen und das an den Orten tun, wo wir zu Hause sind, in unserem Alltag. Und deshalb bin ich heute hier in Hechingen in der alten Synagoge", erklärt die Staatsministerin.
Widmann-Mauz hatte explizit alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen an der Solidaritätsveranstaltung teilzunehmen. Es sei wichtig, gerade jetzt hinter der jüdischen Gemeinschaft zu stehen. Gekommen waren knapp hundert Menschen – mit ganz unterschiedlichem Glauben und Herkunft.
Schon vor der Veranstaltung selbst, stand auch Sozialarbeiterin Edda Raumann vor der Synagoge, die mit ihrem Schild eine deutliche Botschaft vermitteln wollte: Keinen Millimeter nach rechts!
„Diesen Satz habe ich gehört, anlässlich der Feier der Wiedervereinigung von Deutschlands, jetzt vor zwei Tagen. Und dieser Satz hat mich total berührt. Das hat nicht der Bundespräsident gesagt, sondern eine Gruppe von Bürgern und das bringt es für mich auf den Nenner", erklärt Raumann.
Zur Veranstaltung kamen auch der Hechinger Bürgermeister sowie Landrat Walter. Der Landrat betonte, dass man ein klares Zeichen gegen einen Terrorismus von rechts setzen müsse. Anti-Judaismus habe keinen Platz, das wolle er heute deutlich machen.
Auch Bürgermeister Philipp Hahn erklärte, dass die Synagoge, ebenso wie das Judentum zu Hechingen gehöre und dass ein solch entsetzliches Verbrechen gebiete, dass man erinnere und den Toten gedenkt.
Die Veranstaltung stand an diesem Abend unter Polizeischutz. Angst hat der Vorsitzende der Initiative Hechinger Synagoge, Lothar Vess, aber nicht.
„Ich mache seit über 30 Jahren diese Arbeit und habe keine Angst. Und wir haben seit über 30 Jahren keine Übergriffe auf diese Synagoge", so Vess.
Die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Barbara Traub, betonte in ihrer Rede, dass Antisemitismus wieder in die Mitte unserer Gesellschaft gerückt sei.
Auf die Frage, wie man sich als Einzelner am besten solidarisch zeigen könnte, antwortetet Staatsministerin Widmann-Mauz, wie folgt:
„Den Mund aufmachen, wenn Menschen herabgewürdigt werden, wenn sie beschimpft werden, wenn anders Gläubige oder Menschen anderer Herkunft oder Hautfarbe beschimpft und beleidigt werden. Ob am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Freizeit - denn aus Worten werden ganz schnell Taten. Und wir alle können etwas tun: den Mund aufmachen, Haltung zeigen. Nein sagen, dort, wo andere Menschen in ihrer Würde verletzt werden", so Widmann-Mauz.
Für andere Einstehen, bevor aus Worten Taten werden – ein wichtiges Anliegen der Staatsministerin. Sie fordert ein Sonderkabinett gegen Rechtsextremismus – außerdem einen höheren Polizeischutz für Synagogen und Moscheen.
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