Ehemalige Kirche in Gruorn | Bildquelle: RTF.1

Münsingen:

Sommerthemenwoche - Orte des Erinnerns: Gruorn

Stand: 27.08.18 11:32 Uhr

Inmitten des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Münsingen erheben sich ruinenhafte Mauern, eine Kirche und ein Schulhaus. Die Geschichte um das ehemalige Alb-Dorf Gruorn steht für Willkür, Vertreibung, Abschiedsschmerz und Heimatverlust. Grourn ist ein Platz der Erinnerung und des Gedenkens. Und deshalb starten wir mit dem ehemaligen Albdorf in unsere neue Sommerthemenwoche zu den "Orten der Erinnerung" in der Region Neckar-Alb.


Wer heutzutage den Weg nach Grourn sucht, der muss ihn sich erwandern oder erradeln. Denn die Geschichte hat Gruorn 1939 vom Rest der Welt abgeschnitten. Erst durch die Erweiterung des damaligen Truppenübungsplatzes, der das ehemalige Dorf von allen Seiten her kilometerweit einschloss und im Dritten Reich zum militärischen Sperrgebiet machte und dann aber erneut, als das Militär 2005 abzog und das Gebiet um die Ruinen zum Teil der verkehrsfreien Schutzzone des neuen „Biosphärengebiets Schwäbische Alb" gemacht wurde. Nur Schulhaus und Kirche sind größtenteils heil geblieben.

Alljährlich am Pfingstsonntag und an Allerheiligen aber wird das Fahrverbot nach Gruorn aufgehoben. Und Schulhaus wie Kirche werden zum Ziel derer, die mit einem Gottesdienst ihrer Vertreibung, oder der ihrer Vorfahren gedenken.

Im mittlerweile wieder restaurierten und zu einem Museum mit kleiner Bewirtungsmöglichkeit ausgebauten, ehemaligen Schulhaus, lassen Bilder und Ausstellungsstücke das verlorene Leben in Gruorn wieder auferstehen – und damit auch die oft zuerst verdrängten Empfindungen des Abschieds.

Trotz allem: zurück in ein dann wieder aufgebautes Gruorn wollten – als das Gelände 2005 geräumt wurde und diese Option theoretisch möglich erschien – nur ganz wenige der ursprünglich knapp 700 vertriebenen Bewohner. Einer von ihnen beschrieb es zwar als Heimat, man habe aber anderswo Wurzeln geschlagen, einen neuen Freundeskreis und eine neue Existenz gegründet - wieder her ziehen käme nicht in Frage.

Das Gruorn als Gedächtnisort und als Mahnung gegen die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat erlebbar bleibt, das eint die ehemals Vertriebenen und ihre Nachkommen. Darum will das von ihnen gegründete „Komitee zum Erhalt von Kirche und Schulhaus" weiter dafür sorgen, dass die Erinnerung an Gruorn nicht in den Zeiten verloren geht.

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