Bischof Gebhard Fürst | Bildquelle: RTF.1

Rottenburg/Stuttgart:

Barbarei biblischen Ausmaßes - Rottenburger Bischof Fürst ruft zu Hilfe für Terroropfer auf

Stand: 20.09.14 20:05 Uhr

Als "Barbarei unvorstellbaren Ausmaßes" hat Bischof Gebhard Fürst die systematische Verfolgung, Vertreibung und die Tötungen von Menschen im Nordirak durch die fundamental−islamistischen IS−Terrortruppen bezeichnet. Der Rottenburger Bischof sagte im vergangenen Monat bereits 150.000 Euro an Flüchtlingshilfe zu. Davon 100.000 Euro aus einem Nothilfefonds, die direkt an den chaldäisch−katholischen Erzbischof der kurdischen Diözese Erbil, Baschar Warda, geht.

Der weitere Betrag von  50.000 EUR geht über das Hilfswerk Caritas international an Caritas Irak und kommt in der nordirakischen Kurdenregion um die Stadt Erbil rund 2.000 Flüchtlingsfamilien zugute.

Letzte Christen aus Mossul geflüchtet

Die letzten Christen der Stadt Mossul und andere religiöse Minderheiten wurden im August von der radikal-sunnitischen Organisation Islamischer Staat (IS) aus der Stadt vertrieben und flüchteten in die Kurdenregion Erbil. Bischof Fürst bat die Gläubigen seiner Diözese um das Gebet für die wegen ihres Glaubens verfolgten Opfer im Irak.

Zu wenig Bereitschaft für Irak-Spenden

Mit dem Hilfsgeld aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart können Zelte, Decken, Betten, Kleidung und Lebensmittel besorgt werden. Die Summe wird einem vom Diözesanrat bewilligten Hilfsfonds für Flüchtlinge entnommen.

Nach Informationen der Hauptabteilung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart besteht in Deutschland zuwenig Bereitschaft, für die Opfer der Verfolgung durch IS im Irak zu spenden. Es fehle dramatisch an Mitteln, und die Lage in Erbil verschärfe sich durch den Zuzug der Flüchtlinge stetig.

Bischof fordert entschlossenes Eingreifen

Der Bischof forderte rasche Hilfsmaßnahmen durch die Weltgemeinschaft und deren entschlossenes Eingreifen. „Es bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagte er. Den Hilfs- und Militäreinsatz der USA wie auch zuletzt die Hilfsflüge Großbritanniens in der autonomen Provinz Kurdistan mit ihrer Hauptstadt Erbil begrüßte Bischof Fürst ausdrücklich.

Ohne Hilfe von außen könne die Regierung der autonomen Provinz sich nicht des drohenden Ansturms der IS-Truppen erwehren, sagte der Bischof. Es gelte, diese Provinz zu stärken, die einen enormen Zustrom von Flüchtlingen zu verkraften hat.

Umgehend müsse zudem den Zehntausenden Yeziden geholfen werden, die aus ihren Wohnorten vertrieben wurden und Hals über Kopf ohne Lebensmittel und Schutz ins Gebirge fliehen mussten.

Humanitäre Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes

Mit der gewaltsamen Vertreibung drohe in der Region das Ende einer Jahrtausende alten religiösen und kulturellen Vielfalt.

„Es bahnt sich eine humanitäre Katastrophe biblischen Ausmaßes an, wir dürfen dabei nicht zusehen“, so der Bischof in Solidarität mit dem Patriarchen der chaldäisch-katholischen Kirche in Bagdad, Raphael Louis Sako.
Die Zahl der Flüchtlinge gehe in die Hunderttausende. Todesfälle in hoher Zahl seien zu erwarten, falls keine massive und nachhaltige Hilfe eintrifft. Es drohe eine Massenvernichtung. Besonders die Deutschen wüssten aus ihrer Geschichte, was Völkermord bedeutet und dass entschlossen alles Erdenkliche getan werden muss, ihn zu verhindern.
Mit Blick auf die vor dem IS-Terror nach Europa flüchtenden Menschen rief Bischof Fürst zu Großherzigkeit auf. Es sei zu befürchten, dass die in Europa und damit auch in Deutschland ankommenden Menschen auf lange Sicht nicht mehr in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren können.
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Vertreter der Muslimischen Welt sollen Position gegen Islamistischen Terror beziehen
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„Wir sind als Christen aufgerufen, ihnen Schutz und neue Heimat zu bieten.“ Die Vertreter der muslimischen Welt bat Bischof Fürst eindringlich, im Namen ihrer Religion eindeutig Position zu beziehen gegen islamistischen Terror. Er dankte zudem für alle bereits in diesem Sinn formulierten Äußerungen von Islamverbänden in den vergangenen Tagen. 
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Chaldäische Kirche verwendet Aramäisch, die Sprache Jesu
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Bischof Gebhard Fürst begrüßte bereits 2008 die ersten chaldäisch-katholischen Flüchtlinge und sicherte ihnen Beheimatung in seiner Diözese zu. Die chaldäisch-katholische Kirche, eine der ältesten der Welt, ist mit der römisch-katholischen vereinigt und pflegt den östlichen Ritus in aramäischer Sprache, der Sprache Jesu.
Mit der systematischen Vertreibung der Christen durch IS wird eine 2.000 Jahre alte Glaubenstradition im Irak ausgelöscht. Mittlerweile leben rund 3.000 chaldäische Christen auf dem Gebiet der württembergischen Diözese, mit steigender Tendenz. Kürzlich besuchte der chaldäische Erzbischof von Erbil, Baschar Warda, Bischof Fürst in Rottenburg. Dabei sprachen die beiden Bischöfe über Fragen und Probleme einer angemessenen Beheimatung der christlichen Flüchtlinge aus dem Irak.
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Spenden:
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Spenden für die vom IS-Terror bedrohten Menschen im Nordirak erbittet die Diözöse für Caritas international:
Online-Spendenkonto
Spendenzweck „Verfolgte Minderheiten im Irak“.
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