Motorradaktionstag | Bildquelle: RTF.1

Hülben:

Motorradaktionstag lockt mit vielen Aktionen

Stand: 30.06.19 15:32 Uhr

Zusammen mit der DRK Hülben, den Motorradfreunden Hülben und Lila e.V. veranstaltete die Polizei Reutlingen den diesjährigen Motorradaktionstag und Bikertreff in Hülben. Mit diversen Aktionen und Informationsständen informierte die Polizei über Unfallrisiken und warb für eine defensive, anwohnerfreundliche und sichere Fahrweise. Außerdem gab es viele Mitmachangebote wie z.B. Fahrsimulatoren.


Bereits zum vierten Mal veranstaltete das Polizeipräsidium Reutlingen in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Institutionen den Motorradaktionstag in Hülben. Bei strahlendem Sonnenschein und heißen Temperaturen trudelten nach und nach die Biker und andere Interessierte beim Clubheim der Motorradfreunde Hülben ein. Der Anlass, einen solchen Tag ins Leben zu rufen, hat allerdings einen ernsten Hintergrund.

„Also Grundlage von dem Ganzen ist natürlich, dass wir, leider Gottes, viele tödlich verletzte Motorradfahrer in diesem Bereich haben. In Baden-Württemberg sind es um die 100 tödlich verletzte Motorradfahrer, allein im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen haben wir letztes Jahr 7 getötete Motorradfahrer gehabt", erklärt Polizeihauptkommissar Manfred Peschke.

Je besser der Sommer, desto mehr Zweiradunfälle gibt es, erklärt der Polizeihauptkommissar weiter. Das Polizeipräsidium Reutlingen will durch Gespräche und Mitmachaktionen dafür sorgen, dass sich die Unfallzahlen minimieren.

„Die Hälfte der tödlich verletzten Motorradfahrer ist leider selbst Schuld an diesem Verkehrsunfall, d.h. die Hauptunfallsursache ist nun mal die überhöhte Geschwindigkeit. Und dann als Zweites möchte man schon das Überholen der Zweiradfahrer mit anbringen", so Peschke weiter.

Gerade gefährliche Überholmanöver würden auf Landstraßen immer wieder zu heftigen Unfällen führen. Besonders aus diesem Grund versteht Uli Herter, der Vorstand der Motorradfreunde LILA e.V nicht, dass es immer wieder Maßnahmen seitens des Landkreises gibt, die solche Überholmanöver geradezu provozieren.

„Das Problem ist, wenn der Motorradfahrer 50 km/h fahren darf nach dem Ort, und der Autofahrer darf schon 70 km/h fahren, ist das Problem, dass der Autofahrer versuchen wird den Motorradfahrer zu überholen. Dann wird die 50 km/h Beschränkung für's Motorrad nach 500 Metern aufgehoben, dann versucht der Motorradfahrer evtl. wieder den Autofahrer zu überholen. Das führt zu sehr vielen Überholvorgängen [...] Und wir finden einfach es wäre vernünftiger, wenn man schon beschränken muss, dann eine Beschränkung, die für alle Fahrzeuge gilt", erklärt Herter.

Der Sinn hinter der Geschwindigkeitsbegrenzung speziell nur für Motorradfahrer sei der Lärmschutz. Im Lautertal sei das nämlich schon lange ein Problem. LILA e.V. will deshalb für eine angemessene Fahrweise werben, damit alle möglichst viel Fahrspaß haben können.

„Wir möchten eben zusammen mit der Polizei und mit den Bikern ins Gespräch kommen und sagen, wenn ihr vernünftig fahrt, dann hat die Politik nichts dagegen und hat keine Handhabe, irgendwelche Restriktionen zu machen. Und wenn man halt schwarze Schafe hat, die sich nicht dran halten, müssen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Strecken gesperrt oder beschränkt werden und auch immer mehr Kontrollen durch die Polizei erfolgen", so Herter.

Neben den Informationen hatten die Besucherinnen und Besucher des Motorradaktionstags aber auch die Möglichkeit, ihr Reaktionsvermögen zu testen.

Das ging entweder an einem Fahrsimulator wie hier, oder einem besonderen Test, den auch ich einmal versuchen wollte.

Ziel war es, die Stange, die Polizeioberkommissar Steigenberger in der Hand hielt, zu greifen, sobald er ihn los lässt.

Dass aber eine zweite Stange unten heraus fällt, damit hatte ich nicht gerechnet und dementsprechend auch nicht reagiert.

„Also den Versuch hat noch niemand geschafft, weil es ja eine unbekannte Situation ist. Aber die Reaktionen sind in der Regel so, dass man plötzlich erschrickt und gar nicht reagiert, wie Sie das gemacht haben, oder dass man auf die Situation konzentriert ist und in dem Fall den Stab anpackt, den man sieht, aber nicht den, der von unten raus schießt. Auf den hat man nicht reagieren können, dass ist zu überraschend", erklärt Steigenberger.

Der Test zeigte deutlich, wie die Reaktionszeit abnimmt, sobald man auf die falsche Sache konzentriert ist. Ein großes Problem im Straßenverkehr. Denn immer mehr Menschen seien im Straßenverkehr abgelenkt, dabei sei das menschliche Gehirn gar nicht in der Lage, mehrere Situationen gleichzeitig zu bewältigen, erklärt Steigenberger weiter. Man könne sich nur auf eine Sache konzentrieren. Und das sollte eben der Straßenverkehr sein und nicht beispielsweise das Smartphone.

Dass Alkohol am Steuer oder am Lenker tabu sein sollte, ist eigentlich jedem klar. Wie es sich mit ungefähr 0,8 Promille anfühlt, symbolisierte der Rauschbrillenparcour. Deutlich erkennbar: Gleichgewichtsvermögen und Reaktionszeit nehmen stark ab. Außerdem wird auch das räumliche Sehen extrem verändert.

Mitglieder des DRK Hülben zeigten an ihrem Stand, wie nach einem Motorradunfall ein Helm vom Kopf gezogen werden muss, und dass dabei Ziehen immer besser als Drücken ist.

Auch wenn das Gelände des Aktionstages nicht riesig ist, gab es jede Menge zu entdecken. Und ins Gespräch mit Polizei und Bikern kam man hier ganz automatisch.

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