Seiler und Speer | Bildquelle: RTF.1

Musik:

"Wir sind eine richtig gute Live-Band geworden" - Interview mit Seiler und Speer

Stand: 03.09.18 20:16 Uhr

Gute Musik machen und bei Konzerten Menschen zusammenbringen, das ist der Antrieb für die österreichischen Musiker Seiler und Speer - gegen Hass und "Social-Media-Dreck". Warum es ihnen "wurscht" ist, ob sie einen Hit landen, warum die Fans auf Tour "Wahnsinn" waren und was sie von der Wiener Rockband Wanda halten, das erfahrt ihr in unserem Interview mit dem erfolgreichen wie außergewöhnlichen Austro-Pop-Duo.


"Komischerweise mögen uns die Leute! Das sind wir überhaupt nicht gewöhnt", scherzen Christopher Seiler und Bernhard Speer. Selbst in Norddeutschland, wo der österreichische Dialekt nicht so geläufig ist, wurden sie bei ihrer jüngsten Tour bejubelt. "Die Leute singen alles mit, können aber keinen Text", erinnert sich Bernhard Speer und freut sich: "Das ist Wahnsinn. Die erste Reihe, das ist super."

"Ich bin der Meinung, dass wir uns einen guten Live-Namen erspielt haben", analysiert Christopher Seiler den Erfolg. "Wir sind nicht irgendeine Band, die das da so runterratscht, sondern wir sind eine richtig gute Liveband geworden", sagt Seiler über sich, Kollege Speer und die Melibar-Combo, mit der die beiden auf der Bühne stehen.

Offenbar haben Seiler und Speer inzwischen ihren Frieden damit gemacht, dass ihr bislang größter Hit "Ham kummst" wesentlich erster gemeint war als er aufgefasst worden ist. "Ist schon gut so wie's ist", meint Christopher Seiler versöhnlich. Und Bernhard Speer versichert auf die Frage hin, ob sie den Song selbst noch hören können: Sie würden ihn weiterhin gern spielen - hören sowieso nicht, denn Künstler, die sich gern selber hören, seien doch irgendwie narzisstisch.

Druck, wieder einen Hit zu landen, machen sich Seiler und Speer nicht: "Wir haben 'Ham kummst' auch ganz relaxt gemacht", meint Christopher Seiler. "So einen Hit kannst ja so jetzt nicht planen. Außer du hast eine Riesen-Maschinerie hinter dir, die dann wirklich schaut, dass das gekauft wird. Da sind wir aber keine Fans davon."

Spaß an der Sache sei wichtig, betont Bernhard Speer. "Es ist schön, wenn du einen Hit hast", findet Christopher Seiler, aber: "Im Endeffekt gehts darum, gute Musik zu machen. Die größten Songs waren nie Hits, von anderen Bands beispielsweise."

Auch abseits der Bühne sind Seiler und Speer aktiv: Bei Youtube haben sie eine große Fangemeinde, die sich inzwischen über die vierte Staffel "Horvathslos" freuen kann. Anton Horvath ist Christopher Seilers Alter Ego - ein grantelnder Arbeitsloser mit sehr eigenen Ansichten, derben Sprüchen, großer Klappe und ebenso großem Durst. Er wird in der Satire-Serie, die es auch auf DVD gibt, von einem Kamerateam begleitet.

Ob die Serie auch künftig weitergeht, ist noch unklar: "Also wenn's nach mir geht, nicht", meint Christopher Seiler, während Bernhard Speer betont: "Wenn's nach mir geht, schon. Aber wir haben ja schon bei der ersten Staffel gesagt, das ist vorbei. Mal schauen, was auf uns zukommt."
Wieviel Horvath tatsächlich in ihm steckt? Christopher Seiler tut sich schwer mit einer Antwort. "Ich glaub, wenn du was spielen willst und wenn du das gut spielen willst, musst du schon ein bisschen was in dir drin haben von dem." Ein bisschen Horvath stecke wohl in jedem von uns, meinen die Musiker. Christopher Seiler schiebt jedoch nach: "Aber wie man ja jetzt sieht, bin ich ja jetzt nicht der Herr Horvath. Ich kann ja anders!"

Doch auch Seiler und Speer sagen gern ihre Meinung. Zum Beispiel über den "Social-Media-Dreck, diesem Scheiß da, was mehr Leute auseinander bringt als zusammen". Und über Gerüchte. Zum Beispiel jenes, dass die Fans der Wiener Rockband Wanda und die Fans von Seiler und Speer sich gegenseitig nicht leiden können. Unsinn, laut Christopher Seiler: "Dieses Phänomen hast du ja meistens in der Rapmusik. Wir machen ja keine Rapmusik". Seiler und Speer machten "grundehrliche Musik". Außerdem seien ihre Fans auch weit über der Altersgruppe, in der man irgendwen anderen hassen würde, so Christopher Seiler.

Es gab gemeinsame Konzerte. Eine Zusammenarbeit mit Wanda - ähnlich wie es Rainhard Fendrich, Wolfgang Ambros und Georg Danzer als Austria 3 praktizierten - sei aber nicht geplant. "Wenn wir mal gemeinsam einen Gig miteinander spielen können, sind wir schon ganz glücklich drüber", meint Bernhard Speer, "weil wir verstehen uns gut mit den Leuten. Aber jetzt gemeinsam was machen..." Es sei schon gut, dass jeder seins mache, findet Christopher Seiler. "Das sind, glaube ich, zwei verschiedene Genres, die sich so gar nicht befruchten würden, glaube ich.". Ausschließen will er eine Zusammenarbeit mit anderen Künstlern aber nicht: "Das wäre ja Blödsinn. Uns gibt's jetzt seit 2014, wenn ich nicht lüge, das ist noch nicht lange. Und ich hoffe, wir haben noch eine lange Karriere vor uns."

Das ist ihnen zu wünschen - schließlich haben Seiler und Speer auch eine wichtige Botschaft: "Wir leben in einer Zeit, wo eh so viel Hass und so viel Missgunst herrscht. Dann ist es schon schön, wenn Leute sich treffen zu einem Konzert und da Liebe herrscht!"

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