Palmer Preisverleihung | Bildquelle: Pressebild

Tübingen:

Ein aufregendes Jahr für Boris Palmer und die Universitätsstadt

Stand: 30.12.18 18:53 Uhr

Es war ein aufregendes Jahr: das Bachfest als kulturelles Highlight, die Stadt erhält den European Energy Award, das Cyber Valley und seine Gegenproteste und ein polarisierender Bürgermeister, der dauernd in den Medien ist. Natürlich - es geht um die Universitätsstadt Tübingen. Wir haben mit Oberbürgermeister Boris Palmer über die Highlights im vergangenen Jahr und die Prognosen fürs kommende Jahr gesprochen.


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Zwei Projekte, die Boris Palmer wirklich am Herzen liegen, sind die Regionalstadtbahn und der neue Busbahnhof am Europaplatz. Zum Glück sind die Planzahlen für den städtischen Haushalt 2019 so hoch wie noch nie – so dass ein großer Batzen Geld auch in diese Projekte investiert werden kann.

„Das erste Modul zwischen Herrenberg und Bad Urach, mit neuen Haltestellen in Tübingen und Elektrifizierung und im Viertelstundentakt im Abschnitt zwischen Entringen und dem Tübinger Bahnhof, wird jetzt gebaut. Darüber freue ich mich sehr. Und genauso freue ich mich, dass wir am Busbahnhof alle Beschlüsse beieinander haben von der Tiefgarage über die Fahrradtiefgarage und Hochgaragen bis hin zur genauen Ausgestaltung des neuen Busbahnhofs [...] und daran habe ich tatsächlich auch schon über zwei Jahrzehnte gearbeitet. Ich bin in den 90er Jahren als Student für den Nachtbus, für die Stadtbahn und den Europaplatz für den neuen Busbahnhof aktiv gewesen. Beim Baubeginn dabei sein zu dürfen, hat schon wirklich was tolles" erzählt uns Boris Palmer im Interview.

Für den neuen Busbahnhof und die Neugestaltung des Anlagenparks werden rund 25 Millionen Euro investiert.

Dass das Thema Mobilität und öffentlicher Nahverkehr eine Herzensangelegenheit des Oberbürgermeisters ist, wissen Viele. Die Stadt ist in puncto Klimaschutz Vorbild. Im Sommer stellte Palmer deshalb auch auf dem Klimagipfel in San Francisco seine Kampagne „Tübingen macht blau" vor.

Ein weiteres Highlight: für ihre nachhaltige und erfolgreiche Energie- und Klimaschutzpolitik erhält Tübingen im November den European Energy Award in Gold.

Doch Palmer ruht sich nicht aus: immer mehr Aktionen und Möglichkeiten werden in die Stadt geholt, um den Individualverkehr zu minimieren oder ihn wenigstens umzustellen.

„Bei teilauto gibt es jetzt ein Projekt flächendeckend Carsharing anzubieten, das rollen wir aus. Ziel ist: 200 Fahrzeuge im Stadtgebiet statt 100 heute. Und wir haben jetzt auch mit Scooter-Sharing begonnen - die Roller, die überall in der Stadt mit GPS geortet werden können, wenn man sich einloggt, und dann einfach Helm raus aus dem Sitz und los geht's. Ich habe das selber öfter schon gemacht und das schöne daran ist, dass es das mit diesem System nur in drei Städten bisher gibt in Europa – nämlich in Paris, in Madrid und in Berlin - und in Tübingen. In der Reihe kann man sich durchaus sehen lassen" so Palmer.

Eine Tatsache, die nicht ganz so viel Anlass zur Freude gibt, ist die Wohnungssituation in Tübingen. Jeden Monat kommen viele Menschen in das Büro des Oberbürgermeisters und beklagen ihre Situation.

„Wenn z.B. jemand sagt: Ich habe 40 Jahre hier in Tübingen gelebt und jetzt bin ich in Rente und mit der Rente kann ich mir keine Wohnung mehr leisten. Da fällt ihnen keine gute Antwort ein. Wir müssen da mehr tun und wir sind hier erfolgreich. Wir haben in den letzten vier Jahren 2000 neue Wohnungen genehmigt. Und wir haben dieses Jahr erstmals hundert neue Sozialwohnungen im Bau. So dass wir hier Verstärkung bekommen werden – nicht genug, aber eine deutliche Verbesserung. Und daran arbeiten wir jeden Tag mit Hochdruck" erklärt der Oberbürgermeister.

Geliebt und gehasst zugleich ist auch das Tübinger Cyber Valley. Europas größte Forschungskooperation im Bereich der Grundlagenforschung zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) wird stetig ausgebaut und erweitert.

„Insgesamt läuft es großartig. Der Bund hat jetzt eine Strategie für KI begonnen. Tübingen liegt jetzt unter den Top 10 Standorten weltweit in diesem Feld, was die Publikationen angeht. Wir haben das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, wir haben die Chance drum herum einen echten Forschungscluster anzusiedeln und wir geben auch sehr viel Geld in dieses Feld hinein. Und es ist auch wichtig auf diesem Feld vorne zu sein und nicht etwa den Anschluss zu verlieren" so Palmer.

Das Bündnis #nocybervalley sowie weitere Studentinnen und Studenten, die unter anderem einen Hörsaal im Kupferbau besetzten, kritisieren vor allem die Zusammenarbeit des Cyber Valleys mit Partnern aus der Rüstungsindustrie.

Kritisiert wurde auch der Oberbürgermeister höchstpersönlich. Nach Äußerungen wie zum Beispiel Anfang des Jahres zum „Rüppel-Radler aus Ulm", muss er auch von Kollegen aus der Politik Kritik ernten.

Immer wieder wird er, in der Debatte um Flüchtlinge, auch als Nazi oder Rechtsextremist bezeichnet. Nicht gerade angenehm für einen grünen Oberbürgermeister. Im Gegensatz zu anderen würde er aber auch öffentlich die negativen Dinge ansprechen, so Palmer.

„Und was mir nach wie vor Sorgen macht, ist das Thema Kriminalität. Wir haben leider einen kleinen Anteil, aber doch einen wichtigen Anteil an jungen Männern, die straffällig sind und schwere Gewalttaten begehen und an der Stelle entschieden gegen zu steuern halte ich für zwingend erforderlich, um das, insgesamt in Tübingen positive Klima für Flüchtlinge, zu erhalten" erklärt Palmer.

Denn wenn wir uns zurückerinnern, gab es besonders in Tübingen - zumindest gefühlt – viele sexuelle Übergriffe und Belästigungen im vergangenen Jahr. Palmers Vorschlag laute daher: doppelter Spurwechsel.

Kulturell gab es in diesem Jahr etwas ganz Besonderes.

„Ja, dieses Jahr hatten wir ein ganz großes Highlight, nämlich das Bachfest. In der Stiftskirche das Eröffnungskonzert war wirklich sensationell. Ich bin jetzt kein täglicher Bachhörer, aber das hat mich wirklich begeistert und es waren auch Mittagskonzerte vollständig ausverkauft" erzählt der Oberbürgermeister begeistert.

Ein Bachfest wird es in Tübingen zwar nicht mehr geben, die Menschen können sich aber auch im neuen Jahr auf viele altbewährte Veranstaltungen wie den umbrisch-provenzialischen Markt mit seinen mediterranen Köstlichkeiten oder auf Deutschlands größten Schokomarkt – die choclART freuen.

Gespannt sind wir auch auf das nächste Jahr – natürlich auch auf Palmers Aktivitäten in den Medien.

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