DragKing | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Justin Case - Besuch bei einem Drag-King

Stand: 24.12.18 16:34 Uhr

Seit Conchita Wurst im Mai 2014 den Eurovision Song Contest gewann sind Drag-Queens, also Männer, die sich als Frauen verkleiden, ein Begriff. Das es auch andersherum geht, beweist zum Beispiel Justin Case. Im Alltag ist der Drag-King eine Tübinger Studentin, doch zu besonderen Anlässen wird aus der jungen Frau ein echt aussehender Kerl. Wir haben Justin Case besucht.


Wer Drag-Kings sucht, der findet sie zumeist auf zahlreichen Bühnen bei Aufführungen. Doch so mancher Drag-King ist auch in den Tübinger Studenten-WGs zuhause. Justin Case legt gerade seine Verkleidung an. Die weiblichen Gesichtszüge müssen erst einmal kantiger werden – männlicher eben. Eine Sache darf dabei natürlich nicht fehlen: der Bart – es soll schließlich alles möglichst echt aussehen. Um Justin Case zu werden, steht die Studentin lange Zeit vor dem Spiegel. Hierbei drängt sich eine Frage auf: Warum macht sich die junge Frau überhaupt die Mühe?

"Aus Spaß" ist ihre Antwort. Aber auch, um die Geschlechterrollen in Frage zu stellen. Was macht einen Mann oder eine Frau aus? Sind unsere Vorstellungen von Mann und Frau so wie wir sie brauchen? Brauchen wir überhaupt Vorstellungen von Mann und Frau?

Die Studentin hat sich noch nicht allzu häufig als Justin Case verkleidet. Dennoch hat sie so einen Weg entdeckt, aus ihrem Alltag herauszuschlüpfen und jemand anderes zu sein. Und nicht nur ihr Aussehen verändet sich, auch sie selbst fühlt sich anders. Sicherer, vor allem selbstsicherer. Ein Stück weit habe sie auch das Gefühl, weniger schön sein zu müssen. Sie verändere wie sie geht, gleichzeitig zeige sie trotzdem Gefühle. Denn auch Männer sollen ihrer Meinung nach Gefühle zeigen dürfen.

"Justin Case" ist für die Studentin mehr als nur eine Verkleidung. Als Drag-King hat er auch eine eigene Persönlichkeit. Er sei eine "coole Socke". Mutig genug, kuriose Dinge anzuziehen und mit Glitzerbart herumzulaufen. Er sei ein Macher, der ausprobiere, statt sich Gedanken zu machen.

Die Tübinger Studentin hofft darauf, den ein oder anderen in ihrem Umfeld dazu zu bringen, einmal über Geschlechterrollen nachzudenken. Irgendwann soll es ihrer Meinung nach soweit sein, dass jeder Mensch so sein kann wie er ist, ohne sich in vordefinierte Geschlechterrollen hineinzwängen zu müssen.

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