Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr war Günther Oettinger bei einer Veranstaltung in der Kreissparkasse Reutlingen. Dieses Mal als Festredner des Verbandes "DIE FAMILIENUNTERNEHMER und DIE JUNGEN UNTERNEHMER". Dessen Regionalkreis Südwürttemberg hatte zur Jahresversammlung eingeladen.
Mit der Frage „Wo stehen wir mit Baden-Württemberg, Deutschland und der Welt im Herbst 2018?" begann der EU-Kommissar seinen Vortrag und beantwortete die Frage gleich selbst: in einer zweigeteilten Wirklichkeit. Die eine Wirklichkeit zeige Vollbeschäftigung. In immer mehr Regionen Europas stehe der Mangel an Fachkräften und nicht der Mangel an Arbeitsplätzen im Mittelpunkt des Arbeitsmarktes. "Wir haben in den letzten sechs Jahren – und es waren gute Jahre gewesen – Jahr für Jahr mehr Wachstum gehabt als zuvor vorausgesagt." Dazu einen Exportüberschuss wie nie zuvor.
Doch die Lage trübe sich. Das Wirtschaftswachstum werde laut Oettinger abnehmen. Es gebe innereuropäische und weltweite Risiken. Die Rechtsstaatlichkeit in Polen und Ungarn sei in Gefahr. Korruption werde in Rumänien rückwirkend straffrei gestellt. In Italien gebe es eine Regierung, die provozieren und die Eurozone und ihre Stabilität in Gefahr bringen würde.
Oettinger sieht die Werteordnung, die liberale Gesellschaft, mit der wir lange gut unterwegs gewesen seien, in Gefahr. "Wenn wir die Welt von Übermorgen ein bisschen nach unseren Überzeugungen mitgestalten wollen, wenn wir nicht im Sandwich zwischen China und den USA erdrückt werden wollen, wenn die großen Fragen europäisch geprägt sein sollen – Klimaschutz, Standards und Normen für die Industrie, Forschungsprojekte, die digitale Revolution, Friedenssicherung, oder etwas Stabilität in Afrika – dann geht das nur im europäischen Team." Dieses europäische Team brauche eine europäische Polizei, eine europäische Armee, um die europäische Sicherheit selbst gewährleisten zu können. "Wir haben 800 Ersatzteillager, aber es ist nicht das drin, was ein Hubschrauber braucht, damit er hoch- und wieder runterkommt." Luat Oettinger seien vermutlich der Schützenverein von Hannover Süd und die Feuerwehr von Reutlingen besser aufgestellt als "die arme Bundeswehr". Deutschland versage in Fragen äußerer Sicherheit. Auf dem Weg zur europäischen Armee müsse der Staat mehr in äußere Sicherheit und in Forschung investieren "und nicht noch mehr in Rente mit 63, und in Mütterrente und in anderen Schwachsinn".
Um zukunftsfähig zu sein müsse Europa, besonders Deutschland wettbewerbsfähig sein. Im Zeitalter der digitalen Revolution liege Deutschland weit hinten, das noch von den Erfindungen von Carl Benz lebe und zu hohen Wert auf Datenschutz statt Datennutzung lege. Zum Schluss rief der EU-Kommissar die Anwesenden dazu auf, bei der kommenden Europawahl wählen zu gehen. Eine hohe Wahlbeteiligung sei wichtig. Denn ohne Europa seien auch die europäischen Werte nichts wert.
Als Dank für seine Rede erhielt Oettinger eine Flasche Wein, ehe er zum nächsten Termin nach Stuttgart weitereilte: zur Ehrung von Fußball-Legende Hansi Müller.
In der Jahresversammlung standen zudem Wahlen an: Robin Morgenstern, Vorstandsvorsitzender der Morgenstern AG, wurde in der Jahresversammlung zum neuen Vorsitzenden des Regionalkreises Südwürttemberg der „Familienunternehmer" gewählt. Morgenstern ist zugleich auch Vizepräsident der IHK Reutlingen und war zuvor Vorsitzender von "Die Jungen Unternehmer.".
Als Vorsitzender der "Familienunternehmer" folgt Morgenstern auf Gerd Tauster von der Tauster GmbH. Dieser hatte zuvor 14 Jahre lang den Vorsitz innegehabt.
Isabel Grupp wurde zur neuen Vorsitzenden von "Die Jungen Unternehmer" gewählt. Isabel Grupp zählt zur Geschäftsleitung der Plastro Mayer GmbH.
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