Der Augenblick, auf den die Grafenberger seit Jahrzehnten gewartet und hingearbeitet haben: Das Band ist zerschnitten, die langersehnte Ortsumgehung damit offiziell eröffnet. Rund 87 Prozent der bisher zwischen 17 und 18.000 Fahrzeuge, die täglich den Ort passiert haben – so die Prognose – sollen die 2600-Seelengemeinde jetzt auf der neuen B 313 umfahren.
Grafenberg war laut Verkehrsminister Winfried Hermann schwer belastet durch die Ortsdurchfahrt. "Das hatte ja keine Lebensqualität mehr innerorts gehabt. Und jetzt besteht die große Chance, dass wirklich eine neue Mitte entsteht mit Lebensqualität." Er hoffe, dass nicht nur Wohnhäuser entstehen, sondern auch Läden, Gaststätten und so weiter.
1,6 Kilometer Straße – für Hermann eines der "kleineren Projekte", das entsprechend auch in weniger als drei Jahren Bauzeit realisiert werden konnte – für die Ortsbewohner aber eine echte Herzensangelegenheit. Für die Grafenberger eröffne sich laut dem zweiten stellvertretenden Bürgermeister Rudolf Rampf jetzt eine Zukunft, die ihresgleichen suche. "Jetzt lässt sich ein Ortskern gestalten, der ja nicht möglich war durch die Zweiteilung der Gemeinde." Es gebe konkrete Pläne: Die Stadtplaner seien am Zeichnen. Verschiedene Bauten würden bereits entstehen. Das Ganze müsse jetzt noch in einen liebenswerten und lebenswerten Rahmen gefasst werden.
Der Verkehrsminister hofft, dass die Autos die Gemeinde künftig umfahren, sodass in Grafenberg richtig Leben entstehen kann. Das Verkehrsministerium habe sich beim Straßenbau sehr bemüht, angepasst bauen, also viele Ersatzmaßnahmen zu machen: "Was an Natur zerstört wurde, wird wieder aufgebaut. Ausgleichsmaßnahmen etwa für Vögel und Fledermäuse. Aber auch für Käfer und so weiter sind auch andere Biotope geschaffen worden, die hier jetzt vernichtet worden sind. Also man versucht im modernen Straßenbau tatsächlich, einigermaßen das wieder gut zu machen, was man vorher angerichtet hat."
Vor gut 20 Jahren hatte die Gemeinde Grafenberg eine Vorplanung zu einer Umgehung als Ortsrandstraße in Auftrag gegeben. Der Förderantrag war zunächst abgelehnt worden, weshalb das Regierungspräsidium Tübingen die Planung übernommen hatte. 2010 wurde der Vorentwurf abgeschlossen, der Planfeststellungsbeschluss erging Ende 2014. Und im Juli 2016 erfolgte dann endlich die Baufreigabe. Die Behördenwege gingen etwas länger, als Rampf das aus der Industrie gewohnt sei. "Aber sei's drum. Wenn es dadurch richtig gemacht wird, dann ist auch der richtige Weg eingeschlagen."
Es habe etliche Treffen mit Leuten aus dem Landtag gegeben, die alle mitgewirkt hatten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Reutlingen, Michael Donth, habe jedoch laut Rampf mit seinen Einflüssen und seinen Möglichkeiten in Berlin den Durchbruch geschafft.
Die Kosten von rund zwölf Millionen Euro hält Hermann für angemessen. Darunter fallen auch der Bau eines neuen Radwegs und die Ausgleichsmaßnahmen. Die Gemeinde Grafenberg ist mit insgesamt 300.000 Euro beteiligt.
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