Bürgerdialog zu Flüchtlingsunterkunft | Bildquelle: RTF.1

Meßstetten:

Proteste bleiben aus - Bürgerdialog zu Flüchtlingsunterkunft in Zollernalb Kaserne

Stand: 21.08.14 16:56 Uhr

Wie weit reicht das Mitgefühl, und wie groß sind die Vorbehalte? Mit dieser Frage mussten sich jetzt die Meßstetter Bürger auseinander setzen. Denn das Land plant, in der Zollernalb-Kaserne bis zu 1000 Flüchtlinge unterzubringen. Befristet auf zwei Jahre soll die Kaserne genutzt werden, um die bisher einzige Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe zu entlasten. Bei einer ganz kurzfristig einberufenen Informationsveranstaltung, sollten gestern auch die Bürger von Meßstetten, die Möglichkeit bekommen, sich dazu zu äußern.

Schon vor der Veranstaltung hatten rechtspopulistische Gruppierungen, unter anderem auf Facebook, Stimmung gegen die Pläne mit der Zollernalb-Kaserne gemacht. Offen hatten sie auch Gleichgesinnte aufgefordert, an dem Informationsabend teil zu nehmen.

Doch die befürchteten Proteste blieben aus. Das Interesse am Thema war allerdings groß. Rund 500 Menschen hatten die Meßstetter Turn- und Festhalle bis zum letzten Platz belegt. Für einige blieben nur noch Stehplätze. SPD-Integrationsministerin Bilkay Öney warb vor ihnen dafür, übergangsweise bis zu 1000 Flüchtlinge in der Zollernalb-Kaserne unterzubringen. Trotz einiger Unsicherheiten unter den Meßstettern waren die Reaktionen darauf überwiegend positiv.

"Ich bin heute überwältigt von der Menschlichkeit und der positiven Grundstimmung die ich in Meßstetten und in Balingen auch gespürt habe. Weil es gab ja Berichterstattung darüber, dass es hier Tumulte geben sollte. Dass es große Vorbehalte geben sollte. Die gibt es natürlich auch. Teilweise sind sie berechtigt. Aber wir haben versucht diese Ängste auch aufzunehmen und ernst zu nehmen. Wir werden daran arbeiten, dass eben diese Ängste sich nicht realisieren", erklärte die Integrationsministerin Bilkay Öney.

Auch bei Landrat Günther-Martin Pauli machte sich im Anschluss an den Bürgerabend eine gewisse Erleichterung breit: "Mir war nur wichtig, dass nicht noch mehr Verwirrungen und Irrungen von Außen nach Meßstetten reingetragen werden. Und das hat die Versammlung schon gezeigt, dass eben diese paar wenigen Gestalten, die versucht haben Störerisch zu wirken, und auch eher irrational versuchen diese Diskussion zu begleiten, dass man das schon im Griff hatte. Das weiß man im Vorfeld nie. Und da bin ich dankbar, dass das gesamte Publikum hier auch mitgewirkt hat", so der Landrat.

Für besondere Verunsicherung bei der Bevölkerung sorgt offenbar neben der Sorge um die ordnungsgemäße Betreuung der Flüchtlinge, unter anderem auch die Angst vor rechtsradikalen Anfeindungen und Anschlägen. "Es wurde gesprochen eben von Neonazis und so weiter. Wir werden die Kommune mit aller Kraft unterstützen, so wie wir das übrigens in Karlsruhe genauso machen. Es gibt dort Sicherheitspersonal. Es braucht niemand Angst haben vor Angriffen oder auch vor Störungen", versicherte die Integrationsministerin. Und auch, dass es sich bei der Zollernalb Kaserne schon wegen der "fehlenden Infrastruktur" nur um eine Zwischenlösung bis 2016 handeln könne.

Doch für die Verantwortlichen vor Ort bedeutet das trotzdem erst einmal eine große Herausforderung. "Zunächst mal ist auf den ersten Blick das Kasernen Gelände natürlich nur für Soldaten geeignet. Da müssen wir jetzt sehr schnell dafür sorgen, dass die Aufenthaltsqualität so gestaltet und umgestaltet wird, dass auch Familien und Kinder dort sinnvoll betreut werden können. Und dass in den wenigen Wochen die sie bei uns sind, dann auch so beschäftigt, betreut, begleitet werden, dass es so wenig Konflikte auch außerhalb dieses Geländes geben wird", bekräftigte Günther-Martin Pauli.

Vorraussichtlich am 5. oder 12. September, so Meßstettens Bürgermeister Lothar Mennig, werde der Gemeinderat über die nächsten Schritte beraten. Denn zunächst müsse eine Änderung im Baurecht beschlossen werden, damit die Zollernalbkaserne überhaupt als Asylunterkunft genutzt werden dürfe.

WERBUNG:



Seitenanzeige: